Neuer Meilenstein in der immunologischen Forschung

Eine neue Art von Immunzellen haben Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München und des Zentrums für Allergie und Umwelt der Technischen Universität München entdeckt. Die so genannten Th22-Zellen können den Körper vor Entzündungen schützen und die Wundheilung unterstützen.

Die Forscher vom Helmholtz Zentrum München und dem ZAUM - Zentrum für Allergie und Umwelt der Technischen Universität München - entdeckten zusammen mit ihren Kollegen vom Imperial College London und dem Istituto Dermopatico dellImmacolata in Rom die Th22-Zellen bei der Analyse von Hautproben von Patienten mit Psoriasis, atopischem Ekzem und allergischer Kontakt-Dermatitis (siehe Journal of Clinical Investigation. Online-Vorabveröffentlichung am 16.11.09. ). „Bei der Gewebeuntersuchung fielen uns T-Zellen auf, die primär durch das Signalmolekül Interleukin-22 (IL-22) charakterisiert sind“, erklärt die Erstautorin der Studie, Dr. Stefanie Eyerich. Th22-Zellen können zur Wundheilung beitragen. Gleichzeitig warnen sie unsere Hautzellen vor Umweltgefahren und regen diese dazu an, sich selbst zu schützen. Darüber hinaus können sie dabei helfen, die Barriere der Haut und möglicherweise auch der Lunge zu stärken, indem sie Zellen anregen, mehr Kollagen zu produzieren.

Die neu entdeckten Th22-Zellen sind eine bisher unbekannte Untergruppe von T-Helferzellen. T-Helferzellen sind weiße Blutkörperchen, die dazu beitragen, andere Immunzellen zu aktivieren, wenn der Körper von Viren oder Bakterien befallen wird. Gleichzeitig helfen sie, eigenes Gewebe zu tolerieren, Entzündungen zu verhindern oder diese einzudämmen. Diese neue Entdeckung könnte daher von großer Bedeutung sein für die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden bei entzündlichen Hautkrankheiten wie Schuppenflechte (Psoriasis), bei allergischen Reaktionen sowie möglicherweise auch bei allergischen Atemswegserkrankungen wie Asthma bronchiale.

„Chronische Krankheitsbilder wie Haut- und Atemwegserkrankungen nehmen stetig zu“, betont Dr. Carsten Schmidt-Weber vom Imperial College London und Koordinator der Studie. Ursachen dafür sind neben genetischer Veranlagung höhere Hygienestandards und moderne Ernährungsgewohnheiten. Erkrankungen wie Psoriasis können einen starken Einfluss auf den Alltag der Patienten haben, da sie oft langwierige Hautpflegemaßnahmen befolgen müssen.
„Wir halten die Entdeckung der Th22-Zellen für einen Meilenstein in der Immunologie, der einen neuen Ausgangspunkt für die künftige Behandlung von chronischen Entzündungserkrankungen wie Ekzeme, Sklerodermie, Asthma oder COPD bietet“, erklärt Prof. Heidrun Behrendt, Leiterin des ZAUM und der gemeinsamen Klinischen Kooperationsgruppe von Helmholtz Zentrum München und TU München.

Die Münchener Forscher und ihre Kollegen wollen nun die Entstehung der Th22-Zellen untersuchen und Th22-spezifische Gene erforschen, die zur Entwicklung selektiver und effektiver Therapien für Patienten mit chronischen Haut- und Atemwegserkrankungen beitragen sollen. Wie andere T-Helferzellen gehören Th22- Zellen zu einem Teil des Immunsystems, das schädliche Pathogene auch nach langer Zeit wieder erkennen kann. Damit würde jede Behandlung, die auf diese Zellen abzielt, einen potentiellen Langzeitwirkungseffekt haben.