Alpha1-Antitrypsinmangel ist die häufigste genetisch bedingte Ursache des Lungenemphysems bei Erwachsenen. Diagnostische Testinstrumente und eine Substitutionstherapie (bei der das den Betroffenen fehlende Enzym Alpha1-Antitrypsin mit Prolastin ersetzt wird) sind seit fast 15 Jahren verfügbar, dennoch wird ein Alpha1-Antitrypsinmangel nach wie vor nur selten überhaupt erkannt. Um dem herrschenden Informationsdefizit über diese Erkrankung beizukommen, wurden in den vergangenen Jahren über ganz Deutschland verteilt Selbsthilfegruppen gegründet, um den Betroffenen Hilfestellung zu geben und auf die fehlende Diagnostik bei dieser Erkrankung hinzuweisen. Hilfreich ist zum Beispiel das Wissen um die effektiven Behandlungsmöglichkeiten im Rahmen einer stationären Rehabilitationsmaßnahme. Darüber wurden die Mitglieder der „Selbsthilfegruppe für Patienten mit Alpha1-Antitrypsinmangel Baden-Württemberg“ in verschiedenen Vorträgen während eines Schulungswochenendes ausführlich informiert, das vor kurzem an einer Rehabilitations-Fachklinik für Atemwegserkrankungen in Bad Dürrheim stattfand.
Die beeinträchtigte Atmung mit einem Lungenemphysem führt zu verstärkter Atemarbeit und damit zu einem deutlich erhöhten Kalorienverbrauch. Aus diesem Grund vermittelte die Ernährungsberaterin Frau Annette Müller grundlegende Informationen über eine gesunde Ernährung. Ihr Fazit: Fünf Mahlzeiten am Tag seien ein probates Mittel, um die benötigte Anzahl an Kalorien dem Körper gut verträglich zuzuführen. Auch die psychologische Betreuung der Patienten stellt in der stationären Rehabilitation einen wichtigen Eckpfeiler für eine ganzheitliche Behandlung dar. Autogenes Training und progressive Muskelentspannung dienen zur Bewältigung von Stress. Ein Nichtrauchertraining hilft dem Patienten den Hauptrisikofaktor für Lungenerkrankungen, das Rauchen, zu vermeiden. Gerade Patienten, die auf Grund eines angeborenen Gendefekts eine vorgeschädigte Lunge haben, sollten eine zusätzliche Belastung durch Schadstoffe unbedingt vermeiden.
Zur Therapie stehen einerseits Medikamente mit unterstützender Wirkung zur Verfügung, andererseits aber auch die Möglichkeit, Lungensport zu treiben. Dabei geht es nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern um ein dem Krankheitsbild angepasstes Training von Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit. Wie die Oberärztin Frau Dr. Heike Seelbach in Ihren Vorträgen ausführte, ist Lungensport erwiesenermaßen als gleichwertig zur medikamentösen Behandlung anzusehen. Aktuelle Studien weisen eine deutliche Steigerung der Lebensqualität auf, wenn regelmäßig Lungensport betrieben wird. Auch die physikalische Therapie wurde den Seminarteilnehmern von der leitenden Therapeutin Frau Frisch vorgestellt. Im Rahmen einer Atemtherapie wird besonderer Wert auf die Alltagstauglichkeit der Übungen gelegt –z.B. lässt sich für Dehnübungen ein Seidenstrumpf verwenden oder ein Handtuch, um den Brustkorb zu mobilisieren.
Die Behandlungsmöglichkeiten bei schwersten Verläufen und das Krankheitsbild COPD (Chronisch obstruktive Bronchitis mit/ohne Lungenemphysem) wurden schließlich vom Chefarzt, Michael Schnölzer, näher erläutert. Hier spielen vor allem die Langzeitsauerstofftherapie und die nichtinvasive Beatmung eine zunehmend größere Rolle, da diese Methoden den schwer erkrankten Atemwegspatienten eine Möglichkeit bieten, ihre Lebensqualität zu verbessern und mehr Mobilität zu erreichen.