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Maschinelle Beatmung von Frühchen sollte wo immer möglich vermieden werden

Zu früh geborene Kinder erleiden häufig ein so genanntes Atemnotsyndrom. Eine maschinelle Beatmung zur Behandlung hat den großen Nachteil, dass sie das empfindliche Lungengewebe von Neugeborenen überdehnen und damit schädigen kann. So entwickelt etwa jedes fünfte, vor der 33. Schwangerschaftswoche geborene Baby als Folge der maschinellen Beatmung eine chronische Lungenkrankheit, die so genannte Bronchopulmonale Dysplasie (BPD). Dies lässt sich vermeiden, wenn anstelle einer Intubation eine Maskenbeatmung mit leichtem Überdruck (CPAP) erfolgt. Dazu raten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).

Frühchen sind aufgrund einer Reifestörung der Lunge erst ab der 28. Schwangerschaftswoche dazu imstande, einen Schutzfilm (Surfactant) zu bilden, der die Oberflächenspannung der Lungenbläschen senkt und dadurch verhindert, dass diese beim Ausatmen wie ein Zelt ohne Stangen in sich zusammenfallen. Daher erleiden zu früh geborene Kinder häufig ein so genanntes Atemnotsyndrom, das aber durch die Gabe von Surfactant behandelt werden kann. Dabei sollte allerdings wenn möglich auf die bisher übliche maschinelle Beatmung verzichtet werden, raten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Berlin.

Bisher übliche maschinelle Beatmung kann bleibende Schäden verursachen

Eine maschinelle Beatmung hat den großen Nachteil, dass sie das empfindliche Lungengewebe von Neugeborenen überdehnen und damit schädigen kann. „Etwa jedes fünfte, vor der 33. Schwangerschaftswoche geborene Baby leidet als Folge der maschinellen Beatmung unter einer chronischen Lungenkrankheit, der so genannten Bronchopulmonalen Dysplasie (BPD) und entwickelt ein lebensgefährliches Atemnotsyndrom“, warnt Prof. Dr. med. Ludwig Gortner, Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar. „Die betroffenen Säuglinge leiden unter Luftnot, erhöhter Herzfrequenz und erhöhtem Kalorienverbrauch aufgrund der verstärkten Atemarbeit. Außerdem drohen schwere Atemwegsinfektionen, Rechtsherzbelastung sowie Wachstums- und Entwicklungsstörungen.“

Schonendere Methode ermöglicht selbständige Atmung der Kinder

Da auch extrem kleine Frühgeborene bereits selber atmen können, genügt meist schon eine einmalige Gabe von etwa 30 Tropfen Surfactant. „Dazu wird kurzfristig unter laryngologischer Kontrolle ein dünner, flexibler Katheter in die Luftröhre des Kindes eingeführt und nach Verabreichung des Surfactants, der sich von selbst von der Luftröhre in die Lunge verteilt, nach wenigen Minuten wieder entfernt“, erläutert Gortner. „Anschließend wird über eine Maske Atemluft unter leichtem Überdruck in die Atemwege transportiert, um die Lungen des Kindes offen zu halten. Diese so genannte CPAP-Methode (aus dem Englichen continuous positive airway pressure), die wir bereits seit den 90er Jahren praktizieren, ist wesentlich schonender als eine permanente Intubation, da sie über eine Schlund-Sonde ohne Beatmungsschlauch (Tubus) erfolgt und zudem den Kindern erlaubt, selbständig zu atmen und ihre Atmung selber zu regulieren. Normalerweise ist eine maschinelle Beatmung gar nicht erforderlich, es sei denn es treten Komplikationen auf, wie z.B. dass die kleinen Patienten an einer Lungenentzündung erkranken oder sich erschöpfen.“