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Deutsche Kliniken auf Grippepandemie nicht genügend vorbereitet

Im Falle einer Grippe-Pandemie muss mit bis zu 300 Neuaufnahmen pro Woche gerechnet werden. Für einen solchen Ansturm sind die Kliniken allerdings nicht mit genügend Beatmungsgeräten ausgerüstet. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie, die Krankenhäuser mit ausrangierten Heimbeatmungsgeräten auszustatten.

Angesichts einer drohenden Grippe-Pandemie fordern Lungenexperten zusätzlich Maßnahmen zur Beatmung in den nationalen Grippe-Pandemie-Plan aufzunehmen. Das geht aus einer aktuellen Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) zum praktischen Vorgehen bei der Behandlung von Grippe-Patienten im Fall einer Influenza-Pandemie hervor, die in der Oktober-Ausgabe der Fachzeitschrift „Pneumologie“ veröffentlicht wird. „Bei einer Grippe-Pandemie muss in Deutschland pro Krankenhaus im ungünstigsten Fall mit bis zu 300 Neuaufnahmen pro Woche gerechnet werden. Ein solcher Massenansturm auf die Kliniken kann aber mit der gegebenen Krankenhausinfrastruktur in keiner Weise bewältigt werden“, warnt Prof. Dieter Köhler, Präsident der DGP und Autor der Empfehlung. „Da eine schwere Influenza häufig auch zu Lungenentzündungen mit weiteren Komplikationen führt, ist zu erwarten, dass viele der Betroffenen vorübergehend beatmet werden müssen. Dies ist allerdings auf den jetzigen Intensivstationen allein nicht zu bewerkstelligen. Stattdessen könnte mit einfacheren Geräten - so genannten nicht-invasiven Maskenbeatmungsgeräten, wie sie vornehmlich bei der Heimbeatmung von chronisch Lungenkranken zum Einsatz kommen - den meisten der schwer Erkrankten auch ohne Intensivstation über die kritische Phase geholfen werden“, betont Köhler.

Großer Pool an ausgelagerten Beatmungsgeräten verfügbar
Der große Vorteil von Beatmungsmasken gegenüber den aufwändigeren invasiven Intubationsgeräten ist ihre breite Verfügbarkeit in Deutschland. So liegen laut Köhler zahlreiche Heimbeatmungsgeräte ungenutzt in den Lagerhallen von Krankenkassen und Herstellern. Dabei handelt es sich zwar um ältere, ausgemusterte Modelle, die im Notfall während einer Pandemie aber durchaus wertvolle Dienste leisten können. „Sollte dennoch ein Engpass an Geräten eintreten, lassen sich mit einem Maskenbeatmungsgerät zur Not auch mal zwei Patienten zugleich über ein T-Stück beatmen“, erläutert Köhler. „Ein weiterer Vorteil besteht, wenn die Geräte mit einem virusdichten Filter ausgestattet sind. Dann sind sie keimarm und transportieren weniger ansteckende Erreger. Insofern ist der Reinigungsaufwand solcher Geräte vergleichsweise gering.. Und zu guter Letzt bietet die Maskenbeatmung im Gegensatz zur üblichen Beatmung über einen Luftröhrenschlauch (Tubus) den Patienten zusätzlich die Möglichkeit, sich von infektiösem Schleim frei zu husten. Dazu wird die Maske einfach kurz abgenommen. Dadurch treten deutlich weniger Ventilator bedingte Lungenenzündungen auf“, erläutert Köhler.

Zur Umsetzung ihrer Empfehlungen schlägt die DGP vor, Intensivstationen und auch alle übrigen Krankenhausabteilungen mit Maskenbeatmungsgeräten auszustatten und einen Gerätevorrat anzulegen. Wichtig sei es auch, das Stationspersonal im Umgang mit der Maskenbeatmung zu schulen. „Insgesamt können wir mit den vorgeschlagenen, vergleichsweise einfachen zusätzlichen Mitteln weitaus mehr Patienten das Leben retten als mit den bisher in den Katastrophenplänen der Länder vorgeschlagenen Maßnahmen“, fasst Köhler die Empfehlungen der DGP zusammen, die auch detaillierte Hinweise zur praktischen Durchführung von Untersuchungen auf Influenza, Hygiene- bzw. Quarantänemaßnahmen und medikamentösen Therapien geben. Mehr Informationen über die Vorbeugung und Behandlung von Grippe -Erkrankungen lesen Sie in der Rubrik "Krankheiten A-Z".