Der vorrangige Übertragungsweg der Erreger der Neuen Grippe (A/H1N1) - im alltäglichen Sprachgebrauch auch Schweinegrippe genannt – ist die Tröpfcheninfektion. Besonders gefährlich gelten daher große Menschenansammlungen, in denen die Erreger beim Husten, Niesen und Sprechen in die Luft gelangen. Zum Start des Wintersemesters strömen nun wieder tausende Studierende an die Hochschulen. So auch an die TU Chemnitz, wo ein Honorarprofessor für Medizinische Laboranalytik und Ernährung sowie Facharzt für Hygiene, Umwelt- und Labormedizin namens Reinhard Latza mit seiner eigenen Firma dafür sorgen will, dass die Luft in den größeren Hörsälen von Viren, Bakterien und anderen organischen Schadstoffen befreit wird.
Nach Angaben von Latza können in einem Kubikmeter Raumluft 280.000 Substanzen wie Krankheitserreger, Rauchpartikel, Schimmelsporen und Allergene nachgewiesen werden. Um die Atemluft zu säubern, entwickelt er gemeinsam mit Wissenschaftlern der Russischen Akademie der Wissenschaften und der TU Chemnitz neuartige Luftreiniger. Diese bauen basierend auf dem Prinzip der Photokatalyse schädliche Bestandteile der Luft einfach in Kohlendioxid und Wasser ab. „Das Prinzip der Photokatalyse eignet sich besonders gut zur Säuberung der Raumluft und trägt ein enorm großes Forschungspotenzial“, betont Latza. Dank neuester Erkenntnisse aus der Weltraum- und Nanotechnik können Photokatalyse-Luftreiniger in speziell konstruierten Anlagen bis zu 110.000 Kubikmeter Luft pro Stunde reinigen. Ausschlaggebend für den hohen Wirkungsgrad der Geräte sei ihre große Oberfläche: Drei Fußballfelder misst die Reinigungsfläche z.B. in Geräten mit einer Durchströmung von 750 Kubikmetern pro Stunde, würde man die photokatalytisch reinigenden Nanopartikel flächenmäßig nebeneinander ausbreiten.
„Vor allem in großen Räumen des Hörsaalgebäudes der TU Chemnitz an der Reichenhainer Straße 90 sollen die Geräte künftig für sauberere und vor allem virenfreiere Luft sorgen“, erklärt Eberhard Alles, Kanzler der TU Chemnitz. Die ersten Luftreiniger sind seit dem frühen Morgen des 13. Oktober in Betrieb. Geplant ist der Einsatz von rund zehn Geräten in verschiedenen Größenausführungen auch noch in weiteren Hörsälen sowie in besonders stark frequentierten kleineren Räumen - etwa in den Büros des Studentensekretariats oder des Prüfungsamtes. „Wir sind die erste Hochschule in Deutschland, die sich mit Luftreinigungssystemen auf eine mögliche Grippewelle vorbereitet“, sagt Alles und ergänzt: „Damit werden wir auch den Anfragen des Personalrates gerecht, der sich bereits frühzeitig mit Blick auf die Schweinegrippe um die Gesundheit von Studierenden und Mitarbeitern sorgte.“
Allerdings ist zu bedenken, dass auch die modernen Luftreiniger keinen hundertprozentigen Schutz vor Ansteckung bieten. „Selbst wenn 750.000 Kubikmeter Luft durch den Filter geschleust würden, bleibt das Mikroklima davon relativ wenig beeinflusst“, betont Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. „Das heißt: Wenn jemand Viruspartikel abhustet, dann kommen diese unvermeidlich auch bei seinen Nachbarn an, da der Übertragungsweg eben sehr kurz ist, wenn man nebeneinander sitzt.“ Insofern seien weitere präventive Maßnahmen natürlich nicht zu vernachlässigen.“ Dazu zählt insbesondere häufiges Händewaschen, weitere Verhaltenstipps wären z.B. der Verzicht auf das Händeschütteln zur Begrüßung (siehe www.lungenaerzte-im-netz.de/lin/linaktuell/show.php3) , regelmäßiges Inhalieren von Salzwasser (siehe www.lungenaerzte-im-netz.de/lin/linaktuell/show.php3, das Desinfizieren von Türklinken und anderen häufig benutzten Flächen etwa im Sanitärbereich - sowie unter Umständen auch das Tragen eines Mundschutzes.