Luftschadstoffe möglicherweise Ursache für Fehlbildungen in China

Luftschadstoffe – wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffen (PAK, die z.B. bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern entstehen) – scheinen in China eine Ursache für Fehlbildungen bei der Geburt (Spina bifida und weitere Neurahlrohrdefekte) zu sein. Hierzulande wurden glücklicherweise längst strenge Grenzwerte für PAKs eingeführt.

Wenn Neugeborene mit offenem Rücken (Spina bifida) oder anderen Neuralrohrdefekten auf die Welt kommen, scheint das damit zusammenzuhängen, dass sie erhöhten Mengen von so genannten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) ausgesetzt waren bzw. sind. Chinesische Mediziner haben bei den betroffenen Kindern erhöhte PAK-Konzentrationen im Mutterkuchen (Plazenta) nachgewiesen und vermuten, dass vor allem die in China stark verbreiteten Kohleheizungen eine Ursache für die erhöhte Belastung darstellen (siehe

Chemisch gesehen sind PAK organische Verbindungen, die zwei oder mehrere aromatische Ringsysteme aufweisen. Als natürliche Bestandteile von fossilen Energieträgern werden sie bei deren Verbrennung freigesetzt und können dann über die Atemwege in den Körper gelangen. Da sie krebserregend sind, wurden in Deutschland längst strenge Grenzwerte eingeführt. Demgegenüber gilt die Bevölkerung Chinas als besonders stark belastet, weil dort immer noch häufiger als hierzulande mit Kohle geheizt wird und der Rauch nach wie vor ungefiltert in die Umwelt gelangt. Aber auch Takabrauch und ungefilterte Dieselabgase sind weitere Expositionsquellen.

Die Forscher um Aiguo Ren vom Institute of Reproductive and Child Health in Peking stellten fest, dass die PAK-Konzentration im Plazentagewebe von 80 Kindern, die mit einem Neuralrohrdefekt zur Welt gekommen waren, deutlich höher ausfielen als bei Kindern ohne Fehlbildungen. Sie ermittelten, dass PAKs das Risiko für einen Neuralrohrdefekt um das 4,5-fache erhöhen und das Risiko für eine Spina bifida um das 3,7-fache. Eine Anenzephalie (d.h. fehlende Schädel- und Gehirnstrukturen) wurde bei den exponierten Kindern sogar 5,8-fach häufiger gefunden. Zudem bestand eine Dosis-Wirkungsbeziehung, die einen kausalen Zusammenhang zwischen PAKs und Fehlbildungsrate unterstreicht. Darüber hinaus suchten Ren und seine Kollegen auch nach weiteren Schadstoffen, wobei sie insbesondere erhöhte Konzentrationen des Insektizids DDT nachweisen konnten, das in China erst seit 1983 verboten ist.