Bei schwierigen Eingriffen - wenn sich zum Beispiel ein Fremdkörper oder Tumor in den feinen Verästelungen der Atemwege befindet - steht der Chirurg vor dem Problem, dass die kritische Stelle untersucht, möglicherweise entfernt und der Patient gleichzeitig beatmet werden muss. Das ist allerdings mit herkömmlichen Sichtgeräten (Endoskop ) oft nur schwer möglich. Stattdessen muss dann der Brustkorb eröffnet werden. Abhilfe könnte hier eine Erfindung von Dr. Christoph Schramm schaffen, der als Facharzt in der Klinik für Anästhesiologie am Heidelberger Universitätsklinikum tätig ist. Das von ihm entwickelte, so genannte Fibuskop stellt ein flexibles Endoskop dar, mit dem der Chirurg unter Sichtkontrolle auch schwierige Eingriffe vornehmen kann, wobei der Patient gleichzeitig beatmet wird. Diese Erfindung ist mit dem diesjährigen IT & Life Science-Preis der baden-württembergischen Wirtschaftsinitiative baden-württemberg: connected (bwcon) ausgezeichnet worden. Nun werden Firmen für die Entwicklung eines Prototyps gesucht.
„Während herkömmliche, starre Endoskope zwar zulassen, dass der Patient während der Operation ausreichend Sauerstoff bekommt, kann der Chirurg mit diesen Geräten nicht um die Ecke, sondern nur geradeaus operieren“, erklärt Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne. „Bei schwierigen anatomischen Verhältnissen sind sie deshalb häufig nicht einsetzbar. Zwar gibt es auch schon flexible Endoskope. Diese hatten aber bisher den Nachteil, dass sie in den Beatmungsschlauch (Tubus) eingeführt werden mussten und somit den Patienten vorübergehend komplett von der Sauerstoffversorgung abschnitten. Je nach Gesundheitszustand ist dies aber nur für jeweils wenige Sekunden möglich.“
Demgegenüber ermöglicht das von Schramm konzipierte Fibuskop ein gleichzeitiges Beatmen, Beobachten und Operieren. Daher rührt auch der Name Fibuskop - eine Kombination aus Fiberoptik, Tubus und Endoskop. Das Gerät besteht aus einem Schlauch, in dessen Wand optische Lichtleiter und mechanische Fasern zur Lenkung des Endoskop-Endteils integriert sind. Dadurch bleibt das Innere des Schlauches frei und es können zusätzlich auch noch Operationswerkzeuge eingeführt werden. Eine kleine Bedienungsfläche - ähnlich wie bei einem Laptop - ermöglicht die Steuerung mit nur einer Hand. „Das ist eine interessante Neuentwicklung“, kommentiert Köhler. „Denn mit diesem Gerät dürften selbst solche Operationen minimal-invasiv durchgeführt werden können, die sonst nur durch einen großen Schnitt in den Brustkorb möglich gewesen wären.“