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Ein neues Krebsmedikament auf Naturstoffbasis?

Bestimmte Bodenbakterien bilden eine Substanz, die Krebszellen an der Teilung hindern und damit das Wachstum von Tumoren blockieren kann. Nach Jahren eingehender Forschung am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig bringt nun ein amerikanisches Pharma-Unternehmen diesen Wirkstoff als Krebsmedikament auf den US-Markt.

Bestimmte Bodenbakterien bilden eine Klasse von Naturstoffen, die Körperzellen an der Teilung hindern. Das haben Wissenschaftler um Prof. Dr. Gerhard Höfle und Prof. Dr. Hans Reichenbach, die diese Bakterien seit mehr als 20 Jahren untersuchen, am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig entdeckt: Die so genannten Epothilone werden von den im Boden lebenden Myxobakterien produziert und blockieren die zur Zellteilung notwendigen Mikrotubuli so dass sich die betroffenen Zellen nicht mehr teilen können, absterben und abgebaut werden. Auch auf Krebszellen, die sich typischerweise durch eine hemmungslose Teilung auszeichnen, übt Epothilon eine starke Wirkung aus: Der Tumor kann schrumpfen und sogar verschwinden. Nach Jahren eingehender Forschung bringt nun ein amerikanisches Pharma-Unternehmen diesen Wirkstoff als Krebsmedikament auf den US-Markt.

Nach Ansicht der Forscher könnte Epothilon in Zukunft vielen Patienten helfen, den Krebs zu besiegen. Das Beispiel zeige aber auch deutlich, wie wichtig es ist, mit langem Atem Grundlagenforschung zu fördern. Denn die Epothilone sind eine völlig neue Klasse von Wirkstoffen, die zunächst aus wissenschaftlichem Interesse und nicht gezielt unter dem Aspekt der Krebsbehandlung untersucht wurden. Das oben erwähnte US-amerikanische Pharmaunternehmen hat die Wirksubstanz mit dem namen Epothilon B vom HZI einlizenziert und nun bis zur Marktreife entwickelt. Mediziner in den USA können sie ab sofort gegen Brustkrebs einsetzen, der bereits Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet hat und gegen andere Medikamente resistent ist. In Europa wird die Wirksubstanz voraussichtlich im kommenden Jahr zugelassen werden.