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Kinderfreundlichere Untersuchungsmethode für kleine Asthma-Patienten

Bei Kindern mit Asthma kann zur Krankheitskontrolle und besseren Therapiejustierung anstelle einer Lungenfunktionsprüfung auch der NO-Gehalt in der Ausatemluft gemessen werden. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hin und zeigen die Vorteile dieser Untersuchungsmethode auf.

Anstelle der bei erwachsenen Patienten gewöhnlich praktizierten Lungenfunktionsprüfung kann bei Kindern mit Asthma bronchiale zur Krankheitskontrolle und Therapiejustierung auch eine Messung des Stickstoffmonoxid-Gehalts (NO) in der Ausatemluft durchgeführt werden. Darauf haben Experten auf dem diesjährigen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Lübeck hingewiesen. „Dabei pusten die Kinder in ein Gerät, das ermittelt, welche Mengen an Stickstoffmonoxid sich in ihrer ausgeatmeten Luft befinden (auch NO-Gehalt im Exhalat oder kurz eNO genannt)“, erläutert Dr. Michael Barczok, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Pneumologen (BdP), der im Lungenzentrum Ulm ebenfalls Messungen an Kindern durchführt. „Dies erfordert von den Kindern etwas weniger Koordinationsfähigkeit, als eine Lungenfunktionsprüfung zu machen, so dass wir auch bei kleineren Kindern (zwischen zwei und sieben Jahren) versuchen können, einen NO-Test durchzuführen Aber auch gegenüber anderen Untersuchungsmethoden - wie z.B. Serum- oder Sputumanalysen - ist die Messung der Ausatemluft vorzuziehen, weil sie den Kindern nichts Angstmachendes (wie eine Blutabnahme) oder extrem Schwieriges (wie auf Kommando Loshusten und Ausspucken) zumutet und insofern etwas praktikabler ist.“

Genauere Asthma-Kontrolle, -Prognose und -Therapiejustierung möglich

Eine Messung der Ausatemluft von Kindern gehört zwar noch nicht zu den Routine-Untersuchungen, kann aber in vielerlei Hinsicht aufschlussreich sein und erlaubt zudem eine genauere Asthma-Kontrolle als eine Lungenfunktionsprüfung oder andere Untersuchungsmethoden. „Das liegt daran, dass die körpereigene Bildung von NO durch Entzündungsprozesse (Zytokine) oder auch nach Infektionen (Endotoxine) ansteigt“, erklärt Barczok. „Genau das ist bei entzündlichen Erkrankungen wie Asthma oder chronischem Husten der Fall, was wir über die erhöhten NO-Werte in der Ausatemluft direkt messen können. Sinkende NO-Werte zeigen hingegen an, dass sich die Entzündungsprozesse zurückgebildet haben, so dass wir die Therapie dann entsprechend justieren und zum Beispiel die Dosis an Medikamenten reduzieren können. Gerade in der Kinderheilkunde ist das sehr wichtig, weil unsere Patienten ja nur in seltenen Fällen sagen oder sonst wie signalisieren können, dass es ihnen besser geht. Ansteigende NO-Werte sind demgegenüber ein Signal, dass sich aufgrund zunehmender Entzündungsreaktionen in den nächsten Wochen oder Monaten eine gesundheitliche Verschlechterung anbahnen dürfte, der wir dann vorsorglich mit therapeutischen Methoden gegensteuern können.“

Erkennung von Erkrankungen auch bei Neugeborenen möglich

Schon bei Neugeborenen kann ein erhöhter NO-Gehalt darauf hinweisen, dass im ersten Lebensjahr ein erhöhtes Risiko für eine Atemwegsverengung (Obstruktion) besteht, die aber behandelt werden kann. „Ein Grund für das erhöhte NO nach der Geburt kann zum Beispiel sein, dass die Mutter Allergikerin oder Raucherin ist“, berichtet Barczok. „Demgegenüber kann ein niedriger NO-Gehalt bei Neugeborenen ein Anzeichen für das Vorliegen eines angeborenen Defekts sein – für die so genannte primäre Cilien Dysfunktion (PCS). Dabei handelt es sich um eine Unbeweglichkeit der Flimmerhärchen, wodurch die Selbstreinigungsfunktion der Atemwege außer Kraft gesetzt ist, was schwere Atemwegsbeschwerden und Lungenerkrankungen zur Folge haben kann. Insgesamt ist die Messung der Ausatemluft bei Kindern eine Methode, mit der sich die Behandlung von Lungen- und Atemwegserkrankungen optimieren lässt und die sich in Zukunft immer mehr zu einer Routineuntersuchung entwickeln dürfte - zum Beispiel auch, um eher vorherzusagen zu können, welches Kind zu einer asthmatischen Erkrankung neigt und welches nicht“, fasst Barczok zusammen. „Vorteile dieser Untersuchungsmethode zeichnen sich zunehmend auch bei Erwachsenen ab - insbesondere zur Differentialdiagnose, wenn von der Symptomatik her mehrere Krankheiten zugleich in Frage kommen“, fügt der Pneumologe Dr. Sören Schmidtmann hinzu, der in Berlin eine Praxis für Lungen- und Bronchialheilkunde leitet. „Das wollen wir künftig aber noch genauer untersuchen und dazu die Erfahrungen aller Lungenärzte, die eine Exhalatdiagnostik durchführen, zur gemeinsamen Auswertung bündeln.“