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Gurgeln vor der Operation schützt vor Lungenentzündung nach der OP

Postoperative Lungenentzündungen sind die dritthäufigste Komplikation nach einem chirurgischen Eingriff und mit einer schlechten Prognose für die Patienten verbunden. Dieses Risiko kann durch das mehrmalige Spülen der Mundhöhle mit einer antibakteriellen Lösung vor einer bevorstehenden Operation deutlich gesenkt werden. Selbständig ausgeführte Atemübungen direkt nach dem Aufwachen aus der Narkose, Aufrechtlagerung und eine möglichst frühe Mobilisation sind zusätzlich empfehlenswert. Darauf weisen die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) hin.

Lange Bettlägerigkeit – etwa nach einem Sturz oder einer Operation – kann insbesondere bei Senioren eine Lungenentzündung begünstigen. Denn im Liegen atmen die Betroffenen flacher als in aufrechter Position. Zudem haben sie Schwierigkeiten beim Abhusten, sodass sich Schleim in den Bronchien ansammelt und die tieferen Bereiche der Lunge nicht ausreichend durchlüftet werden. Ist das Immunsystem zusätzlich aufgrund von Mangelernährung oder fortgeschrittenen Alters geschwächt, nisten sich schnell Bakterien auf diesem Nährboden ein. Auch wenn Senioren sich beim Essen oder Trinken verschlucken, können Fremdkörper in die Lunge gelangen und dort eine Entzündung auslösen. „Postoperative Lungenentzündungen sind die dritthäufigste Komplikation nach einem chirurgischen Eingriff und mit einer schlechten Prognose für die Patienten verbunden. Dieses Risiko kann aber durch das mehrmalige Spülen der Mundhöhle mit einer antibakteriellen Lösung vor einer bevorstehenden Operation deutlich gesenkt werden“, berichtet Dr. med. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers unter Berufung auf die Ergebnisse einer Metaanalyse aus China, die zehn verschiedene Studien mit insgesamt 12.528 nichtkardiologischen Chirurgie-Patienten analysiert hat (siehe Surgery, Online-Veröffentlichung am 3.6.2021). Im Vergleich zur Kontrollgruppe, die keine verbesserte Mundhygiene anwendete, traten erheblich weniger Lungenentzündungen nach der OP auf, wenn der Mund vor der OP mehrmals mit einer antibakteriellen Gurgellösung gespült wurde – entweder indem die Krankenschwester die Patienten zum Gurgeln anleitete oder die Mundhöhle und Zähne der Patienten eigenhändig mit der Lösung reinigte.

Ähnlich effektiv wie eine Zahnreinigung, nur praktikabler

Zur Prävention von Lungenentzündungen erweist sich das Mundspülen als ebenso effektiv wie eine professionelle Zahnreinigung, denn es verhindert, dass sich Bakterien im Hals- und Rachenbereich ansammeln und reduziert dadurch das Infektionsrisiko. Wobei das Mundspülen in der Klinikanwendung um einiges praktikabler sein dürfte.

Atemübungen, Aufrechtlagerung und frühe Mobilisation zusätzlich empfehlenswert

Zusätzliche empfehlenswerte Maßnahmen zur Prävention von postoperativen Lungenentzündungen sind das Anheben des Kopfendes am Bett, um den Patienten eine möglichst aufrechte Position zu ermöglichen, und auch um versehentliches Verschlucken (Fremdkörperaspiration) zu verhindern. Außerdem gilt immer der Grundsatz, die Patienten so früh wie möglich zu mobilisieren – also sie darin unterstützen, sobald und so oft wie möglich das Bett zu verlassen und umherzulaufen, um die Durchblutung anzuregen. Insofern sind Beruhigungs- und Schlafmittel möglichst zu vermeiden. „Mindestens bis der Patient wieder aufstehen und sich bewegen kann, sollte er sogleich nach dem Erwachen aus der Narkose selbständig Atemübungen durchführen, die er schon vor der OP mit einem Physiotherapeuten gemeinsam einüben kann. Diese Übungen, die die Belüftung der Lunge und das aktive Abhusten von Schleim fördern und somit das Risiko für eine Lungeninfektion verringern, bestehen aus der simplen Abfolge von zehn tiefen Atemzügen gefolgt von drei Hustenstößen, die pro Stunde zweimal hintereinander ausgeführt werden sollte“, rät Dr. Voshaar.

Autor: äin-red

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