Die Zahl der Patienten mit Lungenkrebs wird in China bis 2025 auf eine Million Fälle ansteigen, wenn es nicht gelingt, die Luftverschmutzung in den chinesischen Städten zu verringern und mehr Menschen in der Bevölkerung vom Rauchen abzubringen. Zu diesem Ergebnis kommen Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO, wie die chinesische Tageszeitung China Daily unter Berufung auf eine Veröffentlichung im Fachblatt British Medical Journal (BMJ) berichtet. China stände damit bei den Lungenkrebsfällen weltweit an der Spitze. Allein in den vergangenen fünf Jahren sind nach Angaben des Instituts für Krebsforschung und Prävention des chinesischen Gesundheitsministeriums 120.000 Neuerkrankungen hinzugekommen. Lungenkrebs gilt allgemein als der Killer schlechthin, da er mehr Todesopfer als jede andere Erkrankung fordert. Rauchen ist dabei die häufigste Ursache - derzeit stirbt in China jeder vierte Raucher an Lungenkrebs. Mehr als 350 Mio. Raucher leben in China - und bilden somit ein Drittel der insgesamt 1,3 Mrd. Raucher weltweit. Zur Zeit raucht jeder dritte männliche Chinese. Wenn sich diese Rauchgewohnheiten nicht ändern, wird sich die Lungenkrebsrate in den nächsten Jahrzehnten in etwa verdoppeln. Dann werden 100 Mio. der 0,3 Mrd. männlichen Chinesen, die heute zwischen 0-29 Jahre alt sind, an den Folgen ihrer Nikotinsucht sterben.
Der zweite Grund für die rasche Zunahme der Lungenkrebsfälle in China ist - nach Angaben von Zhi Xiuyi, Direktor des Lungenkrebszentrums an der Capital Medical University in Beijing - die immer schlechter werdende Luftqualität in China. So treten in Regionen, in denen die Schadstoffbelastung vergleichsweise hoch ist, bedeutend mehr Fälle von Lungenkrebs auf. „Es gibt eindeutige Beweise für einen Zusammenhang zwischen Lungenkrebs und Autoabgasen", erklärt Sun Yan, Krebsexperte der Chinese Academy of Engineering. Verkehrspolizisten erkranken zum Beispiel wesentlich häufiger an Lungenkrebs als Menschen in anderen Berufen, wie Untersuchungen ergeben haben. Weitere bekannte Krebserreger sind bestimmte chemische Substanzen, die zum Beispiel bei der Herstellung verschiedener Einrichtungsgegenstände zur Verwendung kommen. Insofern sind die chinesischen Experten sich darüber einig, dass ein Drittel aller Lungenkrebsfälle sich relativ leicht verhindern lassen könnte. Daher wird - wie in anderen Staaten auch - in China eine Einschränkung des Tabakkonsums gefordert. So soll das Rauchen in öffentlichen Gebäuden wie Ämtern oder Krankenhäusern verboten werden.
Quelle: British Medical Journal (BMJ), Band 317, Seite 1411-1422
Zusammenfassung (abstract)