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Raucherinnen unterschätzen ihr Risiko für Lungenkrebs

Anlässlich des Lungenkrebs-Welt-Tags am 1. August warnen Experten des VPK vor einer Lungenkrebs-Welle bei Frauen. Die Häufigkeit von Lungenkrebserkrankungen steigt seit etlichen Jahren insbesondere bei Frauen deutlich und dürfte auch hierzulande schon bald an die erste Stelle bei Frauen - d.h. vor die von Brustkrebs - rücken. Raucherinnen wissen offenbar zu wenig Bescheid über die gesundheitlichen Auswirkungen des Tabakkonsums oder unterschätzen ihr Risiko erheblich.

Das Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) galt lange als eine Krebsform, die typischerweise vor allem bei Männern auftritt. Doch die Häufigkeit von Lungenkrebserkrankungen steigt seit etlichen Jahren insbesondere bei Frauen deutlich und nähert sich der Männerquote immer mehr an, was auf ihr verändertes Rauchverhalten zurückzuführen ist. Denn immer mehr Frauen insbesondere jüngeren Alters frönen dem blauen Dunst, während der Anteil der Männer in Etwa gleichgeblieben ist. Experten warnen daher schon länger vor einer Lungenkrebs-Welle bei Frauen. „Fakt ist, dass 85 bis 90 Prozent aller Lungenkrebspatienten irgendwann einmal geraucht haben. Dennoch wissen Raucherinnen offenbar zu wenig Bescheid über die gesundheitlichen Auswirkungen des Tabakkonsums oder unterschätzen ihr Risiko erheblich“, betont Dr. med. Thomas Voshaar, Vorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers, anlässlich des Lungenkrebs-Welttags am 1.8.2022.

Tod durch Lungenkrebs bei Frauen bald häufiger als durch Brustkrebs

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stellt Lungen- und Bronchialkrebs unter den krebsbedingten Todesfällen die häufigste Todesursache dar, was lange Zeit auf die insgesamt, zahlen- und mengenmäßig mehr rauchenden Männern zurückzuführen war. Seit den 1950er-Jahren hat der Anteil von Raucherinnen aber deutlichzugenommen, in der Folge ist auch das Risiko von Frauen, an Lungen- und Bronchialkrebs zu sterben angestiegen – und zwar laut Statistischem Bundesamt innerhalb von 20 Jahren um 73 Prozent: Im Jahr 2000 starben pro 100.000 Einwohner etwa 23 Frauen an Lungen- und Bronchialkrebs, 2020 waren es fast 40. Bislang war Brustkrebs bei Frauen die häufigste Krebsform (gefolgt von Lungen- und Darmkrebs). Auf der Liste der Sterbefälle infolge von Krebs dürfte das Bronchialkarzinom aber auch hierzulande schon bald an die erste Stelle bei Frauen rücken. Aktuell sterben zum Beispiel in den USA, aber auch in England jedes Jahr bereits mehr Frauen an Lungenkrebs als an Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs und Eierstockkrebs zusammengenommen!

Frauen empfindlicher für COPD

Rauchen fördert aber nicht nur Lungenkrebs und viele weitere Krebsarten, sondern erhöht auch das Risiko für eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) – und zwar um das 13-fache im Vergleich zu Nichtrauchen! Während die Tendenz, an COPD zu sterben, bei den Männern mittlerweile einen Plateauwert erreicht, steigt sie bei den Frauen weiter an. „Frauen sind allerdings bei vergleichbaren Rauchgewohnheiten deutlich anfälliger für COPD als Männer, wofür hormonelle und genetische Unterschiede verantwortlich sein dürften. So erkranken sie bereits nach einer geringeren Gesamtzahl der bisher gerauchten Zigaretten (Päckchenjahren) als Männer, also früher, aber auch schwerer an einer COPD und sie verlieren schneller als Männer unwiederbringlich ihre Lungenfunktion“, warnt Dr. Voshaar.

COPD erhöht Risiko für Lungenkrebs

COPD erhöht auch das Lungenkrebsrisiko. Hochrisikopatienten sind zum Beispiel über 60-Jährige, bei denen zusätzlich ein Lungenemphysem im Röntgen nachgewiesen wurde. Im Vergleich zu Männern werden Lungenkarzinome bei Frauen zwar oft schon in jüngerem Alter entdeckt – möglicherweise weil sie öfter zum Arzt gehen als Männer. Noch ungewiss ist hingegen, ob Frauen auf die etablierten Lungenkrebstherapien in vergleichbarem Maß ansprechen wie Männer, da Patientinnen in bisherigen Therapiestudien unterrepräsentiert waren.

Rauchstopp senkt Lungenkrebsrisiko

Nur wer das Rauchen komplett aufgibt, kann sein Lungenkrebsrisiko senken. Dabei ist der Effekt umso größer, je früher der Rauchstopp erfolgt. Nach fünf Jahren Abstinenz ist das Risiko bereits um 60 Prozent gesunken und nach 15 bis 20 Jahren sogar um bis zu 90 Prozent.

Quelle: äin-red

Dies ist eine Pressemeldung des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK). Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: http://www.lungenaerzte-im-netz.de/. Bei Veröffentlichung in Online-Medien ist diese Quellenangabe (in Form eines aktiven Links entweder auf die Startseite oder auf eine Unterseite der Webseite der Lungenärzte-im-Netz) erforderlich, bei Veröffentlichung in Printmedien ist ebenfalls ein Hinweis auf diese Webadresse notwendig.

Referenzen:

Kongressbericht über den International Congress (2021, virtual) der European Respiratory Society (ERS)

Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts (Nr. N 010) über Krebssterblichkeit 2020:
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Kurzbeitraege/Archiv2021/2021_6_Todesursachenstatistik_krebssterblichkeit.html  https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/02/PD21_N010_231.html 

JAMA Oncology, online seit 3.12.2020

25.5.2021: https://www.lungcancerresearchfoundation.org/lung-cancer-is-a-womens-disease/