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Lungenkrebszellen durch Grippeviren zerstören

Mit Hilfe gentechnischer Methoden werden Grippeviren so verändert, dass sie Tumorzellen dazu befähigen, Lungenkrebszellen anzugreifen und zu zerstören.

Viren verursachen zahlreiche Krankheiten - wie z.B. Masern, Mumps, Grippe und sogar Krebs - und stellen damit ein beträchtliches Gesundheitsrisiko dar. In den winzigen Partikeln schlummert jedoch auch ein großes Potenzial, das insbesondere für die Krebsmedizin nutzbar gemacht werden könnte. Dieser Frage gehen Wissenschaftler des Universitätsklinikums Münster nach. Ihr Ansatz: Influenzaviren gegen Lungentumore einsetzen. Diese sogenannten „onkolytischen“ Viren befallen die Tumorzellen und zerstören diese. Zusätzlich stimulieren sie das Immunsystem.

Viren sind winzig - nur unter dem Elektronenmikroskop werden die kleinen Partikel sichtbar. In freier Wildbahn überleben sie in den meisten Fällen nicht sehr lange. Um ihr Fortbestehen zu sichern, benötigen Viren immer eine sogenannte Wirtszelle. Dort nisten sie sich ein und vermehren sich – bis sie die Zelle dadurch zerstört haben. Die freigewordenen Viren infizieren dann neue Zellen. Diese Eigenschaft versuchen die Wissenschaftler für die Krebsmedizin nutzbar zu machen.

„Mit Hilfe gentechnischer Methoden verändern wir Grippeviren so, dass sie in der Lage sind, Tumorzellen bei Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NKLK) anzugreifen und zu zerstören“, erklärt Prof. Dr. Stephan Ludwig vom Institut für Molekulare Virologie des Universitätsklinikums Münster den Kern seiner Forschung. „NKLK-Patienten haben bisher nur sehr geringe Heilungschancen, denn diese Krebsart metastasiert sehr häufig und die gängigen Therapieoptionen wie Chemotherapie und Bestrahlung sind oft wirkungslos.“

Auch das körpereigene Abwehrsystem hat dem Tumor kaum etwas entgegenzusetzen. Denn dieser hat eine perfide Überlebensstrategie entwickelt: Die herbeieilenden Abwehrzellen werden einer Art Gehirnwäsche unterzogen, so dass sie den Tumor nicht mehr angreifen können. Vielmehr zwingt der Tumor sie dazu, ihn beim Wachstum und bei der Ausbreitung im Körper zu unterstützen. Sind die Tumorzellen allerdings mit Grippeviren infiziert, löst das eine starke Immunantwort gegen die befallenen Zellen aus.

Die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen untersuchen die Wissenschaftler aus Münster nun im Detail. „Gelingt es uns, mit Hilfe der Viren das vom Tumor unterdrückte Immunsystem zu reaktivieren, hätten wir eine wirksame Waffe gegen eine Krebsart, die sich nicht mit konventionellen Mitteln besiegen lässt“ erläutert Prof. Ludwig.

„Immer mehr Menschen erkranken bedauerlicherweise an Lungenkrebs. Wir brauchen daher innovative Ansätze und wissenschaftliche Strategien, um die Therapie und Versorgung der Patienten zu verbessern. Forschungsprojekte in diesem Sinne zu fördern, ist ein Kernanliegen unserer Organisation“, betont Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.

Quelle: Deutsche Krebshilfe