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Muskelschwäche bei Intensivstation-Patienten möglicherweise vermeidbar

Bei länger intensivmedizinisch behandelten Patienten tritt häufig eine Muskelschwäche (Critical Illness Myopathy = CIM) auf. Forscher der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster haben jetzt einen potenziellen Ansatz für die Behandlung der CIM gefunden.

Bei einer schwer verlaufenden Covid-19-Infektion, müssen viele Patienten künstlich beatmet werden. Bei bis zu 30 Prozent tritt darauffolgend eine Muskelschwäche - die sog. Critical Illness Myopathy (CIM) - ein. So bezeichnen Fachleute eine Muskelschwäche, die häufig bei länger intensivmedizinisch behandelten Patienten auftritt. Ein Forscherteam der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), hat jetzt einen potenziellen Ansatz für die Behandlung einer CIM gefunden (siehe Nature Communications, Online-Veröffentlichung am 8.9.2020).

Das Team beschreibt erstmals, was in einem Organismus geschieht, wenn man im Skelettmuskel die Produktion des Muskelproteins Titin unterbindet. Dieses ist das größte Protein von Menschen und Wirbeltieren, das im Muskel Stabilität sowie Elastizität gewährleistet und als Sensor der Muskelkraft wirkt. Die Forscher deaktivierten Titin in den Organismen von Mäusen und konnten nachweisen, dass nach drei bis vier Wochen die Muskelkraft der Tiere stark absank. Diese Erkenntnisse können nun in der Forschung zur CIM angewandt werden.

Bei beatmeten Patienten führt die teilweise wochenlange und vollständige Ruhigstellung dazu, dass im Muskel kein Anreiz mehr für die Muskelproteinproduktion – und somit für das Muskelwachstum – besteht; die Titinfeder ist defekt. Die Folge: Das Muskelgewebe schwindet.

Die jetzt veröffentlichte Studie legt nahe, dass man einer CIM vorbeugen könnte, indem die peripheren Muskeln der Patienten während der Beatmungsphase gedehnt werden. Gerade im Hinblick auf die Corona-Pandemie und damit mehr zu beatmenden Menschen stimmen die Ergebnisse der Forscher aus Münster optimistisch.

Quelle: Westfälische Wilhelms-Universität Münster