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Tuberkulose

Therapie

Ohne medikamentöse Behandlung würde etwa ein Drittel der Tuberkulose-Erkrankungen ausheilen, ein Drittel der Patienten würde eine chronische Tuberkulose entwickeln und das letzte Drittel daran sterben.

Die schrittweise Einführung wirksamer Medikamente gegen Tuberkulose (Antituberkulotika) seit den 1950er Jahren hat die Tuberkulose zu einer gut behandelbaren Infektionskrankheit gemacht. Da Tuberkulosebakterien unter Behandlung mit nur einem Medikament relativ schnell  Resistenzen entwickeln, wird eine Mehrfachbehandlung mit 3 oder 4 Antituberkulotika durchgeführt. Therapiestandard ist die Kombination aus Isoniazid (INH), Rifampicin (RMP), Pyrazinamid (PZA) und Ethambutol (EMB). Alternativ kann anstelle von EMB auch Streptomycin (SM) gegeben werden, welches jedoch nicht als Tablette verfügbar ist, sondern in den Muskel (intramuskulär) bzw. in die Vene verabreicht werden muss. Üblicherweise wird über 2 Monate mit 4 Antituberkulotika (INH, RMP, PZA, EMB) und anschließend noch mit einer 2er- Kombination (INH, RMP) über weitere 4 Monate behandelt. Die Gesamtbehandlungsdauer beträgt im Normalfall daher 6 Monate. Damit können unkomplizierte Tuberkulosen komplett geheilt werden.

Zu den wichtigsten Nebenwirkungen einer antituberkulotischen Behandlung zählt die Beeinträchtigung der Leberfunktion bis hin zur Gelbsucht (INH, RMP, PZA). Auch Blutbildveränderungen kommen gelegentlich vor. Aus diesem Grund werden unter Therapie regelmäßig die Leberwerte und das Blutbild kontrolliert.

Isoniazid (INH) verursacht mitunter eine Nervenentzündung, die man aber durch die gleichzeitige Gabe von Vitamin B6 verhindern kann. Ethambutol (EMB) kann das Sehvermögen (Farbsehen) beeinträchtigen, weswegen hier augenärztliche Kontrollen in regelmäßigen Abständen erforderlich sind. Streptomycin (SM) kann sich vor allem in höheren Dosen auf das Gehör auswirken, weswegen hier Hörteste zur Überwachung dazugehören.

Problematisch kann es werden, wenn Patienten die Antituberkulotika nicht regelmäßig einnehmen, die Therapie frühzeitig abbrechen oder eines der verschriebenen Medikamente weglassen. Dies geschieht oft auch deshalb, weil sich die Patienten nach wenigen Behandlungswochen schon deutlich besser fühlen und ihnen die absolute Notwendigkeit einer kompletten Therapie in ausreichender Länge nicht klar ist. Bestehen Zweifel an der regelmäßigen Einnahme der korrekten Medikamentendosis bzw. ist der Patient aus irgendwelchen Gründen selbst nicht dazu in der Lage, wird eine direkt überwachte Therapie (DOT = directly observed treatment) durchgeführt, d.h. die Medikamente werden unter Aufsicht eingenommen.

Neben der Gefahr eines Rückfalls kann es bei nicht korrekter Therapie zur Entwicklung von  Resistenzen  gegenüber einem oder auch mehreren Antituberkulotika kommen. Die gefürchtetste Form ist dabei die Multiresistenz. Von einer multiresistenten Tuberkulose spricht man, wenn die Erreger gegen die beiden wichtigsten Antibiotika der ersten Wahl (Rifampicin und Isoniazid und ggf. noch weitere) resistent sind. Auch andere Menschen, die der Betroffene angesteckt hat, sind dann mit resistenten Erregern infiziert. Bestehen Medikamentenunverträglichkeiten und/oder -Resistenzen, kommen so genannte Reservemedikamente zum Einsatz - z.B. andere Aminoglykoside, Fluorchinolone, Protionamid (PTH), Para-Aminosalicylsäure (PAS), Cycloserin, Rifabutin, Linezolid. Diese sind aber in aller Regel weniger wirksam als die genannten Standardmedikamente, häufig schlechter verträglich, und in aller Regel sehr viel teurer. Meist muss zudem die Therapiedauer deutlich verlängert werden.