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Zu viel Vitamin E kann die Ausbreitung von Lungenkrebs beschleunigen

Zusätzlich eingenommene Antioxidantien wie z. B. Vitamin E können nicht - wie gern erhofft - Lungenkrebszellen hemmen, sondern verhelfen ihnen vielmehr dazu, sich durch eine beschleunigte Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) weiter im Körper auszubreiten. Darauf weisen die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) unter Berufung auf die Ergebnisse zweier aktueller Studien hin.

Die Hoffnung, Krebs durch die Einnahme von antioxidativen Nahrungsergänzungsmitteln wie z. B. Vitamin E verhindern zu können, sollte besser aufgegeben werden. Denn in gleich zwei aktuellen Studien haben schwedische und US-Forscher herausgefunden, dass Antioxidantien Lungenkrebszellen nicht hemmen, sondern ihnen vielmehr dazu verhelfen, sich durch eine beschleunigte Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) weiter im Körper auszubreiten. Darauf weisen die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) hin.

Krebszellen benötigen Antioxidantien zur Abwehr von oxidativem Stress

Krebszellen verbrauchen viel Energie in Form von Glukose, um zu wachsen und zu metastasieren. Dazu benutzen sie einen anderen, schnelleren Energiebeschaffungs-Mechanismus als normale Zellen, der aber auch den Nachteil hat, dass sich nebenbei freie Sauerstoffradikale bilden, die sehr reaktionsfreudig sind und chemischen Stress auf die Krebszellen ausüben. In den zwei genannten, neuen Studien wurde an Gewebezellen von Menschen und Mäusen nachgewiesen, dass Lungenkrebszellen auf Antioxidantien angewiesen sind, um diesen oxidativen Stress aushalten zu können. Die US-Studie (siehe Cell 2019, Band 178/2, Seite: 330-345) hat zwei Genveränderungen (Mutationen) gefunden, die Lungenkrebszellen dazu befähigen, die Antioxidantien zur Abwehr des oxidativen Stresses selbst herzustellen. Das sei bei etwa 30 Prozent der häufigeren Lungenkrebsform (nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom, abgekürzt NSCLC aus dem Englischen: non small cell lung cancer) der Fall. Lungenkrebszellen können aber auch Antioxidantien aus der zugeführten Nahrung (bzw. zusätzlicher Nahrungsergänzung) verwerten, um sich vor oxidativem Stress zu schützen, wie die schwedische Studie belegt (siehe Cell, Online-Veröffentlichung am 27.6.19). Beide Studien haben außerdem festgestellt, dass die Verringerung von oxidativem Stress durch Antioxidantien zur Anhäufung eines Proteins (namens BACH1) in den Lungenkrebszellen führt, welches die Bildung von Metastasen aufgrund einer verbesserten Versorgung der Lungenkrebszellen mit Glukose fördert.

Vor allem Raucher sollten von Nahrungsergänzung mit Antioxidantien absehen

„Gerade Raucher, die aufgrund ihres Tabakkonsums ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko haben, sollten von einer zusätzlichen Einnahme von Vitamin E als Nahrungsergänzung absehen, weil sie damit Krebs nicht verhindern, sondern womöglich die Bildung von Metastasen sogar fördern“, warnt Dr. med. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers. Nach Ansicht der Forscher könnten ihre Studienergebnisse auch die Möglichkeit eröffnen, neue Medikamente gegen Lungenkrebs zu entwickeln, die z. B. das Protein BACH1 beeinflussen und dadurch eine Metastasenbildung unterbinden.  
Literatur:

Autor: äin-red

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