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COPD wird bei Frauen eher übersehen

Offenbar verzichten Mediziner bei weiblichen COPD-Patienten eher auf den zur Diagnose üblichen Lungenfunktionstest als bei Männern. Deshalb raten die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) Raucherinnen möglichst bald zum Lungenarzt zu gehen...

Eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) wird bei Frauen möglicherweise seltener erkannt als bei Männern – und zwar offenbar, weil Mediziner bei weiblichen Patienten auf den zur Diagnose üblichen COPD-Test (die so genannte Lungenfunktionsprüfung oder Spirometrie) eher verzichten. Darauf machen die Lungenärzte des Bundesverbands der Pneumologen (BdP) in Heidenheim unter Berufung auf eine aktuelle wissenschaftliche Überblicksstudie aufmerksam, die jetzt in der Fachzeitschrift American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (2007, Band 176, Seite 1179-1184) veröffentlicht wurde. „Wir raten daher allen aktiven und Ex-Raucherinnen möglichst bald zum Lungenfacharzt zu gehen, um ihre Lungenfunktion überprüfen zu lassen“, empfiehlt Dr. Michael Barczok, Vorstandsmitglied des BdP und praktizierender Pneumologe im Lungenzentrum Ulm. „Das gilt insbesondere für Frauen, die mindestens 20 Päckchenjahre auf dem Buckel haben (d.h. die über zwanzig Jahre hinweg ungefähr eine Zigarettenpackung pro Tag oder eine vergleichbare Menge geraucht haben) wie natürlich auch für all diejenigen Raucherinnen, die bereits unter Atemwegsproblemen wie Atemnot und chronischem Husten leiden. Aber auch diejenigen, die sich dazu entschieden haben, im neuen Jahr mit dem Rauchen aufzuhören, sollten zur Lungenfunktionsprüfung gehen, selbst wenn sie noch keine Atemwegsbeschwerden wahrnehmen. Denn die COPD ist eine schleichend fortschreitende Erkrankung, die wir aber mit einer einfachen Spirometrie, die bei jedem Lungenfacharzt durchgeführt werden kann, am besten erkennen und diagnostizieren können.“

Frühzeitige Behandlung kann Krankheitsverlauf verbessern
Eine COPD ist zwar nicht heilbar, andererseits kann das Fortschreiten der Erkrankung abgebremst oder sogar aufgehalten werden, wenn man sie so früh wie möglich behandelt. „Insbesondere muss man medikamentös gegen die der Erkrankung zu Grunde liegende Entzündung vorgehen, sonst fällt der fortschreitende Verlust der Atemfunktion immer größer aus und die die damit einhergehenden Atemwegsbeschwerden werden immer schlimmer“, betont Barczok. „Um das Fortschreiten der Erkrankung einzudämmen, sollten COPD-Patienten daher so früh wie möglich entzündungshemmende Medikamente einnehmen. Zur Behandlung und Abmilderung ihrer Atemwegsbeschwerden stehen außerdem Bronchien erweiternde Wirkstoffe zur Verfügung. Es gibt auch Kombinationspräparate, die beide Wirkstoffe miteinander vereinen – mit deren täglicher Einnahme sich also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen lassen.“

Immer mehr Frauen erkranken an COPD
Wie die genannte Überblicksstudie ebenfalls aufgezeigt hat, ist die Anzahl der Frauen, die an COPD erkranken und daran sterben, deutlich am Ansteigen. „Bereits im Jahr 2000 sind weltweit mehr Frauen als Männer an COPD gestorben, obwohl es noch deutlich weniger Raucherinnen als Raucher gab“, berichtet Barczok. „Das ist zum einen ganz offensichtlich auf die Raucher-Epidemie unter den Frauen zurückzuführen, die sich beim weiblichen Geschlecht vornehmlich in den 50er Jahren auszubreiten begann – und sich jetzt nach Jahrzehnten bemerkbar macht. Was die Studie allerdings auch aufzeigt, sind deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich der Empfindlichkeit für die Krankheit und ihrem Verlauf. So scheinen Frauen generell empfindlicher gegenüber Tabakrauch und anderen Luftschadstoffen zu sein und entwickeln daher eher und auch schneller eine COPD, selbst wenn sie die gleiche Anzahl Zigaretten geraucht haben sollten wie Männer. An COPD erkrankte Frauen berichten auch von stärkeren Krankheitsbeschwerden als männliche COPD-Patienten - mit ausgeprägterer Atemnot, mehr Angstgefühlen und häufigeren Depressionen. Insgesamt scheint ihre Lebensqualität durch die Krankheit noch mehr beeinträchtigt zu werden als die von Männern. Die Gründe für diese Geschlechtsunterschiede könnten genetisch bedingt sein, sind aber noch nicht erforscht“, erklärt Barczok.