Viele Lungenerkrankungen lassen sich durch eine gesunde Ernährung günstig beeinflussen. Darauf machen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne unter Berufung auf mehrere wissenschaftliche Untersuchungen aufmerksam. Zwei aktuelle Studien weisen zum Beispiel darauf hin, dass eine bewusste Ernährungsweise während der Schwangerschaft die Entwicklung einer asthmatischen Erkrankung beim Kind verhindern kann. „In einer Untersuchung aus Dänemark wurde aufgezeigt, dass Mütter, die am Ende der Schwangerschaft (ab der 30. Schwangerschaftswoche) täglich Fischölkapseln mit Omega-3-Fettsäuren einnehmen, eine Erkrankung ihres Kindes an allergischem Asthma um 87 Prozent verringern“, berichtet Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft im nordrheinwestfälischen Schmallenberg. „Demgegenüber kommt eine zweite Untersuchung aus der Niederlande zu dem Schluss, dass Schwangere, die täglich Erdnussprodukte essen, das Asthmarisiko ihres Kindes um 50 Prozent erhöhen. Zwar ist es noch zu früh, um eine offizielle Ernährungsempfehlung für Schwangere auszusprechen. Tendenziell sind dies aber Ergebnisse, die unsere bisherigen Hypothesen über die Entstehung von Asthma und anderen entzündlichen Lungenerkrankungen bestätigen und auf die positiven Effekte einer gesunden Ernährung zur Vorbeugung hinweisen.“
Mediterrane Kost versus „fast food“Die Vorteile der Mittelmeerküche gegenüber fast food sind nicht nur zur Vorbeugung von Herz- und Gefäß-Erkrankungen längst bekannt, sondern sie gelten auch für Lungenkrankheiten. „So wird das Risiko für chronische Erkrankungen der Atemwege - wie zum Beispiel Raucherbronchitis (COPD), Heuschnupfen oder Asthma - durch eine mediterrane Ernährungsweise glatt halbiert“, betont Köhler. „Ein wichtiger Aspekt dieser Kost sind die so genannten guten Fette: Das heißt bevorzugt ungesättigte Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren (zum Beispiel enthalten in fetten Fischen wie Makrele, Lachs, Hering) und Olivenöl. Ein weiterer Pluspunkt der Mittelmeerkost spielt aber auch der hohe Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen bzw. Anti-Oxidantien, die insbesondere in Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und Nüssen enthalten sind – allerdings nicht in Erdnüssen! Erdnüsse enthalten nämlich nicht die so genannten guten Fettsäuren, um die es uns geht, zumal sie botanisch gesehen auch gar nicht zu den Nüssen gehören. Außerdem enthalten Erdnüsse potenzielle Allergie-Auslöser (Allergene) , die zu einer Sensibilisierung und damit allergischen Reaktion und Verstärkung von entzündlichen Prozessen führen können. Wer anstelle der Mittelmeerkost lieber fast food verspeist und vornehmlich tierische Fette, gepökeltes Fleisch, Fertiggerichte und Süßigkeiten zu sich nimmt, hat demgegenüber etwa doppelt so häufig unter Atemwegsproblemen zu leiden. Dabei ist vor fast food nicht nur wegen des übermäßigen Gehalts an schlechten Fetten dringend abzuraten, sondern auch weil diese Nahrung zu wenig Anti-Oxidantien enthält.“
Gestörtes Gleichgewicht zwischen Oxidantien und Anti-OxidantienVielen chronischen Lungenerkrankungen liegt ein krankheitsbedingtes Ungleichgewicht zwischen bestimmten Stoffen (Enzymen) zu Grunde, die im Stoffwechsel eine wichtige Rolle spielen. „Dieses Ungleichgewicht lässt sich aber mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung günstig beeinflussen“, erläutert Köhler. „Stehen zum Beispiel zu wenig Anti-Oxidantien zur Verfügung, kann sich der Körper nicht mehr vor Zell schädigenden Verbindungen (Oxidantien bzw. Radikale) schützen, die im Stoffwechsel ständig als Nebenprodukte anfallen. So ist es wissenschaftlich erwiesen, dass Kinder die zu wenig Anti-Oxidantien – die vor allem in frischem Obst und Gemüse stecken - essen, ein größeres Risiko haben, asthmatische und allergische Beschwerden zu entwickeln. Demgegenüber hat die mediterrane Kost den entscheidenden Vorteil, dass sie reich ist an Vitamin A, C und E und vielen Mineralstoffen. Wir wissen, dass Früchte, die reich an Polyphenolen sind – wie zum Beispiel rote Weintrauben - krankheitsbedingte Entzündungsprozesse nicht nur in den Blutgefäßen, sondern auch in den Lungen abmildern können. Aber auch das Beta-Carotin in Orangen, Äpfeln und frischen Tomaten vermag die Häufigkeit von Beschwerden bei Asthma und Heuschnupfen oder anderen allergischen Erkrankungen zu verringern. Nüsse enthalten außerdem viel Zell schützendes Vitamin E und Magnesium, welches die Lungenfunktion ebenfalls zu fördern scheint. Demgegenüber ist Lungenpatienten gerade von Gepökeltem und Geräuchertem dringend abzuraten, da gepökeltes, rotes Fleisch nicht nur keine Anti-Oxidantien liefert, sondern noch dazu auf Grund des verwendeten Nitritpökelsalzes die Bildung von zu vielen Oxidantien vorantreibt – also oxidativen Stress hervorruft, was bei Patienten mit COPD das Fortschreiten ihrer Lungenerkrankung beschleunigen kann“, warnt Köhler. Die Lungenärzte raten daher, sich bevorzugt mit Lebensmitteln aus der Mittelmeerküche zu ernähren. „Denn das ist nachweislich nicht nur gut für Herz, Gefäße und Gehirn, sondern auch für die Lungen!“ - so Köhler.