Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Vogelgrippe-Virus entwickelt mehr Ähnlichkeit mit Grippe-Viren

Bekanntlich können sich die derzeit grassierenden Vogelgrippeviren laufend verändern. Wie US-Forscher jetzt festgestellt haben, weist das Vogelgrippevirus H5N1 bereits mehr Ähnlichkeit mit dem Grippe-Erreger von 1918 auf, als bislang angenommen.

Mittlerweile ähneln Vogelgrippeviren den Grippeerregern von Menschen stärker, als man bisher angenommen hat. Das berichtet ein US-Forscherteam unter Leitung von James Stevens vom „Scripps Research Institute“ im kalifornischen La Jolla im Fachjournal Science.
Daher könnten schon wenige weitere Veränderungen der Eiweißstoffe auf der Oberfläche der Vogelgrippeviren (Mutationen ) ausreichen, um sie besonders gefährlich für Menschen zu machen. Wie die Wissenschaftler feststellten, haben die Oberflächenbausteine des Virus H5N1 inzwischen eine große Ähnlichkeit mit dem Erreger der Spanischen Grippe-Epidemie von 1918 entwickelt. Demgegenüber gebe es mit dem 1997 bei Enten isolierten ursprünglichen Vogelgrippevirus weniger Gemeinsamkeiten.

Die Arbeitsgruppe um Stevens analysierte die Struktur des Eiweißstoffes Hämagglutinin, einem Bestandteil der Virenhülle. Der mit der Abkürzung „H“ bezeichnete Oberflächenbaustein ermöglicht dem Erreger das Eindringen in die Wirtszellen. Dazu dockt es an bestimmten Bindungsstellen (Rezeptoren) dieser Zellen an. Vogelgrippeviren steuern dabei andere Rezeptoren an als die Erreger der Grippe des Menschen. Dies ist der Grund dafür, dass H5N1-Viren derzeit nur selten Menschen befallen - bislang infizierte der Erreger rund 180 Menschen, etwa 100 von ihnen starben. Als die Forscher das Hämagglutinin von Viren aus einer Blutprobe eines 2004 an der Vogelgrippe gestorbenen vietnamesischen Jungen mit dem anderer Grippeerreger verglichen, stellten sie folgendes fest: Das Hämagglutinin des Erregers aus der 2004-Blutprobe war dem Baustein der menschlichen Grippeviren ähnlicher als dem der ursprünglichen Vogelgrippeviren von 1997. Welche weiteren Mutationen noch folgen müssten, bis das Virus komplett auf den Menschen „umschwenke“, könne man allerdings nicht vorhersagen, betont Stevens.

Quelle: Science, online-Ausgabe vom 17.3.06 (DOI: 10.1126/science.1124513)
Zusammenfassung (abstract)