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AHA-Symptomatik stärker beachten

Raucher sollten Alarmsignale wie Atemnot, Husten und Auswurf (AHA-Symptomatik) ernst nehmen und gegebenenfalls zum Lungenfacharzt gehen. Denn die Entwicklung einer Raucherlunge (COPD) schreitet oft unbemerkt voran und wird daher nicht oder erst spät erkannt.

Neben Herz- und Kreislauferkrankungen zählt mittlerweile auch die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung COPD (Raucherlunge) zu den Krankheiten, die am häufigsten zum Tode führt. Während andere Krankheiten dank verbesserter Gesundheitsaufklärung und Behandlungsmöglichkeiten eher wieder im Abnehmen begriffen sind, gilt die COPD derzeit als die Erkrankung mit den weltweit höchsten Zuwachsraten. „Ein Grund dafür ist, dass viele Patienten mit COPD erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt werden, weil die vornehmlich durch das Rauchen bedingten, fortschreitenden Entzündungsprozesse in der Lunge lange Zeit kaum Beschwerden machen“, erklärt Prof. Tobias Welte, Direktor der Abteilung Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, der kürzlich auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Lübeck erste Ergebnisse aus der so genannten BOLD-Studie (burden of chronic obstructive lung disease) über die Risikofaktoren und Verbreitung von COPD in 12 von insgesamt 35 untersuchten Ländern vorgestellt hat (darunter mehrere europäische Länder, USA, Australien, China, Philippinen, Südafrika).

Hälfte der Patienten wissen nichts von ihrer COPD

Die Daten der BOLD-Studie zeigen auf, dass die Häufigkeit von COPD weltweit – und auch in Deutschland – wesentlich höher ist als bisher angenommen. So sind in Deutschland 13,7% aller über 40-Jährigen an COPD erkrankt – das entspricht 6 Millionen Patienten! „Besonders erschreckend ist dabei, dass der Hälfte der Betroffenen gar nicht bekannt war, dass sie eine fortschreitende Lungenerkrankung haben, die unbedingt behandelt werden sollte“, betont Welte. „COPD trifft längst nicht mehr nur Raucher ab 50 Jahren, sondern zunehmend auch Raucherinnen und Raucher in jüngerem Alter mit 30-40 Jahren, was auf die veränderten Rauchgewohnheiten beider Geschlechter zurückzuführen ist. Außerdem bleiben auch viele Ex-Raucher (60%) – und vereinzelt auch Passivraucher - nicht von COPD verschont.“ Das COPD-Risiko durch Passivrauchen sei zwar schwer abzuschätzen, aber eine Passivrauchbelastung von 20 Stunden pro Woche sollte Welte zufolge schon als problematisch angesehen werden.

Bei Atemnot, Husten und Auswurf zum Lungenfacharzt

Um eine COPD früher erkennen und dann entsprechend behandeln lassen zu können, sollten Raucher wissen, dass gesundheitliche Beschwerden wie Atemnot, Husten und Auswurf (so genannte AHA-Symptomatik) ernst zu nehmende Alarmsignale sind, bei deren Auftreten man sich direkt an einen Lungenfacharzt wenden sollte, um eine Lungenfunktionsprüfung durchzuführen. „Mit diesem einfachen Test lässt sich feststellen, wie weit die Lungenfunktion beeinträchtigt ist und ob sich bereits eine COPD entwickelt hat“, erläutert Welte. „Das ist wichtig, weil die COPD eine fortschreitende Erkrankung ist, die sich nur durch sofortigen Rauchstopp und bestimmte Medikamente aufhalten und so gut wie möglich in Schach halten lässt. Den Tabakkonsum lediglich zu reduzieren, bringt hingegen nichts, zumal auch schon 3-4 Zigaretten am Tag ein Fortschreiten der Erkrankung vorantreiben können. Daher ist es dringend erforderlich, die AHA-Symptomatik in die Köpfe der Leute zu bringen. Dazu sollten wir Lungenärzte uns die Kardiologen zum Vorbild nehmen, die mit Erfolg den Herzschmerz als Alarmsignal für Herzinfarkt in der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht haben. Wer raucht und unter Atemnot, Husten und/oder Auswurf leidet, sollte wissen, dass er besser jetzt als später zum Lungenfacharzt gehen sollte, um einen Lungenfunktionstest zu machen. Je früher eine COPD erkannt wird, umso eher können wir helfen“, fasst der Pneumologe zusammen.