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Ursache für die häufigste tödliche Bluttransfusionsreaktion entdeckt

Wissenschaftlern der Universität Greifswald und des Blutspendedienstes des DRK West ist ein Durchbruch zur Erhöhung der Sicherheit von Bluttransfusionen gelungen. Das berichtet die Fachzeitschrift Nature Medicine.

Ein bislang unbekannter Träger einer Blutgruppe auf weißen Blutkörperchen, der für Komplikationen bei Bluttransfusionen verantwortlich ist, wurde kürzlich von Forschern an der Uni Greifswald im Fachjournal Nature Medicine (2009, Band 16, Seite 45 – 48) beschrieben. An den Forschungsarbeiten beteiligt waren die Greifswalder Arbeitsgruppen Transfusionsmedizin unter Leitung von Prof. Andreas Greinacher und Funktionelle Genomforschung mit Prof. Uwe Völker zusammen mit der Arbeitsgruppe Leukozytenimmunologie des DRK-Blutspendedienstes West in Hagen (Nordrhein-Westfalen) unter der Leitung von Prof. Jürgen Bux und Frau Dr. Angelika Reil. „Diese Entdeckung wird wesentlich dazu beitragen, einer schwerwiegenden Lungenschädigung nach Blut-Transfusionen vorzubeugen, nämlich der so genannten TRALI-Reaktion (Transfusions-assoziierte akute Lungeninsuffizienz)“, erklärt Prof. Andreas Greinacher, Leiter der Abteilung Transfusionsmedizin am Greifswalder Institut für Immunologie und Transfusionsmedizin.

Das Risiko für eine TRALI-Reaktion infolge einer Bluttransfusion ist um ein Vielfaches höher als das Risiko für die Übertragung einer HIV- oder Hepatitis-C-Infektion. Eine wichtige Ursache lebensbedrohlicher TRALI-Reaktionen sind Antikörper im Blut des Spenders, die mit der Blutkonserve auf den Patienten übertragen werden und sich an ein Blutgruppen-Protein der weißen Blutkörperchen (Granulozyten) binden. Dadurch verklumpen die weißen Blutkörperchen, sodass die feinen Blutgefäße der Lunge verstopfen. Die Lunge wird geschädigt, so dass es zu einem Lungenödem kommt. „Für den Blutspender selbst, der diese Antikörper gebildet hat, sind diese völlig ungefährlich. Die Antikörper sind nur gefährlich, wenn sie mit dem Blut auf einen anderen Menschen übertragen werden“, erläutert Greinacher. Durch die Arbeit der Greifswalder und Hagener Wissenschaftler wird es zukünftig möglich sein, diese Antikörper bei Blutspendern leichter nachzuweisen, um die häufigste tödliche Bluttransfusionsreaktion zu vermeiden.

Seit vielen Jahren haben Wissenschaftler versucht, die Struktur dieser Blutgruppe auf weißen Blutkörperchen aufzuklären. Die Greifswalder und Hagener Wissenschaftler haben hierfür drei Jahre intensive Forschungsarbeit investiert, in denen sie große Mengen weißer Blutkörperchen aufbereitet und anschließend mit den gefährlichen Antikörpern nach möglichen Zielstrukturen molekularbiologisch geangelt haben. Aus einer winzigen Menge des Proteins haben die Forscher dann dessen einzelne Aminosäuren (Bausteine des Proteins) identifiziert und mit Hilfe der Daten des Humanen Genomprojektes von der jeweiligen Reihenfolge der Aminosäuren auf das entsprechende Gen geschlossen. In einem nächsten Schritt wurde das entsprechende Gen in Bakterien eingeschleust, sodass dieses Blutgruppenprotein jetzt gentechnologisch in großen Mengen hergestellt werden kann. „Dadurch wird es bald weltweit möglich sein, Blutspender präventiv auf die entsprechenden Antikörper zu untersuchen und mögliche Komplikationsrisiken zu reduzieren“, fasst Greinacher zusammen.