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Zwei Jahre können schon den Ausschlag geben

Feinstaub ist bekanntlich gesundheitsschädlich, allerdings nicht erst nach einer Langzeitbelastung. Vielmehr steigt das Sterberisiko auf Grund einer erhöhten Luftverschmutzung bereits nach zwei Jahren deutlich an.

Bisherige wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass Luftverschmutzung auf lange Sicht mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden ist. Jetzt warnen US-Forscher von der „Harvard School of Public Health“ in Boston/Massachusetts davor, dass auch schon eine hohe Feinstaubbelastung über die Dauer von nur zwei Jahren zu einem vergleichbar erhöhten Sterberisiko führt. Für ihre Untersuchung hat die Arbeitsgruppe um Dr. Joel Schwartz die Daten von Patienten aus 35 verschiedenen Städten in den USA über einen Zeitraum von 15 Jahren ausgewertet und auf einen Zusammenhang zwischen Feinstaubbelastung und Überlebensrate überprüft. Dabei richteten die Wissenschaftler ihr spezielles Augenmerk auf Partikel der Teilchengröße PM10, die zum Beispiel in Dieselruß vorkommen und auf Grund ihrer geringen Größe problemlos auch in die tieferen Atemwege eindringen können. Das Untersuchungsergebnis, das kürzlich auf der internationalen Konferenz der „American Thoracic Society“ vorgestellt wurde, zeigt: Jeder Zuwachs von 10 µg pro m² der PM10-Teilchen innerhalb von zwei Jahren erhöht das Sterberisiko – und zwar im einzelnen um 32% bei Diabetikern, um 28% bei COPD-Patienten, um 27% bei Patienten mit Herzschwäche und um 22% bei Patienten mit entzündlichen Erkrankungen (zum Beispiel Rheumatoide Arthritis oder Lupus erythematodes).

„Das bedeutet, dass bereits wenige Jahre mit hoher Feinstaubbelastung den Ausschlag geben können“, betont Schwartz. „Oder anders herum gesagt: Wenn wir uns jetzt um eine größere Luftreinhaltung – zum Beispiel durch den vermehrten Einbau von Katalysatoren in Dieselmotoren - bemühen würden, könnten wir die Auswirkungen auf die Todesraten ziemlich schnell und nicht erst in 20 Jahren beobachten. Dann könnten wir in einer relativ kurzen Zeit einige Menschenleben retten.“ Schätzungen von Experten zufolge sterben derzeit aufgrund von Luftverschmutzung mehre hunderttausend US-Amerikaner pro Jahr. „Allerdings ist das Sterberisiko durch Rauchen in vergleichbaren Zeiträumen etwa 500 mal größer“, kommentiert Prof. Dieter Köhler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg, das Untersuchungsergebnis. „Insofern erscheint die die Feinstaubproblematik gegenüber Tabakrauch, den ja viele weiterhin aktiv oder passiv inhalieren, stark überbewertet. Das sollte nicht nur Rauchern bewusst sein, sondern auch denjenigen, die unfreiwillig Passivrauch ausgesetzt sind."

Quelle: Internationale Konferenz der „American Thoracic Society” ATS 2006: Abstract B16, präsentiert am 22.05.2006.
Zusammenfassung (abstract)