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Lungenärzte empfehlen Bevorratung der Krankenhäuser mit einfachen Beatmungsmasken

Im Fall einer Grippe-Pandemie kann den meisten Patienten auch ohne Intensivstation über die kritische Phase geholfen werden, indem sie über einfache Maskenbeatmungsgeräte beatmet werden, wie sie vornehmlich bei der Heimbeatmung zum Einsatz kommen. Deshalb empfehlen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne den Krankenhäusern, einen Vorrat an solchen Geräten anzulegen.

Zur Vorbereitung auf eine mögliche Grippe-Pandemie forderte kürzlich die Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin (DGKM) in Kirchseeon, den weiteren Abbau von Krankenhauskapazitäten zu stoppen. Zusätzlich empfehlen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne den Krankenhäusern, einen Vorrat an so genannten Maskenbeatmungsgeräten anzulegen. „Im Fall einer Grippe-Pandemie ist zu erwarten, dass viele der Betroffenen vorübergehend beatmet werden müssen, da eine schwere Influenza zu Lungenentzündungen mit weiteren Komplikationen führt“, erläutert Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter des Fachkrankenhauses Kloster Grafschaft im nordrhein-westfälischen Schmallenberg. „Die Beatmung zahlreicher Patienten ist auf den jetzigen Intensivstationen allein allerdings nicht zu bewerkstelligen. Schließlich muss bei einer Grippe-Pandemie in Deutschland pro Krankenhaus im ungünstigsten Fall mit bis zu 300 Neuaufnahmen pro Woche gerechnet werden. Allerdings könnte den meisten der schwer Erkrankten auch ohne Intensivstation über die kritische Phase geholfen werden, indem sie nicht-invasiv über einfache Maskenbeatmungsgeräte beatmet werden, wie sie vornehmlich bei der Heimbeatmung von chronisch Lungenkranken zum Einsatz kommen.“

Großer Pool an ausgelagerten Beatmungsgeräten verfügbar

Ein großer Vorteil der Maskenbeatmungsgeräte gegenüber den aufwändigeren, nur auf den Intensivstationen zum Einsatz kommenden, invasiven Intubationsgeräten ist ihre breite Verfügbarkeit in Deutschland. „Tatsächlich liegen zahlreiche Heimbeatmungsgeräte ungenutzt in den Lagerhallen von Krankenkassen und Herstellern“, betont Köhler. „Dabei handelt es sich zwar um ältere, ausgemusterte Modelle. Im Notfall während einer Pandemie können diese aber durchaus wertvolle Dienste leisten.“

Weniger Keime und Lungenentzündungen

Ein weiterer Vorteil der Maskenbeatmungsgeräte gegenüber Intubationsgeräten ist ihr vergleichsweise geringer Reinigungsaufwand. „Beatmungsmasken, die mit einem virusdichten Filter ausgestattet sind, transportieren nämlich weniger ansteckende Erreger als invasive Luftröhrenschläuche (Beatmungstubi) und sind insofern keimärmer“, erläutert Köhler. „Außerdem bietet die nicht-invasive Maskenbeatmung im Gegensatz zur invasiven Beatmung (mit fest integriertem Luftröhrenschlauch) den Patienten zusätzlich die Möglichkeit, sich von infektiösem Schleim frei zu husten - dazu wird die Maske einfach kurz abgenommen. Dadurch treten deutlich weniger Beatmungsgerät bedingte Lungenentzündungen auf. Neben der Ausstattung der Intensivstationen und aller übrigen Krankenhausabteilungen mit Maskenbeatmungsgeräten wäre es natürlich auch wichtig, das Stationspersonal im Umgang mit der Maskenbeatmung zu schulen. Jedenfalls könnten wir mit vergleichsweise einfachen zusätzlichen Mitteln weitaus mehr Patienten das Leben retten als mit den bisher in den Katastrophenplänen der Länder vorgeschlagenen Maßnahmen“, fasst Köhler die Empfehlungen der DGP für einen nationalen Grippe-Pandemie-Plan zusammen, die unter anderem auch detaillierte Hinweise zur praktischen Durchführung von Hygiene- und Quarantänemaßnahmen, sicheren Diagnose der Influenza und medikamentösen Therapie im Falle einer Grippe-Pandemie geben.