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Manche Insektengiftallergiker sind besonders Schock gefährdet und sollten Vorkehrungen treffen

Die Gefahr für einen allergischen Schock nach Insektenstichen steigt grundsätzlich mit zunehmendem Alter an. Aber auch Menschen, bei denen nach einem Insektenstich besonders schnell (d.h. in weniger als fünf Minuten) allergische Symptome auftreten, oder aber die nach Stichen typischen Hautreaktionen (wie Quaddelbildung, Rötung oder Schwellung) gänzlich ausbleiben, sind offenbar besonders Schock gefährdet. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Berlin hin unter Berufung auf eine aktuelle Studie. Sie raten Insektengiftallergikern, die bereits einmal eine anaphylaktische Reaktion erlitten haben, einem möglichen, erneuten allergischen Schock unbedingt vorzubeugen.

Menschen, die auf Insektenstiche allergisch reagieren, können in schweren Fällen einen so genannten anaphylaktischen Schock erleiden, der ohne notärztliche Behandlung tödlich enden kann. Ohne Gegenmaßnahmen kann es nämlich zu einem Kreislaufzusammenbruch und im schlimmsten Fall zu Herz- und Atemstillstand kommen. Die Gefahr für eine solche Schockreaktion steigt grundsätzlich mit zunehmendem Alter. Aber auch Menschen, bei denen nach einem Insektenstich besonders schnell (d.h. in weniger als fünf Minuten) allergische Symptome auftreten, oder aber die nach Stichen typischen Hautreaktionen (wie Quaddelbildung, Rötung oder Schwellung) gänzlich ausbleiben, sind offenbar besonders Schock gefährdet. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Berlin hin unter Berufung auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Universitätsklinik in Würzburg (siehe The Journal of Allergy and Clinical Immunology, Online-Veröffentlichung am 3.5.12). „Da eine Überreaktion des Immunsystems im Notfall sofort behandelt werden muss, ist es für die Betroffenen besonders wichtig, erste Anzeichen frühzeitig zu erkennen“, erläutert Dr. med. Friedrich W. Riffelmann, Chefarzt der Abteilung Allergologie der Lungenfachklinik Kloster Grafschaft in Schmallenberg. Demgegenüber haben Insektengiftallergiker, die unter einer Lungen- oder Herzerkrankung leiden, oder bestimmte Medikamente (wie Betablocker oder ACE-Hemmer) einnehmen müssen, den aktuellen Studiendaten zufolge kein erhöhtes Schockrisiko zu befürchten.

Notfallset immer bei sich tragen

„Allergiker, die bereits einmal eine anaphylaktische Reaktion erlitten haben, sollten einem möglichen, erneuten allergischen Schock unbedingt vorbeugen“, rät Dr. Riffelmann. „Sie sollten immer ein Notfallset bei sich tragen, das drei bis vier verschiedene Medikamente enthalten kann: Adrenalin in einer Fertigspritze, ein Antihistaminikum, das die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Histamin und damit die allergische Reaktion als solche abschwächt, ein Kortison-Präparat und gegebenenfalls auch ein Asthma-Spray, das die durch die allergische Reaktion verursachte Engstellung der Bronchien wieder erweitert. Wichtig ist natürlich, dieses Notfallset auch unter Stress korrekt anwenden zu können. Um die wesentlichen Verhaltensregeln für den Notfall zu beherrschen, gibt es spezielle Schulungen. Grundsätzlich müssen die folgenden vier Schritte eingehalten werden: Zunächst ist etwa die Hälfte des Antihistaminikums zu trinken, anschließend wird die ganze Flasche des Kortisons getrunken, dann erfolgt die Adrenalin-Injektion in den Oberschenkel. Bei Luftnot oder Engegefühl in der Brust sind zwei Hübe des Asthma-Sprays zu inhalieren. Ein individueller Notfallplan, den der Arzt mit dem Patienten bespricht und ihm dann schriftlich als Ausdruck mitgibt, kann zudem sehr hilfreich über den Zeitpunkt und die Reihenfolge dieser Maßnahmen aufklären. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass die betreffenden Arzneimittel vor Ablauf ihres Haltbarkeitsdatums auszuwechseln sind.“

Eine langfristige Möglichkeit, die Gefahr von Insektenstichen für Allergiker zu verringern, besteht in der Durchführung einer spezifischen Immuntherapie (Hyposensibilisierung). Diese wird grundsätzlich allen Patienten - auch Schwangeren und Kindern – empfohlen, die eine systemische Reaktion nach Insektenstich erlitten haben. Hierbei wird das Allergie auslösende Insektengift schrittweise in steigenden Konzentrationen unter die Haut gespritzt, bis sich das Immunsystem an die Allergene gewöhnt hat. Diese Therapieform dauert zwar insgesamt drei bis fünf Jahre, vermag die allergischen Beschwerden aber bereits in der ersten Saison zu lindern.