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Neuer bildbasierter Schweißtest für Mukoviszidose

Zur Diagnose von Mukoviszidose soll ein neuer bildbasierter Schweißtest entwickelt werden. Das berichtet das Mukoviszidose-Institut…

©bubutu.com_Fotolia.com

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In Deutschland sind mehr als 8.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene von der unheilbaren Erbkrankheit Mukoviszidose betroffen. Durch eine Störung des Salz- und Wasserhaushalts im Körper bildet sich bei Mukoviszidose-Betroffenen ein zähflüssiges Sekret, das Organe wie die Lunge und die Bauchspeicheldrüse irreparabel schädigt. Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 150 bis 200 Kinder mit der seltenen Krankheit geboren.

Verantwortlich für das Krankheitsbild der Mukoviszidose ist ein genetischer Defekt am CFTR-Kanal, einem Chlorid-Kanal der Zellen. Ein funktionsfähiger CFTR-Kanal hält den Chloridverlust über den Schweiß gering, indem er Chlorid resorbiert. Die Goldstandard-Methode zur Diagnosestellung Mukoviszidose ist daher ein Schweißtest, in dem die Schweißdrüsen unspezifisch zur Schweißbildung angeregt werden und der gewonnene Schweiß auf seinen Chloridgehalt gemessen wird.

Die Diagnose Mukoviszidose wird bei einem Wert von >60 mmol/l Chloridionen gestellt und ein Ergebnis von <30 mmol/l schließt die Diagnose weitgehend aus. Werte zwischen 30-60 mmol/l sind nicht aussagekräftig und müssen durch zusätzliche Tests weiter abgeklärt werden. Der Graubereich von 30-60 mmol/l ist für den Schweißtest sehr groß – eine eindeutige Diagnosestellung einer Mukoviszidose ist mittels Schweißtest somit nicht immer möglich, da er allein nicht empfindlich genug ist, um die Funktion des CFTR-Kanals differenziert zu erfassen.

Zur Optimierung der Mukoviszidose-Diagnostik wollen Forschende um Dr. Sophia Theres Pallenberg, von der Medizinischen Hochschule Hannover und Dr. Manuel Nietert von der Universitätsmedizin Göttingen einen bildbasierten (β-adrenergen) Schweißtest entwickeln, für dessen automatisierte Auswertung sie eine eigene Software programmiert haben.

Neben der Chloridrückresorption hat der CFTR-Kanal in der Schweißdrüse eine zweite Funktion: die direkte Schweißsekretion nach einer spezifischen β-adrenergen Stimulation. Im Gegensatz zur CFTR-unabhängigen Schweißproduktion nach einer cholinergen Stimulation der Schweißdrüse, welche der Thermoregulation dient, erfolgt die Produktion des β-adrenerg stimulierten „Angst-“ oder „Aufregungsschweißes“ ausschließlich über die CFTR-Kanäle. Die Menge an Schweiß korreliert daher direkt mit der Funktion der CFTR-Kanäle. Dieses Prinzip wurde schon in den 1980er Jahren entdeckt, aber die Methode scheiterte zunächst an den technischen Schwierigkeiten, sehr geringe Schweißmengen exakt und schnell zu erfassen.

Mit einer neuen Technik der AG Pallenberg/Nietert, welche die gebildeten Schweißtröpfchen fotografisch erfasst und automatisiert auswertet (Automated Bubble Sweat Test Diagnostic Tool, AutoBuSTeD), kann die Messung der β-adrenergen Schweißrate inzwischen kostengünstig und schnell angewendet werden. Die Hypothese ist, dass der neue Schweißtest SST (Sweat Secretion Test) auch im diagnostischen Graubereich des Standard-Schweißtests (30-60 mmol/l) eine Differenzierung der CFTR-Aktivität zulässt und dadurch Patienten mit grenzwertiger CFTR-Funktion diagnostizieren kann.

Damit soll eine neue diagnostische Methode zur Verfügung gestellt werden, die bei unklarer Diagnose Aufschluss geben kann, ob und in welchem Ausmaß eine CF-ähnliche Diagnose vorliegt. Die Methode soll im Rahmen des Projekts in weiteren CF-Zentren etabliert werden. Ist diese Etablierung erfolgreich, soll die kostengünstige Diagnostik mittels SST weiter ausgeweitet und validiert werden. Zusätzlich soll der SST auch zur Therapiekontrolle bei Modulatortherapie eingesetzt werden, wenn sich bestätigt, dass sich das Ausmaß der Wiederherstellung des CFTR-Kanals durch die Therapie anhand dieser sensitiveren Schweißanalyse einfach und zuverlässig detektieren lässt. Dies könnte den Weg zu einer individualisierten Präzisionstherapie weiter ebnen.

Über den Mukoviszidose e.V.:
Der Mukoviszidose e.V. vernetzt die Patienten, ihre Angehörigen, Ärzte, Therapeuten und Forscher. Er bündelt unterschiedliche Erfahrungen, Kompetenzen sowie Perspektiven mit dem Ziel, jedem Betroffenen ein möglichst selbstbestimmtes Leben mit Mukoviszidose ermöglichen zu können. Damit die gemeinsamen Aufgaben und Ziele erreicht werden, ist der gemeinnützige Verein auf die Unterstützung engagierter Spender und Förderer angewiesen. Die Mukoviszidose Institut gGmbH ist eine hundertprozentige Tochter des Mukoviszidose e.V.

Quelle: Mukoviszidose e.V.