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RSV kann auch für Erwachsene gefährlich werden

Mit zunehmendem Lebensalter oder Begleiterkrankungen steigt das Risiko für einen schweren Verlauf durch eine Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV).

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist nicht nur für Säuglinge und Kleinkinder besonders gefährlich. Weltweit werden jährlich hunderttausende ältere Erwachsene mit RSV im Krankenhaus behandelt. Die Sterblichkeit bei diesen Personen liegt bei 4 – 8 %. Das hochinfektiöse Virus hat im Vergleich zu Influenza eine höhere Mortalität bei älteren Patienten.

Ein erhöhtes Risiko einer RSV-Infektion besteht für: Ältere Erwachsene (60+ Jahre), auch ohne Grunderkrankung, Erwachsene mit chronischen Atemwegserkrankungen, Erwachsene mit chronischen Herzerkrankungen und Erwachsene mit einem geschwächten Immunsystem, z. B. bei Immunsuppression.

Von der pathophysiologischen Seite her führt die Vermehrung der RS-Viren in den apikalen Flimmerepithelzellen zu einer Anlockung von Neutrophilen und Eosinophilen. Diese Entzündungsreaktion durch Neutrophile und Eosinophile verschlechtern die Erkrankung und die Prognose. Das RS-Virus kann daher auch Verschlechterungen (Exazerbationen) chronischer pulmonaler oder kardialer Grunderkrankungen verursachen, z. B. bei COPD, Asthma oder Herzinsuffizienz.
Das Respiratorische Synzytiale Virus (RSV) hat seinen Namen daher, dass es bei Infektion der zilientragenden Epithelzellen der Schleimhäute zu Verschmelzung dieser Zellen (Synzytien) im Atemwegstrakt kommt. RSV A ist weltweit häufiger als RSV B. Die Infektionswelle in Deutschland und auf der nördlichen Hemisphäre verläuft in der Regel zwischen November und April. Auf der südlichen Hemisphäre ist es genau umgekehrt. Hier gibt es die meisten Infektionen zwischen April bis Oktober. Während der COVID-19 Pandemie hat sich allerdings gezeigt, dass sich das RSV-Infektionsgeschehen verschieben kann. In Australien und auch in Deutschland kam es zu einer Verschiebung der RSV-Infektionswelle von den Wintermonaten in die Sommermonate. Diese lässt sich durch die Pandemie bedingten Maßnahmen, wie das Tragen von Masken erklären.

Besonders gefährdet sind auf der einen Seite Früh- und Neugeborene, sowie Säuglinge und Kleinkinder und auf der anderen Seite Menschen mit eingeschränktem Immunsystem und ältere Menschen. Eine Infektion mit RSV, während des 1. Lebensjahres, haben bis zu 70 % der Kinder erlitten und bis zum 2. Lebensjahres faktisch alle Kinder durchgemacht. Die Infektion hinterlässt keine langfristige Immunität. Bei Erwachsenen können deshalb Reinfektionen auftreten, besonders wenn die Personen regelmäßigen Kontakt zu Kleinkindern haben. Die Übertragung erfolgt durch Aerosole und wohl auch durch kontaminierte Hände und Oberflächen. Wobei Erwachsene hier als asymptomatische Überträger eine wichtige Rolle spielen und es auch zu Übertragung von Personen schon einen Tag nach der Infektion und noch vor Beginn der Symptome kommen kann. Die ersten Symptome treten in der Regel nach 2 bis 8 Tagen auf.

Zu nennen an Komplikationen sind hier die Lungenentzündung, die Bronchiolitis und Exazerbation. Allein das höhere Lebensalter führt bei dem Immunsystem zu einem Prozess, welcher sich Immunoseneszenz (Alterung des Immunsystems) nennt. Dieser führt zu einer höheren Hospitalisierungsrate bei Infektion mit RSV im Vergleich zu jüngeren Altersgruppen. Dabei korreliert die Viruslast mit der Erkankungsschwere. Die Sterblichkeit liegt bei älteren Erwachsenen bei 4-8 %. Aber auch ältere Erwachsene jenseits des sechzigsten Lebensjahres ohne Grunderkrankung haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf4. Die Anzahl der Erwachsenen, welche jährlich auf Grund einer RSV-Infektion im Klinikum behandelt werden geht in die hunderttausende.

Bei der Bronchiolitis, welche vor allem bei Früh,- Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern auftritt, kommt es im Bronchiolus zur Freisetzung von Epithelzellen und erhöhter Schleimproduktion. Auch die Zilienbeweglichkeit ist gestört. Diese kann zu einer Obstruktion führen und zu Überblähung der Alveolen. Wird die eingeschlossene Luft resorbiert, kommt es zum Kollaps der Alveolen und zu lokalen Atelektasen.

Es ist aktuell keine spezifische Therapie verfügbar, um eine akuten RSV-Infektion positiv zu beeinflussen.

Wie kann man sich vor einer RSV-Infektion schützen?
•    Regelmäßig Hände waschen
•    Möglichst nichts ins Gesicht fassen
•    Abstand halten
•    In die Armbeuge niesen
•    Reinigung und Desinfektion von Oberflächen
•    Zuhause bleiben bei Symptomen

Quelle: Impfakademie für medizinische Fachkreise in Deutschland