Um mehr Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen die Teilnahme an einer ambulanten Lungensportgruppe unter Anleitung eines fachlich qualifizierten Übungsleiters zu ermöglichen, werden die bisher geltenden Teilnahmevoraussetzungen erweitert. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne hin. „Mit den neuen Empfehlungen der Deutschen Atemwesliga sollen auch Patienten mit einer schwergradigen COPD, interstitiellen Lungenerkrankungen, Mukoviszidose oder Lungenhochdruck unter bestimmten Voraussetzungen am Lungensport teilnehmen können“, erläutert Dr. Konrad Schultz, Medizinischer Direktor der Klinik Bad Reichenhall der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd und Experte für pneumologische Rehabilitation. „Das Gleiche gilt für Patienten mit einer Langzeitsauerstofftherapie, die nach den früheren Empfehlungen gänzlich vom ambulanten Lungensport ausgeschlossen waren. Diese Patienten müssen allerdings infektfrei sein und zum Training ein Sauerstoffgerät mitbringen.“
Anforderungen an die Mindestbelastbarkeit abgesenktIn den neuen Teilnahmebedingungen wurden insbesondere die Anforderungen an die Mindestbelastbarkeit der Patienten gesenkt, die in einer ärztlichen Untersuchung überprüft werden muss. „Jetzt sollten die Patienten mindestens 3 Minuten auf dem Fahrradergometer bei 25 Watt strampeln bzw. innerhalb von sechs Minuten eine Gehstrecke von mindestens 200 Metern zurücklegen können, ohne aus der Puste zu kommen (d.h. ohne den so genannten steady state von Herzfrequenz und Atmung mit 30 Atemzügen pro Minute zu überschreiten)“, erklärt Schultz. „Dabei darf die Sauerstoffsättigung unter körperlicher Belastung nicht unter 90 % abfallen. Zur Kontrolle der Sauerstoffsättigung während des Trainings muss daher auch der Einsatz eines Messgerätes (Pulsoximeters) grundsätzlich möglich sein. Um den angestrebten Sauerstoffsättigungswert einzuhalten, ist gegebenenfalls auch die zusätzliche Gabe von Sauerstoff möglich. Ausschlusskriterien gelten hingegen nach wie vor für Patienten, die z.B. schwer herzkrank sind, an ausgeprägtem Bluthochdruck oder einer instabilen Lungenerkrankung leiden.“
Schon einmal wöchentlich Lungensport bringt mehr LebensqualitätZiel des ambulanten Lungensports ist die Aufrechterhaltung der positiven Effekte einer stationären Rehabilitation. „Insbesondere bei der COPD konnte durch Lungensport eine Steigerung der körperlichen Belastbarkeit und der Lebensqualität, sowie eine Senkung der Häufigkeit von Verschlechterungsschüben und Begleiterkrankungen belegt werden“, betont Schultz. „Neben einer größeren körperlichen Belastbarkeit und damit mehr Lebensqualität, weisen die Betroffenen auch mehr Kraft und Beweglichkeit ihres Brustkorbs auf, so dass sie besser abhusten können. Die Fähigkeit zu Husten ist bei einer chronischen Lungenerkrankung natürlich von erheblicher Bedeutung, da sie die Überlebenschancen steigert. Eine Aufrechterhaltung der positiven Reha-Effekte ist allerdings nur möglich, wenn der Patient nach seiner Rückkehr aus der Reha auch weiterhin trainiert. Hier bieten ambulante Lungensportgruppen wohnortnah eine adäquate Möglichkeit zur Bewegungstherapie. Zur Aufrechterhaltung genügt es schon, neben regelmäßigen Übungen zu Hause einmal wöchentlich einen Lungensportkurs unter Anleitung eines fachlich qualifizierten Übungsleiters für mindestens 20-30 Minuten zu absolvieren. Patienten mit schwerer COPD können dabei auch das Angebot eines Intervalltrainings oder des Trainings einzelner Muskelgruppen nutzen.“
Flächendeckendes Angebot von ambulanten Lungensportgruppen angestrebtAmbulanter Lungensport kann sowohl von niedergelassenen Haus- und Fachärzten als auch von Reha-Einrichtungen verordnet werden. „Langfristiges Ziel der Deutschen Atemwegsliga ist es, ein flächendeckendes Angebot an Lungensportgruppen in Deutschland sicherzustellen“, berichtet Schultz. „Dank des Engagements der Deutschen Atemwegsliga gemeinsam mit der Organisation Lungensport konnte im vergangenen Jahr die Zahl der bundesweit registrierten Lungensportgruppen von 200 auf 700 gesteigert werden. Nur zum Vergleich: Bei Herzsportgruppen gibt es bereits mehr als 6000 in Deutschland! Um auch für Patienten mit Lungenerkrankungen eine flächendeckende Versorgung gewährleisten zu können, gibt es also noch viel zu tun.“