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Neuer Tuberkulose-Impfstoff in Entwicklung

Deutsche Forscher am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin haben einen Impfstoff entwickelt, der eine Ansteckung mit Tuberkulose-Bakterien wesentlich wirksamer verhindern kann als sein Vorgänger. Allerdings dürften mindestens noch 10 Jahre vergehen, bis dieser Impfstoff die Klinische Testphase durchlaufen hat.

Mit jährlich 2 Millionen Todesfällen und 9 Millionen Neuerkrankungen verursacht die Tuberkulose neben AIDS die meisten Opfer unter den Infektionskrankheiten. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Tuberkulosestämme so resistent sind, dass sie mit herkömmlichen Medikamenten nicht mehr effektiv bekämpft werden können. Ein neuer Tuberkulose-Impfstoff wird daher dringender denn je benötigt. Jetzt hat nach über 80 Jahren zum ersten Mal in Deutschland ein viel versprechender Lebendimpfstoff gegen Tuberkulose den Schritt in die klinische Prüfung geschafft: Seit September wird der neue Impfstoff mit der Bezeichnung „VPM1002“ in der klinischen Phase I in Neuss an freiwilligen Probanden auf seine Sicherheit getestet.

Die wissenschaftliche Basis dazu hat das Team von Stefan Kaufmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin, gelegt. „Der von französischen Forschern bereits im Jahr 1921 entwickelte BCG-Impfstoff (Bacillus Calmette-Guérin) gegen Tuberkulose ist die weltweit am häufigsten verabreichte Lebendvakzine“, erklärt Kaufmann. „Doch mittlerweile zeigt BCG häufig keine Wirkung mehr. Daher wollten wir die stumpf gewordene Waffe BCG wieder scharf machen.“ Dazu wurde der abgeschwächte Impfstoff gentechnisch so verändert, dass er sich vor dem menschlichen Immunsystem nicht mehr verstecken kann, sondern die körpereigene Abwehr sogar stimuliert. Zu diesem Zweck wurde ein Gen aus anderen Bakterien (Listerien) in den Impfstoff eingebaut. Da Fresszellen des menschlichen Immunsystems (Makrophagen ) den Impfstoff sofort aufnehmen, sobald er in den Körper gelangt, landet dieser als erstes in deren Verdauungsbläschen. Dank der gentechnischen Veränderung können sich die Bakterien in diesem Fall allerdings aus den Bläschen befreien. So gelangen sie mitten in die Immunzellen und alarmieren das restliche Immunsystem, das sich daraufhin gegen die Tuberkulose-Erreger zu wappnen beginnt. Auf diesem Weg kann der neue Impfstoff eine Infektion mit Tuberkulose-Bakterien wesentlich wirksamer verhindern als der Vorgänger.

Nach Angaben der Forscher hat sich der neue Impfstoff im Tiermodell bisher als äußerst wirksam und sicher erwiesen. „Diese gute Wirkung muss nun auch am Menschen nachgewiesen werden, damit der Impfstoff reif für die Zulassung wird“, erklärt der Geschäftsführer der Vakzine Projekt Management GmbH (VPM), Bernd Eisele. Trotzdem ist Geduld angesagt: Selbst wenn sich der neue Impfstoff als verträglich erweist, müsse er noch weitere Testphasen auf Wirksamkeit durchlaufen. Und das dürfte mindestens noch zehn Jahre dauern.