In vielen europäischen Ländern riskieren Urlauber, an resistenten Pneumokokken zu erkranken – das sind Bakterien, die gefährliche Lungenentzündungen auslösen können, die aber mit einigen der gewohnten Medikamente nicht mehr effektiv behandelt werden können. Deshalb raten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) gerade älteren Menschen und chronisch Kranken, sich vor dem Urlaubsantritt gegen Pneumokokken impfen zu lassen bzw. daran zu denken, ihre Impfung aufzufrischen. „In vielen europäischen Ländern sind Pneumokokken zunehmend unempfindlich geworden gegenüber Antibiotika wie Penizillin“, bestätigt Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im nordrhein-westfälischen Schmallenberg. „Zum Beispiel sind in Frankreich etwa 36 Prozent der Erreger resistent gegen Antibiotika. In Deutschland sind es dagegen nur fünf Prozent.“ Übertragen werden die bakteriellen Erreger mittels Tröpcheninfektion – also relativ leicht durch Niesen, Husten oder Sprechen. Sie siedeln sich dann in der Schleimhaut von Nase und Rachen an, werden von dort in die Lunge übertragen und können hier - insbesondere mit einem geschwächten oder noch nicht voll entwickelten Immunsystem - zu einer Entzündung der Lungenbläschen oder des Lungengewebes führen. „Eine solche Lungenentzündung geht meist einher mit Schüttelfrost, hohem Fieber und zunächst trockenem Husten “, berichtet Köhler. „Später wird dann Schleim abgehustet, der grün, gelb, braun oder rostfarben sein kann. Besonders auffällig ist die oberflächliche, angestrengte und schnelle Atmung der betroffenen Patienten. Manche klagen auch über Brustschmerzen beim Einatmen, die auf eine Begleitentzündung des Lungenfells zurückzuführen sind.“ Hierzulande sterben jedes Jahr etwa 40.000 bis 50.000 Menschen an Erkrankungen, die von Pneumokokken ausgelöst werden. Damit gehören bakterielle Pneumonien zu den häufigsten tödlichen Infektionskrank- heiten in Deutschland.
Über 60-Jährige und chronisch Kranke besonders gefährdet
Neben Säuglingen und Kleinkindern erkranken vor allem ältere Menschen ab 60 Jahren sowie Patienten mit einer chronischen Atemwegserkrankung wie COPD oder Asthma bronchiale und riskieren dabei unter Umständen besonders schwer verlaufende Lungenentzündungen. „Das liegt daran, dass die Abwehrkräfte der Betroffenen die Erreger nicht mehr effektiv in Schach halten können“, erklärt Köhler. „Wenn dann nicht gleich schnell gehandelt wird, kann die Krankheit rasant verlaufen und sogar tödlich enden. So ereignet sich jeder zweite Todesfall infolge einer Lungenentzündung in der Altersgruppe der über 60-Jährigen innerhalb von 48 Stunden. Deshalb ist eine sofortige Behandlung mit dem richtigen Antibiotikum wichtig, wobei für Urlauber eine Reise-Anamnese erstellt werden muss, um die richtige Wahl der Medikamente treffen zu können. Insgesamt verläuft ungefähr jede siebte Lungenentzündung so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden muss. Das betrifft insbesondere die Risikopatienten ab 65 Jahren, vor allem wenn gleichzeitig Verwirrtheit, eine erhöhte Atemfrequenz (mit 30 Atemzügen und mehr pro Minute) und ein Blutdruckabfall (auf 90/60 mmHg oder darunter) auftreten. Dann beträgt das Sterberisiko für die Betroffenen über 25 Prozent. Da unter dem Strich rund 80 bis 90 Prozent der Pneumonie-Erkrankten über 60 Jahre alt sind, raten wir insbesondere älteren Reisenden, sich vor Urlaubsantritt von einem Arzt beraten zu lassen und - wie von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfohlen - Lungenentzündungen mit einer Impfung vorzubeugen. Diese muss alle sechs Jahre wieder aufgefrischt werden“, betont Köhler.