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Alle zwei Stunden stirbt ein Asthmatiker in Deutschland

An Asthma sterben in Deutschland noch immer sehr viele Patienten – und zwar alle zwei Stunden einer! Vor allem diejenigen, deren Asthma-Erkrankung nicht optimal behandelt wird, sind gefährdet. Auch die dadurch verursachten Kosten sind beträchtlich ....

In Deutschland stirbt noch immer alle zwei Stunden ein Patient an Asthma bronchiale – häufiger als in anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Spanien. Das geht aus der aktuellen Ausgabe des „Weißbuch Lunge 2005“ hervor, das gemeinsam von der Deutschen Lungenstiftung und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) herausgegeben wird. „Wir haben rund 8 Millionen Asthmatiker in Deutschland, aber viele von ihnen kommen nicht zum richtigen Arzt oder versuchen gar, sich selbst zu therapieren – und das in allen Altersgruppen“, kritisiert Prof. Dieter Köhler, Präsident der DGP und Leiter des Fachkrankenhauses Kloster Grafschaft in Schmallenberg. Asthma bronchiale ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Etwa 10 bis 15% der Kinder und etwa 5 bis 7% der Erwachsenen erkranken in Deutschland an Asthma.

90% der Todesfälle vermeidbar
Etwa 2% der Patienten, also rund 160.000 Deutsche, leiden unter schwerem Asthma mit mindestens einem bedrohlichen Anfall pro Woche. „Allerdings kann grundsätzlich jeder Asthma-Anfall lebensbedrohlich werden, wenn er nicht frühzeitig und intensiv behandelt wird“, warnt Dr. Michael Barczok, niedergelassener Pneumologe im Lungenzentrum Ulm und Medienbeauftragter des Bundesverbands der Pneumologen (BdP). „Durch eine verbesserte und zuverlässigere Behandlung könnten rund 90% der Todesfälle vermieden werden. Denn die Behandlungsmöglichkeiten heutzutage sind grundsätzlich sehr gut - vorausgesetzt der Pneumologe wird rechtzeitig in die Behandlung eingebunden und entwickelt mit dem Patienten eine auf ihn individuell abgestimmte Behandlungsstrategie, die dieser dann auch konsequent verfolgt.“ Asthma-Patienten, die nicht richtig oder gar nicht behandelt werden, müssen hingegen mit zunehmender Krankheitsdauer befürchten, dass ihre Atemwege bleibenden Schaden nehmen, so dass dann dauerhafte Beschwerden die Folge sein können. Demgegenüber lassen sich mit einer konsequenten Dauertherapie als Voraussetzung für eine gute Asthma-Kontrolle Verschlechterungsschübe und Asthma-Anfälle weitestgehend verhindern.

Asthma kostet jährlich 2 Milliarden Euro
Die Behandlungskosten für Asthmatiker steigen exponentiell mit dem Asthma-Schweregrad und liegen zwischen 1700 und 6000 Euro pro Jahr und Patient. Von den jährlich 2 Milliarden Euro, die direkt und indirekt bei der Therapie von Asthmatikern in Deutschland anfallen, werden mehr als ein Viertel - etwa 5 Millionen Euro - durch vorzeitige Todes- und Rentenfälle, Arbeitsunfähigkeit, Rehabilitation und stationäre Behandlung verursacht. Dabei ist der indirekte Kostenanteil enorm: Rund 10.000 Arbeitsunfähigkeitstage waren im Jahr 2003 bei den Pflichtmitgliedern der AOK (ohne Rentner) auf Asthma zurückzuführen. „Mit einer verbesserten Asthma-Kontrolle könnten wir die Asthma-Behandlung noch weiter vom stationären in den ambulanten Bereich verlagern – und dadurch einen großen Teil der Behandlungskosten verringern, wobei der entsprechende Anstieg der Arzneimittelkosten bereits mit berücksichtigt ist“, erläutert Barczok. „Im Gegensatz dazu ist eine unzureichende Behandlung von Asthmatikern mit häufigeren Verschlechterungsschüben, Krankenhauseinweisungen und Fehlzeiten verbunden - und damit für die Betroffenen und Sozialsysteme natürlich weitaus kostenaufwendiger.“

Asthmatische Beschwerden wie Husten und Luftnot und vor allem bleibende Schädigungen des Lungengewebes sind bei guter Asthma-Kontrolle eher selten. „Die Lebenserwartung eines angemessen behandelten Asthmatikers entspricht derjenigen eines Gesunden und auch seine Lebensqualität muss keineswegs eingeschränkt sein. Rund 10 % der Olympiasieger in der Leichtathletik haben zum Beispiel Asthma“, fasst Köhler die Möglichkeiten einer optimalen Asthma-Therapie zusammen.

Quelle: Weißbuch Lunge 2005, Hrsg.: H. Fabel & N. Konietzko, Thieme Verlag, 2005.