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Händedesinfektion schützt besser vor Infekten als erwartet

Die Desinfektion der Hände am Arbeitsplatz kann nachweislich vor weit verbreiteten und wiederkehrenden Masseninfektionen schützen. Das belegt eine Studie von Wissenschaftlern der Universität Greifswald, die jetzt in der Zeitschrift BMC Infectious Diseases veröffentlicht wurde.

Wer seine Hände regelmäßig desinfiziert, leidet deutlich seltener an Erkältungskrankheiten bzw. deren Symptomen. Besonders auffällig sei auch der Rückgang von Durchfallerkrankungen, berichten Forscher der Universität Greifswald, an deren Untersuchung 129 Mitarbeiter der Stadtverwaltung der Universitäts- und Hansestadt, der Universität Greifswald sowie der Landesverwaltung Mecklenburg-Vorpommern teilgenommen hatten. Dabei wurde bei der Auswahl der Studienteilnehmer darauf geachtet, dass die Verwaltungsmitarbeiter in Bereichen mit viel Publikumsverkehr tätig sind bzw. ständig mit Akten und Dokumenten arbeiten müssen. Während die Hälfte der Untersuchungsgruppe keine Händedesinfektionsmittel benutzte (Kontrollgruppe), desinfizierte sich die andere Hälfte die Hände mehrmals täglich (mindestens fünfmal) mit alkoholhaltigen Desinfektionsmitteln (Interventionsgruppe). Ein Jahr lang füllten die Studienteilnehmer jeden Monat einen Fragebogen aus. So konnten die Forscher am Ende 1.230 Datensätze auswerten.

In der Interventionsgruppe gab es deutlich seltener Tage, an denen die Beteiligten am Arbeitsplatz mit Erkältung, Fieber und Husten kämpften. Deutlich ging auch die Zahl der Arbeitstage zurück, an denen sich die Beteiligten aufgrund von Erkältung, Fieber und Husten krank meldeten. Außergewöhnlich stark ging der Arbeitszeitausfall aufgrund von Durchfallerkrankungen zurück.

„Wir waren überrascht, dass trotz der kleinen Untersuchungsgruppe unsere Erwartungen weit übertroffen wurden“, meint Studienleiter Prof. Dr. Axel Kramer vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin an der Uni Greifswald. „Dies ist Grund genug, die Studie demnächst mit einer noch größeren Anzahl von Teilnehmern zu wiederholen. Auf jeden Fall können wir festhalten: Händedesinfektion kann am Arbeitsplatz leicht eingeführt werden, und sie wurde in unserem Fall überraschend gut von den Mitarbeitern angenommen. Das war sicherlich eine gute Voraussetzung für den Schutz vor zahlreichen Infektionserkrankungen. Händedesinfektion ist eine kostengünstige Möglichkeit der betrieblichen Gesundheitsförderung.“

Krankmeldungen und verringerte Produktivität aufgrund von Infektionskrankheiten sind weltweit ein volkswirtschaftliches Problem. Da Erkältungskrankheiten oder milde Fälle von Magen-Darm-Infektionen selten tödlich sind und oft ohne ärztliche Behandlung wieder verschwinden, stehen sie meist nicht im Beobachtungsfokus und werden unterschätzt. Untersuchung in den USA haben jedoch inzwischen belegt, dass allein schon die Nicht-Influenza-Viren, die Atemwegserkrankungen auslösen, zu einem wirtschaftlichen Verlust von ca. 40 Mrd. US pro Jahr führen.