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Was wirklich gegen Schluckauf hilft

„Binden Sie ihre Ohren mit einem Seil zusammen und stecken sie sich einen Stift in den Mund.“ Was sich wie eine Anleitung für Masochisten anhört, ist laut einer Nachricht im Time Magazine von August 1952 einer von rund 44 000 Ratschlägen gegen Schluckauf, die der Weltrekordhalter im Dauerschluckauf, Jack OLeary, während seiner 68-jährigen Schluckauf-Leidenskarriere bekam.

Der Kalifornier Jack OLeary ist dem Guinness-Buch der Rekorde zufolge der bisherige Weltrekordhalter im Dauerschluckauf. Als er ein Schwein vor dem Schlachten wiegen wollte, setzte der Schluckauf ein. Das war im Jahr 1922 - enden tat der Schluckauf erst 68 Jahre später, und zwar scheinbar ohne Grund. Schätzungsweise 430 Millionen Schluckauf-Ereignisse erlitt Osborne zwischen 1922 und 1990. Anfangs hickste er 40 Mal pro Minute, später nur noch halb so häufig. Ein Jahr, nachdem der Schluckauf endete, starb Osbourne im Alter von 97 Jahren.

Was ist eigentlich ein „Schluckauf“?
Schluckauf - Mediziner sprechen auch von Singultus – entsteht auf Grund einer Reizung des so genannten Nervus Phrenicus, welcher die Zwerchfellmuskeln aktiviert, so dass es zu einem plötzlichen, reflexartigen Zusammenziehen des Zwerchfells kommt. Dabei wird der Luftstrom der Atemluft allerdings durch das plötzliche Verschließen der Stimmritzen blockiert. Dies verursacht das typische Schluckaufgeräusch, das Hicksen. Ein gewöhnlicher Schluckauf ist zwar lästig, meistens aber harmlos. „Zum Arzt sollte man gehen, wenn der Schluckauf gar nicht aufhört, das heißt, wenn er über Stunden andauert“, rät Kirsten Reinhard, Ärztin beim AOK-Bundesverband in Bonn. Auch wenn Schluckauf mit anderen Beschwerden, beispielsweise Sodbrennen, verbunden ist, sollte ein Arzt konsultiert werden. Den Ursprung des Schluckaufs vermuten Wissenschaftler in der Entwicklung des ungeborenen Kindes: Schluckauf sei ein abgebrochener Atemversuch, bei dem sich die Stimmritzen rechtzeitig schließen, bevor das Fruchtwasser der Gebärmutter in die Lunge eindringen kann. Auf diese Weise werde die Atemmuskulatur trainiert, damit sie gleich nach der Geburt den Körper mit genügend Luft versorgen kann.

Warum tritt Schluckauf auf?
Ursachen für harmlosen Schluckauf sind oft zu schnelles Essen, sehr kalte oder heiße Speisen, zu viel Alkohol sowie stark kohlensäurehaltige Getränke. „Es kann aber auch ein Zwerchfellbruch mit Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre vorliegen, der zu Irritationen der umliegenden Gewebe einschließlich der Nerven führt“, erklärt Prof. Christian Ell, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin der Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken (HSK) in Wiesbaden. „Bei chronischen Schluckaufpatienten sollte man ausschließen, dass Tumore im weitesten Sinne dahinter stehen“, sagt Ell. Gegebenenfalls müsse der Arzt der Ursache mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraums, einer Magenspiegelung oder einer Computertomografie (CT) auf den Grund gehen. Weil die Ursache für das Hicksen auch im Gehirn liegen kann, ist unter Umständen das Messen der Hirnströme (EEG) notwendig. Häufig auftretender, hartnäckiger Schluckauf kann auch auf Schilddrüsenerkrankungen, Lymphknotenveränderungen, Lebererkrankungen oder auf Wandaussackungen der Bauchschlagader hindeuten.

Wie stellt man den Schluckauf wieder ab?
Es gibt unendlich viele Tipps gegen das unangenehme Hicksen. Und viele wirken auch! Wie wäre es also mit Nase zuhalten, Pfeffer durch die Nase einatmen, Zucker schlucken, Essig trinken oder an der Zunge ziehen? Sich erschrecken lassen, laut singen, Luft anhalten, an sieben glatzköpfige Männer denken oder Eis essen gelten ebenfalls als sichere Schluckauf-Stopper. „Das Wichtigste bei allen Methoden ist, dass die Konzentration auf etwas anderes gelenkt wird“, erklärt Dieter Schwochow, ein Allgemeinmediziner aus Berlin. Gut helfen soll auch Folgendes: Kaltes und Warmes trinken oder in eine Tüte atmen und die ausgeatmete Luft wieder einatmen. Schließlich sorgt unser Atemreflex dafür, dass wir nach der eingeschränkten Atmung durch die Tüte wieder tief Luft holen und die Atmung sich normalisiert. Bei einem chronischen Schluckauf kommt es hingegen auf die Behandlung der Grunderkrankung an. Gegen das Hicksen selbst helfen notfalls aber auch Medikamente, die auf das zentrale Nervensystem einwirken.