Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Neues Atemgerät recycelt ausgeatmete Atemluft

Britische Forscher haben ein neuartiges Atemgerät entwickelt, das den ausgeatmeten Sauerstoff nicht wie herkömmliche Geräte freisetzt, sondern in einem geschlossenen System wiederbenutzt. Diese neue Technologie könnte künftig bei der Therapie von Lungenpatienten entscheidende Vorteile bringen.

Ein Atemgerät, das ursprünglich für extreme Hochalpinbergsteiger konzipiert wurde, ist von Forschern des University College London (UCL) in Kooperation mit einer britischen Firma so weiterentwickelt worden, dass es künftig auch bei der Therapie von Lungenpatienten eingesetzt werden könnte. Die Neuartigkeit des Geräts basiert auf einem geschlossenen Sauerstoffsystem, das den ausgeatmeten Sauerstoff effektiv wieder zu benutzen vermag. Herkömmliche Geräte sind hingegen offene Systeme, bei denen der ausgeatmete Sauerstoff an die Atmosphäre abgegeben wird und damit ungenutzt verloren geht. Ursprünglicher Erfinder dieser Technologie war der britische Raumfahrtwissenschaftler Tom Bourdillon, der bereits vor 50 Jahren hoffte, mit dieser Technik als erster den Mount Everest besteigen zu können. Seine Überlegung war, dass sich das Problem mit der zunehmend dünner werdenden Luft in großer Höhe durch eine Zufuhr von Sauerstoff beheben lassen sollte. Tatsächlich kletterten Bourdillon und sein Partner, der Hirnchirurg Charles Evans, im Jahr 1953 dank ihrer verbesserten Sauerstoffversorgung auf Grund der neuen Technik in beeindruckender Geschwindigkeit auf den Mount Everest hinauf. Allerdings mussten sie dann 90 Meter vor dem Gipfel aufgeben, weil ihre Sauerstoffgeräte ausfielen – vermutlich aufgrund eines vereisten Ventils oder wegen eines Defektes des Kohlendioxid-Absorptionsgefäßes. Nur drei Tage später gelang dann stattdessen Hillary und Norgay die Erstbesteigung – mit offenen Sauerstoffsystemen…

50 Jahre später haben Jeremy Windsor und Roger McMorrow vom UCL Center for Altitude, Space and Extreme Environment Medicine (CASE) Bourdillons Erfindung wiederentdeckt und wollten daraus zunächst ein modernes Atemgerät für Kletterer entwickeln. Das vermutlich defekte Kohlendioxid-Absorptionsgefäß wurde durch ein anderes, funktionstüchtiges ersetzt. Während der Arbeiten an einem Prototyp stellten sie fest, dass sich ihr Gerät auch zur Behandlung von Lungenpatienten gut eignen würde – wie zum Beispiel in der Klinik bei der Entwöhnung von Beatmungsgeräten oder bei der Heimbeatmung. „Die neue Technologie könnte insbesondere auch COPD-Patienten ermöglichen, körperlich mehr und intensiver zu trainieren, da das Gerät sie mit mehr Sauerstoff pro Zeiteinheit versorgen kann und ihnen dadurch das Atmen erleichtert“, erklärt Dr. Jeremy Russell, Leiter der Forschungsgruppe der britischen Firma, die mit UCL seit vielen Jahren auf dem Gebiet der Beatmungsmedizin zusammenarbeitet. „Herkömmliche, offene Sauerstoffgerätsysteme limitieren ein solches Training aufgrund ihres zu geringen Füllvolumens und ihrer sperrigen Größe, welche die Mobilität der Patienten erheblich behindert. Das heißt, diese Geräte können auf Dauer nicht so viel Sauerstoff liefern, wie die Patienten bei körperlicher Anstrengung benötigen. Unser neues Gerät ist hingegen weniger sperrig, mobil tragbar und sollte den Patient auch über längere Zeit hinweg mit genügend Sauerstoff versorgen können, egal wie schnell dieser atmet.“