Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Passivrauchen

Wer sich in einem verqualmten Raum aufhält, atmet pro Stunde so viele Giftstoffe ein, wie wenn er selbst eine Zigarette rauchen würde. In Deutschland ist mehr als ein Viertel der nichtrauchenden Bevölkerung regelmäßig Passivrauch ausgesetzt. Nach Schätzungen der European Respiratory Society (Europäische Lungenfachgesellschaft) sterben in Deutschland jedes Jahr 4.000 Nichtraucher an den Folgen des Passivrauchs, davon allein über 900 Patienten an einer durch Passivrauchen verursachten COPD. Kinder, die in ihrem Umfeld passiv „mitrauchen“ müssen, leiden häufiger unter Atemwegsinfektionen und weisen ein erhöhtes Risiko auf, an Asthma bronchiale oder anderen Atemwegserkrankungen zu erkranken. Die in Deutschland nunmehr weitgehend flächendeckend bestehenden Rauchverbote sind daher notwendig.

Durch das Rauchen schädigt der Raucher nicht nur sich selbst, sondern auch alle anderen Anwesenden. Während ein Viertel des Zigarettenrauches von der rauchenden Person als Hauptstromrauch inhaliert wird, gehen drei Viertel beim Ausatmen und beim bloßen Glimmen der Zigarette zwischen den einzelnen Zügen als Nebenstromrauch in die Umgebungsluft über. Der Nebenstromrauch entsteht bei wesentlich geringeren Temperaturen als der Hauptstromrauch, deshalb sind die beiden Raucharten unterschiedlich zusammengesetzt. Krebs erregende Substanzen können im Nebenstrom in einer bis zu 100mal (!) höheren Konzentration enthalten sein als im Hauptstrom.

Dieser Nebenstromrauch ist reich an schädlichen (meist Krebs erzeugenden) chemischen Verbindungen wie Phenol, Formaldehyd, Benzol und polykondensierten aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), Azaarenen, Nitrosaminen, Vinylchlorid, Hydrazin und Benzopyrenen. Auch Formaldehyd, Anilin und Cadmium sind in hohen Konzentrationen enthalten.

In den industrialisierten Ländern ist Tabakrauch die häufigste Ursache von Luftverschmutzung im Inneren von Wohnungen, Warteräumen und Kraftfahrzeugen. Wissenschaftler des Krebsforschungszentrums Heidelberg berechneten, dass in Deutschland jährlich etwa 600 Passivraucher unter den Nicht-Rauchern an einem Bronchialkarzinom sterben. Die Grafik gibt eine Übersicht über das geschätzte zusätzliche Krebsrisiko durch verschiedene Arten der Luftverschmutzung in Ballungsgebieten. Wenn man regelmäßig Zigarettenrauch einatmet, steigt das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden um 20 bis 40%. Auch die Gefahr von gehäuften Schlaganfällen und chronischen Atemwegserkrankungen erhöht sich und die Wundheilung verzögert sich. Außerdem besteht kein Zweifel mehr darüber, dass Passivrauchen einen Risikofaktor für die Entstehung von Gefäßkrankheiten - insbesondere der  koronaren Herzkrankheit  - darstellt, da Nikotin selbst bei Passivrauchern schädliche Ablagerungen in den Gefäßen fördert.

Mit am schlimmsten sind die Folgen des Passivrauchens für (ungeborene) Kinder. Knapp ein Drittel der Schwangeren in Deutschland rauchen und beeinträchtigen dadurch die Entwicklung ihres Babys schon im Mutterleib. Kinder von Raucherinnen sind häufig kleiner und schmächtiger als die von Nicht-Raucherinnen. Außerdem leiden Raucherbabies öfter unter Lungenfunktionsstörungen und verengten (obstruktiven) Atemwegen. Durch das Rauchen kommt es vermehrt zu körperlichen Missbildungen und gar zu Tot- bzw. Fehlgeburten. Rauchen während der Schwangerschaft führt zu geringem Geburtsgewicht und Entwicklungsstörungen. Das Rauchen der Eltern fördert auch den plötzlichen Kindstod.

In den letzten Jahren mehren sich die Hinweise, dass Kleinkinder unter fünf Jahren, deren Eltern rauchen, häufiger an Leukämie oder an einem Lymphom erkranken. Auch laufen sie Gefahr, doppelt so häufig wegen Lungenentzündung ins Krankenhaus zu müssen als Kinder aus Nicht-Raucher-Haushalten. Mittelohr- und Gehirnhautentzündungen sind offenbar ebenfalls häufig auf das Passivrauchen zurückzuführen. Sogar auf die Lungenfunktion ihrer Kinder im Erwachsenenalter haben die Rauchgewohnheiten der Eltern einen Einfluss: Männer, in deren Kindheit die Eltern geraucht haben, erkranken häufiger an Asthma bronchiale  und chronischer Bronchitis  als Männer aus rauchfreien Familien. Frauen, deren Mütter während der Schwangerschaft geraucht haben, entwickeln im späteren Leben häufiger Asthmasymptome.

Kein Wunder, dass das Rauchen in der Öffentlichkeit immer weniger toleriert wird! Bei einer jüngsten Umfrage sprachen sich 48% der Befragten für ein Rauchverbot in deutschen Lokalen, Restaurants, Cafés und Bars aus. 60% würden die Glimmstängel an Schulen sofort verbieten. Dabei zeigten die unter 30-Jährigen am wenigsten Toleranz für Raucher.