Eine Ansteckung mit Tuberkulose (Tbc) erfolgt in der Regel durch Tröpfcheninfektion: Bei einer infektiösen Lungentuberkulose, auch offene Tuberkulose genannt, können die Erreger durch Husten, Auswurf oder Schnupfen in die Luft gelangen, wo sie über längere Zeit infektiös bleiben und bereits in kleinen Mengen ansteckend sind. Ob es dann allerdings auch zu einer Erkrankung kommt, hängt hauptsächlich vom Immunsystem des Betroffenen ab: Ein geschwächtes Immunsystem, wie etwa bei AIDS-Patienten, ist wesentlich anfälliger. Darüber hinaus gibt es auch noch einen anderen Infektionsweg, der über erkrankte Rinder und das Trinken von nicht pasteurisierter Milch verläuft. Dieser Übertragungsweg ist in Mitteleuropa aber nicht mehr von Bedeutung, weil der hiesige Rinderbestand weitgehend tuberkulosefrei ist.
Übertragungswege aufdecken
Ganz im Gegensatz zu Entwicklungsländern wie Ruanda: In diesem ostafrikanischen Land, das seit 1982 mit Rheinland-Pfalz partnerschaftlich verbunden ist, tritt Tuberkulose, wie in anderen afrikanischen Ländern auch, häufig als Koinfektion bei HIV-Patienten auf. Statistiken zufolge erkranken im Monatsdurchschnitt 600 Menschen neu an Tbc. Wobei bislang völlig unbekannt ist, welchen Anteil dabei die Übertragung von Rinder-Tbc ausmacht. Dies wollen nun Wissenschaftler vom „Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene“ der Johannes Gutenberg-Universität Mainz herausfinden, indem sie sich an einer Tuberkulose-Studie in Ruanda über die Bedeutung des Rinderbakteriums Mycobacterium bovis für die Verbreitung der humanen Tbc beteiligen. „Wir wollen hier in Mainz versuchen, einen Beitrag zur Aufdeckung der Übertragungswege zu leisten", erklärt Forschungsleiter Dr. Ekkehard Siegel, der auf eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) die Untersuchung von Tbc-infizierten Proben aus Ruanda übernommen hat. An der Studie außerdem beteiligt sind das „Nationale Referenzlaboratorium“ in Kigali und das „Integrierte Nationale Programm gegen Lepra und Tuberkulose“. „Vom Referenzlaboratorium in Kigali bekommen wir Tuberkulose-Kulturen, die von Personen mit Verdacht auf Tuberkulose, vor allem Lungen-Tbc, gewonnen wurden", erklärt Siegel. „Dieses Material untersuchen wir und unterscheiden dabei die verschiedenen Erreger: Mycobacterium tuberculosis, den häufigsten Verursacher der Krankheit, und das von Rindern stammende Mycobacterium bovis sowie andere, seltenere Formen."
Krankheit effektiver bekämpfen
Eineinhalb Jahre wird es vermutlich dauern, bis die Studie abgeschlossen ist und Ergebnisse vorliegen. Dabei hoffen die Verantwortlichen, Klarheit darüber zu erlangen, ob es überhaupt sinnvoll wäre, in die Bekämpfung der Rinder-Tbc zu investieren. „Dieser Übertragungsweg trifft vor allem Neugeborene und sehr kleine Kinder, die mit Milch gefüttert werden und dann häufig noch vor einer Tbc-Diagnosestellung an Hirnhautentzündung versterben“, erläutert Siegel. „Doch auch wenn sich herausstellen sollte, dass eine Bekämpfung des Übertragungswegs von Mensch zu Mensch dringlicher oder Erfolg versprechender ist, wird unsere Untersuchung in jedem Fall dazu beitragen, die nationalen Tbc-, HIV- und Agrarprogramme besser aufeinander abstimmen zu können und so die Erkrankung effizienter zu bekämpfen“, bekräftigt Siegel.
Quelle: http://idw-online.de/pages/de/news?print=1&id=176810