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Krebsrisiko durch Arsen bleibt langfristig erhöht

Arsen im Trinkwasser hat im Norden Chiles zu einer Epidemie von Bronchialkarzinom- und Blasenkrebs-Erkrankungen geführt. Selbst nach Ende der Belastung blieben die Tumorraten noch viele weitere Jahre erhöht, wie jetzt eine aktuelle Studie belegt.

Der Norden Chiles gehört zu den niederschlagärmsten Regionen der Erde, berichten Guillermo Marshall von der Pontificia Universidad Católica in Santiago und seine Mitarbeiter im Journal of the National Cancer Institute. Im Jahr 1958 wurde dort eine Trinkwasserversorgung eingeführt. Dabei wurden einige Regionen aus zwei Flüssen (Toconce und Holajar) versorgt, die aus geologischen Gründen hochgradig mit Arsen belastet waren. Diese Gefahr wurde allerdings nicht gleich erkannt, und es sind ganze 15 Jahre vergangen, bis den Bewohnern Anfang der 1970er-Jahre nicht arsenbelastetes Trinkwasser zur Verfügung gestellt wurde. Diese bedauerliche aber zeitlich klar umrissene Belastung der Bevölkerung mit einem Krebs erregendem Stoff in hoher Konzentration bietet Epidemiologen eine gute Gelegenheit, die Latenzzeit bis zur Entwicklung einer Krebserkrankung zu untersuchen.

Wie sich nach der Auswertung der Daten herausgestellt hat, dauerte es nach dem Beginn der Arsenbelastung etwa 10 Jahre, bis die Zahl der Krebserkrankungen anstieg. Ihren Häufigkeitsgipfel erreichten die Krebsfälle schließlich zwischen 1986 und 1997 - also zwei bis drei Jahrzehnte nach dem Ende der tatsächlichen Belastung mit Arsen. Bis zu dieser Zeit hatte sich die Zahl der Lungenkrebstodesfälle bei Männern und Frauen fast vervierfacht. Beim Blasenkrebs stieg die Sterbehäufigkeit sogar um den Faktor 6 (bei Männern) und 14 (bei Frauen) an. Nach Ansicht der Autoren war dies eine direkte Folge der hohen Arsenbelastung des Trinkwassers von 870 µg/l. Demgegenüber liegt der Grenzwert für Arsen im Trinkwasser in Deutschland bereits seit 1996 bei 10 µg/l. Weitere Meldungen zum Thema Lungenkrebs finden Sie hier.

Quelle: Journal of the National Cancer Institute, Online-Ausgabe vom 12.6.07. Zusammenfassung (abstract)