Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Vogelgrippe offenbar für junge Erwachsene besonders gefährlich

Ein besonders starkes und abwehrbereites Immunsystem, über das junge Menschen im frühen Erwachsenenalter in der Regel verfügen, scheint bei der Abwehr von Vogelgrippeviren eher ein Verhängnis als von Vorteil zu sein.

Eine Ansteckung mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 endet offenbar besonders häufig für jüngere Menschen tödlich – ganz ähnlich, wie dies auch während der Spanischen Grippe 1918-1919 der Fall war. Das hat die „World Health Organisation“ WHO nach der Analyse von über 200 tödlichen Vogelgrippefällen festgestellt, wie die New York Times jetzt berichtet. Die meisten Todesopfer waren im Schnitt 20 Jahre alt. Die höchste Todesrate (73% der Fälle) trat bei den 10 bis 19-Jährigen auf – im Vergleich zu einer Rate von 56% für alle Altersstufen. Grundsätzlich hat man dieses Häufigkeitsmuster schon früher beobachtet, nur konnen jetzt quantitativ mehr Fälle einbezogen werden, wobei das Durchschnittsalter der typischerweise Betroffenen noch etwas weiter abgesunken ist. Wissenschaftler gehen davon aus, dass das damals während der Spanischen Grippe-Epidemie 1918-1919 wütende H1N1-Virus ebenfalls eine Vogelgrippe-Variante war, die sich durch Mutation so veränderte, bis es schließlich von Mensch zu Mensch übertragbar wurde und sich dann rasend schnell ausbreiten konnte. Obwohl die Spanische Grippe nur bei zwei Prozent der Infizierten zum Tode führte, forderte sie weltweit insgesamt zwischen 40 und 100 Mio. Opfer.

Während die saisonale „echte“ Grippe bzw. Influenza hauptsächlich sehr jungen und sehr alten Menschen gefährlich werden kann, scheinen der Vogelgrippe gegenüber vor allem junge Erwachsene besonders empfindlich zu sein. Denn auch in Asien und im Nahen Osten, wo das Virus allgegenwärtig ist und Menschen aller Altersstufen mit Hühnern in Kontakt kommen, sind 90 Prozent der Opfer jünger als 40 Jahre alt. Es gibt Hinweise darauf, dass viele der jetzigen Vogelgrippe-Opfer wie auch derjenigen, die von der Spanischen Grippe überrollt wurden, einer so genannten „Cytokin-Flut“ erlegen sind. Darunter ist zu verstehen, dass das körpereigene Immunsystem übermäßig viele Immunzellen (u.a. Cytokine) zur Abwehr der Viren bildet und damit die Lungen regelrecht überschwemmt, so dass die Betroffenen in der Folge sozusagen ertrinken.

Da junge Menschen in der Regel ein starkes Immunsystem haben, ist diese Reaktion bei ihnen offenbar besonders stark ausgeprägt. „Zwar wird bei Menschen über 50 Jahren die niedrigste Todesrate von allen Altersstufen beobachtet – aber selbst diese liegt immerhin noch bei 18% und ist damit im Vergleich zur saisonalen Grippe enorm hoch“, warnt Dr. Michael Osterholm, Direktor des „Center for Infectious Disease Research and Policy“ an der University of Minnesota.

Quelle: New York Times