Den Stellenwert des Wirkstoffs Rivaroxaban in der ambulanten Behandlung von Patienten mit akuter Lungenembolie und niedrigem Komplikationsrisiko wollen Wissenschaftler des Centrums für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz untersuchen. Rivaroxaban soll in der sogenannten „Home Treatment of Pulmonary Embolism (HoT-PE) Studie“ als Blutgerinnungshemmer eingesetzt werden. „Diese klinische Prüfung ist an mehreren Zentren in Deutschland geplant. Unser Ziel sind insgesamt rund 1.100 Probanden “, berichtet Univ.-Prof. Dr. Stavros Konstantinides, stellvertretender Wissenschaftlicher Direktor des CTH, Professor für Klinische Studien am Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz und Studienleiter. „Sobald ein Patient mit einer vermuteten akuten Lungenembolie ins Krankenhaus eingewiesen wird, untersuchen wir ihn mittels bildgebender Verfahren wie beispielsweise einer Computertomographie oder einer Lungenszintigraphie. Wenn sich die Diagnose ‚akute Lungenembolie‘ bestätigt, gilt es, das Auftreten erneuter Lungenembolien (sogenannter Rezidive) zu verhindern. Dafür ist die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten (Antikoagulanzien) über mehrere Monate hinweg einer der wichtigsten Bestandteile der Behandlung“.
Um die Antikoagulation einzuleiten, war bislang eine stationäre Behandlung über mindestens vier bis fünf Tage üblich. Dabei erhielten die Patienten zunächst Heparinspritzen. Während des Krankenhausaufenthaltes erfolgte dann die Umstellung auf Vitamin-K-Antagonisten wie beispielsweise Marcumar. Rivaroxaban, derzeit der einzige für die Therapie von Lungenembolien zugelassener Blutgerinnungshemmer in Tablettenform, vereinfacht die Behandlung in der Frühphase der Erkrankung. Denn dieser Blutgerinnungshemmer ermöglicht den Verzicht sowohl auf Heparinspritzen als auch auf die Umstellung auf Vitamin-K-Antagonisten. Damit eröffnet sich für potentiell 30 bis 35 Prozent der Patienten die Chance auf eine frühe Entlassung binnen 48 Stunden. Voraussetzung für dieses Behandlungskonzept ist allerdings, dass es sich um eine Lungenembolie mit einem geringen Schweregrad, also mit einem niedrigen Todes- und Komplikationsrisiko handelt.
„Zusammenfassend erhoffen wir uns anhand dieser klinischen Prüfung zeigen zu können, dass eine ambulante Behandlung der nicht-schweren Lungenembolien mit Rivaroxaban wirksam und gut verträglich ist. Wir werden prüfen, in welchem Ausmaß eine nicht-stationäre Behandlung die Lebensqualität der Patienten verbessert. Darüber hinaus berechnen wir mögliche Kosteneinsparungen durch die nicht-stationäre Behandlung von Lungenembolien mit niedrigem Komplikationsrisiko“, erläutert Prof. Konstantinides.
Quelle: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz