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Gut eingestellte Asthmatiker sind grundsätzlich nicht stärker durch Coronaviren (COVID-19) gefährdet als Gesunde

Viele Patienten mit Asthma meinen irrtümlich, sie hätten ein höheres Risiko, an einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-Covid-2 schwer zu erkranken bzw. zu sterben. Dabei haben gut therapierte, gut eingestellte Asthmatiker gar kein erhöhtes Risiko für Infekte! Voraussetzung ist allerdings, dass sie ihre Medikamente regelmäßig einnehmen. Darüber möchten die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) Asthma-Patienten aufklären.

Viele Patienten mit Asthma sind angesichts der Coronavirus-Epidemie beunruhigt, da sie befürchten, wie manch andere Patienten mit chronischen Erkrankungen oder ältere Menschen weniger Abwehrkräfte zu haben als Gesunde. Viele meinen daher irrtümlich, sie hätten ein höheres Risiko, an einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS-Covid-2 schwer zu erkranken bzw. zu sterben. Dabei haben gut therapierte, gut eingestellte Asthmatiker gar kein erhöhtes Risiko für Infekte! Insbesondere haben sie auch keine grundsätzliche Abwehrschwäche. Darüber möchten die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) Asthma-Patienten aufklären.

Auftretende Asthmabeschwerden zeigen Therapiemängel und steigende Infektionsrisiken an

Gut therapiert und medikamentös gut eingestellt zu sein bedeutet keine asthmatischen Beschwerden mehr zu haben. „Kein erhöhtes Infektionsrisiko gilt also nur für diejenigen Asthma-Patienten, die unter Therapie keine Symptome mehr haben“, bekräftigt Dr. med. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers. Insofern sind Asthmatiker, die trotz regelmäßiger Therapie noch Beschwerden haben, wahrscheinlich etwas gefährdeter als Gesunde. Ein größeres Risiko haben natürlich auch ältere Menschen mit einem sehr schweren Asthma und Patienten, die zur Kontrolle ihrer Symptome regelmäßig Kortisontabletten einnehmen müssen. Kortison bezeichnet so genannte Glucocorticosteroide – von Ärzten auch Steroide genannt, die es entweder als Inhalationssprays und bei schwerem Krankheitsverlauf auch als Tabletten gibt. Dieser Wirkstoff ist entzündungshemmend und dämpft die asthmatische Überempfindlichkeit der Bronchien. Inhalierbares Kortison sollte daher auch in beschwerdefreien Zeiten regelmäßig eingenommen werden, um für schlechtere Zeiten besser gewappnet zu sein.

Unregelmäßig therapierte Asthmatiker sollten jetzt regelmäßig Kortisonspray inhalieren

„Asthma-Patienten, die bisher nur unregelmäßig Ihre Basistherapie mit inhalierbarem Kortison (allein oder in der fixen Kombination mit einem langanhaltenden, bronchienerweiternden Wirkstoff, abgekürzt LABA) genommen haben, sollten jetzt unbedingt regelmäßig Kortisonspray inhalieren und darauf achten, dass sie vollkommen beschwerdefrei sind, also die Atemwege offen sind und kein Husten und keine Atemnot besteht“, rät Dr. Voshaar. Treten dennoch - also trotz regelmäßiger Inhalation der mit dem Hausarzt oder Facharzt vereinbarten Medikation – weiterhin asthmatische Beschwerden auf, sollte die Therapie entsprechend angepasst werden. Dazu muss telefonische Rücksprache mit dem behandelnden Arzt genommen werden. Gegebenenfalls kann auch selbstständig die Dosis des inhalierbaren Kortisons etwas erhöht werden. Wird ein Medikament mit fixer Kombination (aus inhalierbarem Kortison plus LABA) genommen, so kann zunächst auf die Höchstdosis entsprechend Beipackzettel erhöht werden.“

Verhaltensempfehlung bei Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion

Bei einem Verdacht, sich mit dem Corona-Virus (SRAS-CoV-2) angesteckt zu haben, gilt grundsätzliche das gleiche wie für alle anderen Menschen auch (siehe auch unten). „Erleiden Asthmatiker gleichzeitig zu den Anzeichen einer Corona-Infektion eine Verschlimmerung ihrer asthmatischen Beschwerden, sollten sie rasch die für den Notfall vereinbarten Kortisontabletten einnehmen - in der Regel täglich 2 x 20 mg Prednisolon für eine Dauer von 5 Tagen. Stellt sich trotzdem keine Besserung ein, ist Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu nehmen. Falls sich die Auswurfsymptomatik ändern sollte, wenn also beim Husten insbesondere ein gelblicher oder grünlicher Auswurf beobachtet werden sollte, ist es ratsam ein Antibiotikum einzunehmen - am besten Amoxicillin oder ein Makrolid oder Doxycyclin“, empfiehlt Dr. Voshaar.

Hintergrund – Was Asthmaanfälle auslöst:

Bei Asthmatikern herrscht krankheitsbedingt eine ständige Entzündungs- und Abwehrbereitschaft in den unteren Atemwegen. Das macht ihre Bronchien überempfindlich, so dass sie auf bestimmte Auslöser (auch harmlose Reize) überreagieren. Man spricht von einer Hyperreagibilität: Die Bronchien kontrahieren (ziehen sich zusammen), die Schleimhäute in den Bronchialwänden schwellen an, so dass es zu einer krampfartigen Verengung der Atemwege kommt. Das führt zu pfeifenden und brummenden Atemgeräuschen, zu trockenem Husten mit zähem glasigem Schleim, der sich nur schwer abhusten lässt, zu Engegefühl in der Brust und Atemnot – kurzum: zu einem sog. Asthmaanfall.

An Impfschutz gegen Grippe und Lungenentzündung denken!

Generell können Bakterien und Viren, die eine Entzündung der Bronchien oder der Lunge verursachen, aber auch ein gewöhnlicher Schnupfen asthmatische Beschwerden verstärken. „Ein Impfschutz gegen Pneumokokken und Grippe ist daher sinnvoll und angebracht - auch um zu verhindern, dass es zu einer gleichzeitigen Infektion mit mehreren, verschiedenen Erregern kommt, die den Organismus zusätzlich belasten und den Krankheitsverlauf verschlimmern würden.

Allgemeine Hygienemaßnahmen zum Schutz vor Ansteckung

Um sich nicht anzustecken, sollten Asthmatiker - wie alle Menschen - auf eine gute Hygiene achten, das heißt: Häufiges Händewaschen, sich nicht mit ungewaschenen Fingern im Gesicht Berühren, von hustenden und offenbar erkälteten Menschen einen Sicherheitsabstand von etwa zwei Metern Halten, Menschenansammlungen Meiden. Erkältete Menschen sollten zudem die sog. Nies- und Hustenetikette befolgen - das heißt niemals ungeschützt herumhusten oder niesen, sondern gezielt in ein sauberes Taschentuch. Wer keines zur Verfügung hat, sollte wegen der Übertragungsgefahr nicht in seine Hände sondern in seinen Ellbogen husten. Wer von einem anderen Menschen direkt angehustet oder angeniest wird, sollte bewusst nicht einatmen und sich abwenden. Zum Abschirmen ist nicht unbedingt ein Mundschutz erforderlich, auch ein Schal oder Tuch kann schon helfen. Ein Mundschutz sollte primär dem medizinischen Personal vorbehalten sein, das direkt mit Infizierten umgeht. Auch Infizierte sollten ihn bei Kontakt mit anderen Menschen tragen, um andere nicht anzustecken.

Autor: äin-red

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