Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Hausstaubmilbenallergie

Vorbeugung

Bei vorliegender Hausstaubmilbenallergie ist die Vermeidung des Allergens (Allergen-Karenz) ein wichtiger Bestandteil sowohl der Therapie als auch der Vorbeugung. Um möglichst wenig mit den verursachenden Allergenen in Kontakt zu kommen, müssen Maßnahmen zur Eindämmung der Milbenbelastung ergriffen werden. Wirksame Ansätze zur Milbenbekämpfung sind das Herabsetzen der Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen und das Einschränken der Nahrungszufuhr für die Milben.

Zur Bestimmung der Allergenmenge in Wohnräumen können in der Apotheke erhältliche Tests herangezogen werden. Meist wird eine bestimmte Fläche in der Wohnung abgesaugt und die Menge des Allergens im eingesaugten Staub bestimmt. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der im Staub befindlichen Allergenmenge und der Symptomhäufigkeit bei Hausstauballergikern. Sollen akute Symptome verhindert werden, empfiehlt sich - je nach individueller Empfindlichkeit - die Senkung der Allergenkonzentration auf unter 10 µg pro Gramm Staub. 2 µg Allergen pro Gramm Staub sind anzustreben, um das Risiko einer Sensibilisierung deutlich zu senken. 1-2 µg Allergen pro Gramm Staub (das entspricht 100 Milben pro Gramm Staub) stellt die Menge dar, welche bei entsprechend veranlagten Personen die Entwicklung eines Asthma deutlich erhöhen.

Es muss jedoch nicht unbedingt die ganze Wohnung saniert werden. Sanierungsmaßnahmen sollten am Ort der größten Milbenbefalls beginnen. Dies ist aufgrund der nächtlichen Aufenthaltsdauer und des nahen Kontakts zu den Allergenen in erster Linie das Bett im Schlafzimmer. In zweiter Linie wird empfohlen die Maßnahmen auf das übrige Schlafzimmer und dann mit absteigender Priorität auf die weiteren Räume der Wohnung auszudehnen.

Die Matratze stellt das größte Milbenreservoir dar. Sie bietet den Tieren Nahrung und Rückzugsort, wenn sich kurzfristig, zum Beispiel durch Lüften, das Mikroklima in der Wohnung ändert. Die Sanierung der Matratze ist daher eine wichtige Maßnahme im "Kampf gegen die Milbe". Das Verwenden von Matratzen aus Synthetik und der Verzicht auf organische Materialien hat sich als wenig wirksam erwiesen. Das Material der Matratze ist bei Verwendung eines Schutzbezuges nebensächlich, sollte jedoch keine Tierhaare (Rosshaar) enthalten, weil dies eine zusätzliche Belastung mit einem potentiellen Tierallergen bedeuten würde.

Als sinnvoll erachtet wird stattdessen die Verwendung eines milbenundurchlässigen Schutzbezuges für die Matratze, um einerseits den Tieren den ungehinderten Zugang zu ihrer Nahrungsquelle, den Hautschuppen des Menschen, zu erschweren. Andererseits, um den Allergiker vor dem Durchtritt des Allergens (Milbenteile oder -kot) aus der Matratze und damit dem direkten Kontakt zu schützen. Bei nachgewiesener Hausstaubmilbenallergie übernehmen manche Krankenkassen die Kosten für das Encasing Ihrer Matratze. Grundsätzlich gibt es aber keine einheitliche Regelung zur Kostenerstattung für Allergiker Encasings und Schutzbezüge und der Ermessensspielraum der Krankenkassen bei Allergien und Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten für Hilfsmittel und alternative Heilmethoden ist groß! Deshalb besteht auch kein rechtlicher Anspruch auf Zuschuss oder Kostenübernahme für die Versicherten.

Die Dokumentations- und Informationsstelle für Allergiefragen im Kindes- und Jugendalter (DISA) hat folgende Empfehlungen für die Qualitätskriterien von Encasing-Bettbezügen herausgegeben:

  • Die Encasing-Bettbezüge dürfen nicht für die Milbenallergene durchlässig sein. Dazu ist eine Porengröße von 0,5 µm erforderlich. Die vorhandenen Nähte müssen verschweißt oder so vernäht sein, dass die Porengröße von 0,5 µm nicht überschritten wird.
  • Die Überzüge müssen für Wasserdampf durchlässig sein.
  • Sie müssen die Matratze völlig umschließen.
  • Sie müssen waschbar sein und trotzdem ihre Eigenschaften der Milbendichtigkeit behalten, da die Überzüge etwa alle drei Monate gewaschen werden sollten.
  • Sie sollten aus recycelbarem Material bestehen.

Auch eine gute Luftzirkulation ist wichtig, um eine gute Feuchtigkeitsableitung zu erreichen und damit die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit in Bettnähe (optimale Milbenbedingungen) zu verhindern. Zur besseren Durchlüftung sollte man ein Bettgestell mit Füßen und keinen Bettkasten unter der Matratze verwenden. Verzichten Sie auf gepolsterte Bettgestelle; auch Stockbetten sind ungünstig. Am besten Bettwäsche aus Baumwolle verwenden - diese ist wöchentlich bei mindestens 60°C zu waschen. Bettzeug nach dem Schlafen gut lüften, damit die nachts aufgenommene Feuchtigkeit wieder abgegeben werden kann. Die Luftfeuchtigkeit sollte nach Möglichkeit zwischen 45 - 55% betragen. Versuchen Sie eine Schlafzimmertem-peratur zwischen 18 und 20 ºC zu erzielen.

Um eine optimale Verringerung der Allergene im Bett zu erreichen, müssen auch die Inlets (Bettzeug und Kopfkissen) mindestens alle 3 Monate bei mindestens 60°C gewaschen wer-den. Neuere Untersuchungen haben eine erhöhte Milbenbelastung in Synthetikkopfkissen und -Oberbetten ergeben. Doch daraus den Schluss zu ziehen, Federbettzeug wäre besser, ist nicht richtig. Entscheidend ist, dass die Materialien bei 60° waschbar sind und tatsächlich regelmäßig gewaschen werden, um Milben und Kot zu entfernen. Es sind auch Encasing-Bezüge für Kopfkissen und Oberbett im Handel erhältlich. Diese zusätzliche, teure Anschaffung ist zu überlegen, zumal sie sich auch in den Urlaub mitnehmen lässt.

Um beim Waschen von Kleidung und anderen Textilien auch bei Temperaturen unter 60 °C die Milben abzutöten, können dem Waschgang  akarizide Substanzen (z.B. Benzylbenzoat, ätherische Öle) zugefügt werden. Benzylbenzoat hat bei sachgemäßer Anwendung keine akut toxische Wirkung beim Menschen. Es sind zwar haut- und schleimhautreizende Wirkungen des Stoffes bekannt, diese treten jedoch bei den geringen, in den handelsüblichen Akarizid-Pestiziden verwendeten Mengen kaum auf. Kontaktallergien gegen Benzylbenzoat sind möglich, aber selten. Allgemein ist von einer guten Verträglichkeit auch für besonders empfindliche Allergiker auszugehen. Studien zur Wirksamkeit dieser milbenabtötenden Substanzen in der praktischen Anwendung sind jedoch widersprüchlich. Für Matratzen ist ihre Wirksamkeit nicht belegt. Die Präparate können auch für Teppichböden verwendet werden, was eine mögliche Alternative zum Entfernen der Teppiche darstellt. Die Anwendung muss in Abständen von 3-6 Monaten wiederholt werden, um bei erneutem Milbenbefall Abhilfe zu schaffen.

Allergischen Kindern sollte man möglichst keine Kuscheltiere mit ins Bett geben. Können Kinder nicht darauf verzichten, sollte man die Stofftiere zur Milbenabtötung regelmäßig bei mindestens 60°C waschen. Sind die Tiere nicht bei hohen Temperaturen waschbar, kann man sie auch 12 Stunden in die Tiefkühltruhe legen und danach bei reduzierter Temperatur waschen. Die Tiefkühlung tötet die Milben ab, doch erst durch das Waschen werden die Allergene entfernt. Auch mit zweistündigem Trocknen im Wäschetrockner bei 60 - 80 ºC kann man Milben in Textilien abtöten. Diese Prozedur ist regelmäßig durchzuführen. Kaufen Sie dazu vom Lieblingsstofftier möglichst mehrere Exemplare, damit Ihr Kind den Austausch (hoffentlich) nicht bemerkt. Halten Sie aber die Gesamtzahl dieser Staubfänger für Ihr Kind möglichst gering. Ein Absaugen reicht übrigens nicht aus, um Milben im gewünschten Maß zu entfernen. Es gibt bereits einen Hersteller, der Stofftiere aus Encasing-Stoffen anbietet. Diese bieten jedoch bisher nur einen theoretischen Vorteil, da es noch keine Untersuchungen der Spezialstofftiere im Vergleich zu herkömmlichen gibt.

Im Allgemeinen sollte die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen bei 45-55% liegen. Dazu bitte regelmäßig lüften. Dies gilt vor allem für gut isolierte Häuser. Am besten ist ein 3-4 mal täg-liches so genanntes Stoßlüften für eine Dauer von 5-15 Minuten. Gerade in Schlafräumen ist es wichtig, die Luftfeuchtigkeit so gering wie möglich zu halten. So kann zum Beispiel auch eine erneute Besiedlung des sanierten Bettes mit Milben verringert werden. Ventilatoren wirbeln hingegen Staub auf und können außerdem die Luftfeuchtigkeit nicht genügend absenken.

Auf Staubfänger wie offene Regale oder schwere Vorhänge sollten Sie verzichten. Entfernen Sie möglichst täglich den sich ansammelnden Staub mit einem feuchten Tuch. Wenige Möbel und Staubfänger erleichtern die Prozedur. Heizkörper sind unbedingt vor Beginn der Heizperiode von Staub zu befreien.

Am besten stellen Sie sich ins Schlafzimmer keine Pflanzen, da sie die Luftfeuchtigkeit und Schimmelpilzbelastung erhöhen. Die genannte Ratschläge gelten in erster Linie für die Schlafräume. Leidet ein Familienmitglied an einer hochgradigen Allergie, sollten die Maßnahmen auf die ganze Wohnung ausgedehnt werden. Testen Sie ggf. die Milbenallergen-Belastung Ihrer Wohnräume mit im Handel (z.B. in Apotheken) erhältlichen Tests.

Früher wurde grundsätzlich das Entfernen aller Teppiche angeraten. Nach dem heutigen Kenntnisstand ist das aber nicht unbedingt notwendig. Teppiche bieten den Milben zwar gute Rückzugsmöglichkeiten. Verfügt man aber über eine Fußbodenheizung, sind dann gerade Teppichböden praktisch von Milben befreit. Bei anderen Heizungsarten empfehlen sich jedoch nach wie vor glatte Böden (z.B. Parkett, Linoleum, Steinböden). Diese bieten den Mil-ben von vornherein keine Rückzugsgebiete. Allerdings wird der Staub von den Bewohnern auch leichter aufgewirbelt. Glatte Böden müssen daher regelmäßig (möglichst täglich) abgesaugt, am besten aber feucht abgewischt werden, um den Allergiker profitieren zu lassen.

Bei der Zimmerreinigung sollte man darauf achten, möglichst wenig Staub aufzuwirbeln. Da-zu Staubtuch leicht anfeuchten und Fußböden feucht wischen bzw. Staubsauger mit hoher Saugleistung und Feinporenfilter verwenden. Nahezu alle Hersteller bieten bereits Staubsauger mit Filtern an, die für Hausstaubmilben nicht durchlässig sind. Allerdings ist ein handels-üblicher Staubsauger nicht geeignet, alle Milben wegzusaugen, da sich diese auf der Unterlage (insbesondere an groben und faserreichen Materialien) festkrallen können. Wechseln Sie möglichst häufig den Staubbeutel, um eine gute Saugleistung zu erreichen. Optimal ist ein Spezialaufsatz für herkömmliche Staubsauger oder ein fest installiertes Spezial-Saugsystem. Saugen Sie als Allergiker besser nicht selbst, insbesondere nicht mit herkömmlichen Staub-saugern, da stets einige Allergene durch die Staubsaugerlüftung in den Raum geblasen wer-den.Bei der Wahl der Polstermöbel sollte man auf abwischbare Bezüge achten. Ledermöbel beherbergen beispielsweise praktisch keine Milben. Wählen Sie leicht waschbare Gardinen, die Sie alle sechs Monate reinigen.

Topfblumen erhöhen die Luftfeuchtigkeit, was sowohl für Hausstaubmilben als auch für Schimmelpilze beste Lebensbedingungen bietet. Blumenerde ist außerdem ein guter Unter-grund für Schimmelpilze, die eine Nahrungsquelle für Milben darstellen. Da Schimmelpilze und Hausstaubmilben ähnliche Ansprüche an ihren Lebensraum haben, kann man beiden mit ähnlichen Maßnahmen zuleibe rücken. Vermeiden Sie zu viele Pflanzen in der Wohnung und verzichten Sie im Schlafzimmer ganz darauf. Luftbefeuchter können ebenfalls das Wachstum von Schimmelpilzen und Hausstaubmilben begünstigen. Bei feuchten Wänden sollte die Ur-sache aufgespürt und beseitigt werden. Zusätzlicher Schimmelbefall macht eine Sanierung notwendig. Wenden Sie sich an einen Fachmann.

Haustiere können der Milbenvermehrung Vorschub leisten: Sie liefern mit ihren Hautschuppen zusätzliche Nahrung für die Milben, erhöhen die Luftfeuchte, wirbeln Staub auf und kön-nen selbst allergieauslösend wirken. Lassen Sie Tiere zumindest nicht in Schlafräume bzw. Kinderzimmer. Rauchen Sie nicht und halten Sie Ihre Wohnung frei von Rauch und anderen Schadstoffen.