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Neues Testverfahren für Lungenentzündung in Entwicklung

Ein handliches Testgerät, das eine patientennahe Schnelldiagnostik ermöglicht, wollen Forscher und Entwickler von fünf Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie zwei Unternehmen am Standort Jena entwickeln. Patienten richtig und personalisiert behandeln, Zeit und Kosten sparen, eine Vor-Ort-Versorgung ermöglichen - diese vorrangingen Ziele verfolgt das Verbundprojekt "Pneumonie bei Immunsuppression" des Forschungscampus InfectoGnostics, das Anfang Februar an den Start gegangen ist.

Lungen- und Atemwegserkrankungen gehören weltweit zu den zehn häufigsten Todesursachen. Die Kosten für Erkrankungen der Atemwege summieren sich hierzulande auf 5,1 Prozent des Gesundheitsbudgets (rund zwölf Milliarden Euro). Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann eine Lungenentzündung von einer Vielzahl von Erregern verursacht werden, die sich teilweise schlecht nachweisen lassen und die durch Standardantibiotika nicht immer erfasst werden. Diese Erreger entwickeln zudem zunehmend Resistenzen gegen Antibiotika, die eine Behandlung erschweren oder gar unmöglich machen. Für betroffene Patienten – insbesondere mit einer Immunschwäche - kann eine frühzeitige, erregerspezifische Diagnosestellung und eine frühe und gezielte Therapie lebensrettend sein, da die körpereigenen Abwehrmechanismen nicht funktionieren. Bislang dauert die Identifikation der Erreger aber relativ lange und ist für den Patienten auch recht belastend: Die Lunge wird während einer Bronchoskopie (Lungenspiegelung) gespült, um die Erreger in der Spülflüssigkeit nachweisen zu können.

Die Patienten richtig und personalisiert behandeln, Zeit und Kosten sparen, eine Vor-Ort-Versorgung ermöglichen - diese vorrangingen Ziele verfolgt unter dem Schlagwort "Diagnostik vor Therapie" das Verbundprojekt "Pneumonie bei Immunsuppression" des Forschungscampus InfectoGnostics, das Anfang Februar an den Start gegangen ist.

Dazu wollen die am Projekt beteiligten Partner ein handliches Testgerät entwickeln, das eine patientennahe Schnelldiagnostik ermöglicht. Die technologische Grundlage bildet eine direkte und weitgehend kultivierungsunabhängige Diagnostik von Erregern. Aufnahme und Verarbeitung der Proben (z.B. Urin, Blut oder Gewebeproben aus der Lunge) werden vereinfacht und miniaturisiert. Zur Bestimmung der Erreger oder der Wirtsantwort werden neue Methoden zur Vervielfältigung des Erbgutes erforscht und direkte lichtbasierte Verfahren wie Mikroskopie oder Spektroskopie weiterentwickelt.

Das Projekt unter medizinischer Koordination von Prof. Dr. Mathias Pletz, Leiter des Zentrums für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Jena, ist ein Verbund zwischen fünf Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie zwei Unternehmen, allesamt Partner des InfectoGnostics Forschungscampus Jena. Die Teilprojekte bewegen sich entlang der Innovationskette von der Feststellung des medizinischen Bedarfs über die Entwicklung neuer Technologien zur Probenaufbereitung bis hin zur Herstellung von Prototypen und neuen Tests. „Das Projekt zur Entwicklung innovativer Diagnostiktechnologien in Jena wird vom BMBF-Programm Forschungscampus in den kommenden fünf Jahren mit 10 Mio. EUR unterstützt“, so Prof. Dr. Jürgen Popp, Gesamtkoordinator des Projekts sowie Vorstand und Sprecher von InfectoGnostics. „Die wachsende Gefahr resistenter Keime bedarf geballter Anstrengung. Dafür schafft das Projekt nun den Rahmen“, lobt Geschäftsführer Klaus Schindlbeck von der Alere Technologies GmbH das Vorhaben. Der Leiter des Geschäftsbereichs Life Science der Analytik Jena AG Alexander Berka, ergänzt: „Dieses Projekt gibt einen wichtigen Impuls für die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft am Standort Jena.“ Die beiden Industriepartner investieren mehr als 4 Mio. EUR in das Vorhaben. Durch den Startschuss des BMBF für die Hauptphase des Forschungscampus konnte das Projekt am 1. Februar die Arbeit aufnehmen. „Ich freue mich, dass wir jetzt den interdisziplinären Ansatz des Forschungscampus auch in unserem Leitprojekt verfolgen können“, sagt Prof. Popp.

Quelle: InfectoGnostics - Forschungscampus Jena e.V.