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Neurodermitis

Ursachen

Allergieerkrankungen werden insbesondere in den westlichen Nationen, aber auch weltweit, immer häufiger. Warum das Auftreten von Allergien in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat, kann man sich derzeit noch nicht schlüssig erklären. Neben genetischen Faktoren kommen für diesen zunehmenden Trend eigentlich nur Veränderungen in den Lebensbedingungen als Ursache in Frage. Dazu zählt paradoxerweise die zunehmende Hygiene, die zu einer völlig neuartigen Beanspruchung des Immunsystems führt. Schließlich war der Mensch über Jahrmillionen gewohnt, auch verderbliche Nahrung zu essen, die mit Bakterien und Pilzen belastet war. Auch seine Umgebung (zum Beispiel das Wohnumfeld) war früher mit mehr Keimen verunreinigt als heutzutage. Andererseits treten heute sehr viel mehr Virusinfekte auf, da infolge der ansteigenden Häufigkeit des Reisens in den letzten 100 Jahren die Kontakte mit fremdartigen Virusstämmen explosionsartig zugenommen haben. Die heutigen, verbesserten hygienischen Verhältnisse haben zwar viele Infektionskrankheiten (wie zum Beispiel Tuberkulose, Pest, Cholera usw.) eingedämmt, das Immunsystem wird dadurch aber quasi unterfordert, so dass es zu einer Überbewertung anderer Fremdstoffe kommen kann. Das führt dann dazu, dass eigentlich harmlose Stoffe im häuslichen und beruflichen Umfeld Allergien auslösen.

Die Ursachen für die Entstehung einer Neurodermitis sind noch nicht genau durchschaut. Man weiß jedoch, dass bei atopischen Ekzemen - wie bei anderen atopischen Erkrankungen - das Immunsystem im Übermaß reagiert. Es bildet IgE -Antikörper gegen an und für sich harmlose Substanzen (Allergie vom Soforttyp bzw. Typ I). Es kommt zu Rötungen, Schwellungen und vor allem zu Juckreiz. Da die Haut im Allgemeinen (einschließlich der Schleimhaut in den Atemwegen und im Verdauungssystem sowie der Bindehaut in den Augen) die erste Barriere gegen Fremdstoffe bildet, ist sie am häufigsten von allergischen Reaktionen betroffen.

Ein kleinerer Teil der Neurodermitiker reagiert hingegen nicht mit einer erhöhten IgE-Bildung -  bei diesen Patienten spielen Allergien keine Rolle. Diese Form der Erkrankung wird auch "intrinsische Variante der Neurodermitis" genannt.

Für Erkrankungen des atopischen Formenkreises besteht eine genetische Veranlagung: Wenn bereits ein Elternteil an einer atopischen Erkrankung leidet, beträgt das Risiko eines Kindes ebenfalls eine solche Erkrankung zu entwickeln, ungefähr 25%. Sind beide Elternteile betroffen, liegt das Risiko sogar bei mehr als 50%.

Der Ausbruch einer atopischen Erkrankung wird offenbar von einer Reihe weiterer Faktoren beeinflusst. Diese so genannten Provokationsfaktoren können die Entstehung der Erkrankung begünstigen bzw. ihren Verlauf verschlechtern. Welche Faktoren im Einzelnen zu einer Neurodermitis-Erkrankung beitragen, wird derzeit noch wissenschaftlich untersucht und diskutiert. Auch ist die Bedeutung dieser möglichen Auslöser von Patient zu Patient sehr unterschiedlich.

Im Folgenden sind die wichtigsten Faktoren aufgeführt, die Entstehung und Verlauf einer Neurodermitis beeinflussen können:

Allergene

  • Tierhaare und Federn
  • bestimmte Nahrungsmittel und Zusatzstoffe. Kinder vertragen häufig kein Hühner- oder Kuhmilcheiweiß. Erwachsene sind teilweise empfindlich gegen Fisch und Meeresfrüchte, Nüsse, Soja, oder auch Kuhmilch
  • Pollen
  • Schimmelpilze
  • Hausstaubmilben  

Ungünstige Umgebungsbedingungen

  • Trockene (Heizungs-)Luft
  • kalte (Winter-)Luft
  • Schwitzen
  • insgesamt starke Temperaturschwankungen
  • Tabakrauch

Meistens verschlechtert sich das Krankheitsbild in den Übergangsjahreszeiten (Frühjahr/Herbst). Hierbei sind im Frühjahr oft Pollen und vermehrtes Schwitzen die Ursache. Im Herbst sind meist geringe Luftfeuchtigkeit (Beginn der Heizperiode), Hausstaubmilben (bzw. deren durch Heizungsluft aufgewirbelte Allergene) und warme Kleidung maßgeblich.

Psychischer Stress

Es wird vermutet, dass das Zusammenspiel zwischen Immunsystem und Psyche in Zusammenhang mit dem Auftreten von Symptomen bei Neurodermitis steht. Im Allgemeinen hat Stress eine negative Auswirkung auf die Hautveränderungen. Ungelöste Konflikte oder auch Langeweile können einen Krankheitsschub auslösen. Wie sehr sich die Krankheitssymptome verschlechtern, ist aber individuell sehr unterschiedlich.

Hautirritationen

Durch bereits vorliegende Veränderungen wird die Haut anfälliger für Neurodermitis. Hautirritationen können mechanisch, durch Kratzen oder Reiben (zum Beispiel auch durch ungeeignete Kleidung) verursacht werden. Es liegt eigentlich immer eine Barrierestörung der Haut vor, sowie eine bakterielle Fehlbesiedelung mit bestimmten Erregern (Staphylococcus aureus), die Entzündungsvorgänge in der Haut verstärken können. Auch eine veränderte Schweißbildung kann vorliegen. Insbesondere starkes Schwitzen führt zu Brennen und Juckreiz der Haut. Aber auch Feuchtarbeiten oder längeres Tragen von Gummi- oder Vinylhandschuhen können auslösend wirken.

Abwehrschwäche

Ist die Immunabwehr der Haut geschwächt, kommt es häufiger zu einer Besiedelung der Haut mit Erregern (Bakterien, Viren und Pilze). Die meisten Neurodermitiker haben einen erhöhten Immunglobulin E-Spiegel (Ig E), was auf Entzündungen hinweist. Auch Infekte wie beispielsweise eine Mandelentzündung können die Neurodermitis beeinflussen.

Störungen des vegetativen Nervensystems

Kältereize führen zu einer verstärkten Verengung der Gefäße und können eine Neurodermitis beeinflussen. Das macht sich durch kalte Finger und eine auffallend blasse, kalte Haut bemerkbar.