Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Kann Feinstaub Vogelgrippe-Viren übertragen?

Aviäre Influenza-Viren, die Vogelgrippe übertragen, können auch in der Luft ansteckungsfähig bleiben, da sie im Feinstaub transportiert werden. Das hat eine Forschungsgruppe am Bayerischen Landesamt für Umwelt in Augsburg nachgewiesen.

Grippe-Viren werden gewöhnlich über eine so genannte Tröpfcheninfektion verbreitet, also beim Menschen zum Beispiel über Niesen, Husten oder Sprechen. Dabei werden feine Flüssigkeitspartikel, in denen sich die Erreger befinden, eingeatmet und gelangen so in die Atemwegsorgane. Infektiöse aviäre Influenza A-Viren können allerdings auch mit dem Feinstaub in der Luft transportiert werden. Dies ist jetzt von Forschern am Bayerischen Landesamt für Umwelt experimentell anhand eines mit dem Influenzavirus-Subtyp H10N7 verunreinigten Hühnerkot-Aerosols nachgewiesen worden, wie der Präsident des Bayerischen Landesamts für Umwelt, Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle, anlässlich der Eröffnung der 1. Bayerischen Immissionsschutztage Anfang Juli in Augsburg berichtete. Insofern ist nicht auszuschließen, dass bestimmte im Feinstaub enthaltene Influenza A Viren über mehrere Tage ansteckungsfähig bleiben können, so dass zum Beispiel um befallene Geflügelbetriebe in einem Umkreis von einigen hundert Metern ein Ansteckungsrisiko bestehen dürfte. Ob sich die Ergebnisse über das Beispiel hinaus auch auf andere Influenza A Virus-Subtypen (z. B. die Schweinegrippe) übertragen lassen, muss noch untersucht werden.

Glücklicherweise gibt es aber eine Möglichkeit, die Ausbreitungsgefahr der Vogelgrippe-Viren erheblich zu verringern: Den Forschern zufolge nimmt die Infektionsfähigkeit der Krankheitserreger schneller ab, wenn der Wassergehalt in der Stallluft erhöht wird. „Das liegt daran, dass die Viren in einer wasserdampfgesättigten Atmosphäre die geringste Überlebensfähigkeit haben“, erläutert Dr. Nadja Sedlmaier, die als Diplom-Chemikerin im Rahmen eines größeren Forschungsprojektes zur „Aviären Influenza“ an dieser Studie und weiteren Untersuchungen mitgewirkt hat. „Zusätzlich könnte das Eindüsen von Wasser in die Stallluft eines befallenen Betriebs bewirken, dass sich die virushaltigen Feinstaub-Partikel schnell zu gröberen Partikeln zusammenlagern. Diese sinken dann dank ihres Gewichts schneller im Stallgebäude bzw. im Nahbereich der Anlage zu Boden ab als kleinere, nicht aggregierte Partikel. Auch bleiben solche Partikel – wenn der Stallboden nass ist – eher am Boden haften, so dass sie nicht aufgewirbelt und dann wieder eingeatmet werden können. So kann der Infektionsweg über die Atemwege stark eingeschränkt werden.“

Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt. Weitere Infos unter: www.bestellen.bayern.de/shoplink/lfu_luft_00157.htm (kostenloser pdf-Download)