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Aus Vibrationen werden Bilder

Mit einer neuen Technik namens „Vibration Response Imaging“, die kürzlich auf dem Fachkongress der European Respiratory Society in München vorgestellt wurde, lässt sich der Belüftungsgrad der Lungen nicht-invasiv, ohne Röntgenstrahlung und außerdem preiswert darstellen.

Eine neue Untersuchungsmethode, die kürzlich auf dem Kongress der europäischen Lungenfachärztlichen Gesellschaft (European Respiratory Society, ERS) in München vorgestellt wurde, ist ein gutes Beispiel dafür, dass Fachkongresse nicht nur für Wissenschaftler und Kliniker interessant sind, sondern auch für niedergelassene Pneumologen. Mit dem so genannten digitalen Stethoskop lässt sich der Belüftungsgrad der Lungen einfach, nicht-invasiv und ohne Strahlung beurteilen. Dabei ist das neu entwickelte Gerät nicht größer als ein Ultraschallgerät und kostet auch in etwa gleich viel. Diese neue Untersuchungsmethode könnte daher durchaus eine Option für die Praxis werden, zum Beispiel für Patienten, bei denen ein Verdacht auf Lungenentzündung besteht oder ein Therapieverlauf überprüft werden soll. So lässt sich ein Behandlungserfolg durch vergleichende Untersuchungen vor und nach einer Therapie zum Beispiel bei Sekretverstopfungen, Tumoren , Fremdkörpern oder Operationsnarben kontrollieren - und das ohne Röntgenstrahlen oder invasive Methoden. Dabei kann die neue Methode auch zur Diagnostik bei bettlägerigen Patienten angewandt werden.

„Die neue Technik heißt Vibration Response Imaging (VRI), ihre Anwendung ist einfach", erklärte Dr. Heinrich Becker von der Thoraxklinik in Heidelberg auf dem ERS-Kongress in München. Einem sitzenden Patienten werden viele kleine Mikrofone - ähnlich EKG-Elektroden - in sechs parallelen Reihen am Rücken über beiden Lungenflügeln angelegt. Seine Atembewegungen und der Fluss seiner Atemluft durch die Lungen erzeugen Vibrationen, die vom Lungengewebe und der Brustwand nach außen geleitet und von den Mikrofonen aufgenommen werden. Diese Informationen werden an die Software des VRI weitervermittelt und in ein Schwarz-Weiß-Bild umgewandelt, so dass der Patient gemeinsam mit dem Arzt seine Atembewegungen auf dem Monitor verfolgen kann. Dabei entsteht ein dynamisches Bild beider Lungenflügel, bei dem der Luft-Füllungszustand der Lungenlappen bei der Einatmung und Ausatmung des Patienten aufgezeichnet werden. Je dunkler das Lungengewebe dargestellt wird, desto besser ist meist die Belüftung des jeweiligen Areals. „Als nächstes wollen wir das Gerät nun mit anderen Untersuchungsmethoden wie Spirometrie, Computertomografie (CT) oder Lungenszintigramm vergleichen", so Becker. Derzeit werde an der Universität Hannover geprüft, ob mit dem VRI auch Abstoßungsreaktionen nach Lungentransplantationen frühzeitig erkannt werden können. Und in den USA testen Kollegen den Einsatz des Gerätes auf Intensivstationen, um die Einstellung einer möglichst optimalen Beatmung der Patienten zu erreichen. „Das Spektrum der Einsatzmöglichkeiten des VRI ist wirklich groß: Ob in der Arztpraxis oder Klinik - Erwachsene und auch Kinder können von der nicht-invasiven, strahlungsfreien Untersuchung nur profitieren", meint Becker. Komplikationen seien zudem bisher keine bekannt. Lediglich bei Patienten, die eine zu starke Körperbehaarung oder Hauterkrankungen wie schwere Schuppenflechte (Psoriasis) haben oder zu große anatomische Abweichungen des Brustkorbs aufweisen, gestalte sich die Untersuchung als schwierig.

Quelle: abstracts 16th ERS Annual Congress
Heinrich D. Becker: “Vibration response imaging (VRI) for assessment of results in interventional bronchology – a feasibility study.” Abstract Nr. 976, Seite 156c.