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Krebsrisiko deutscher Uranbergarbeiter langfristig erhöht

Bisher hat man angenommen, dass das Risiko, an Krebs zu erkranken, mit dem zunehmenden zeitlichen Abstand zur Strahlenbelastung im Uranbergbau wieder sinkt. Wie Forscher vom Bundesamt für Strahlenschutz jetzt aber festgestellt haben, nimmt die Krebsgefahr länger bestehen als angenommen.

Das Lungenkrebsrisiko ehemaliger Bergarbeiter aus den Uranminen der DDR ist auch heute noch deutlich erhöht. Das heißt, die Krebsgefahr nimmt langsamer ab als bislang angenommen. Das hat die weltweit größte Studie zu diesem Thema mit rund 59.000 ehemaligen Uran-Kumpeln der deutsch-sowjetischen Wismut AG ergeben, die in der Online-Ausgabe des British Journal of Cancer vom 17.10. veröffentlicht wurde. Diese Ergebnisse seien angesichts des Ausbaus des Uranerzbergbaus in Australien und Afrika von besonderer Bedeutung, schreiben die beteiligten Forscher um Bernd Grosche vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Von den rund 59.000 Studienteilnehmern, die zwischen 1946 und 1998 im Erzgebirge und in Thüringen beschäftigt waren, sind bereits während der Untersuchung 2388 an Lungenkrebs gestorben. Das höchste Lungenkrebsrisiko stellten die BfS-Forscher dabei in der Zeit zwischen 15 und 24 Jahren nach der Belastung fest. Insgesamt rechnen sie mit rund 7000 Lungenkrebstoten unter den 59.000 Studienteilnehmern. Deren Lungenkrebsrisiko sei verglichen mit Menschen, die unter vergleichbaren Arbeitsbedingungen aber ohne Strahlenbelastung gearbeitet haben, um durchschnittlich 50 Prozent erhöht. Bei Arbeitern, die ausschließlich unter Tag beschäftigt waren, erhöhte sich das Risiko sogar um etwa 70 Prozent.

Die Ergebnisse bestätigen frühere Studien, die ein zunehmendes Krebsrisiko mit steigender Strahlenbelastung aufzeigen. Allerdings bleibe dieses Risiko länger als bislang angenommen bestehen. „Die bisherige Annahme, dass das Risiko für Lungenkrebs mit zunehmendem zeitlichen Abstand nach einer Radon-Exposition deutlich abnimmt, muss korrigiert werden“, betont BfS-Präsident Wolfram König. Lungenkrebs ist in Deutschland bei Uranbergarbeitern eine anerkannte Berufskrankheit. Bis zum Jahr 1999 hatten über 7500 Arbeiter eine entsprechende Abfindung erhalten, jährlich werden etwa 200 neue Fälle registriert, berichten die BfS-Forscher. Insgesamt waren rund 500.000 Kumpel im Erzgebirge und in Thüringen im Uranabbau beschäftigt, um Material für die Atomwaffenproduktion der Sowjetunion zu beschaffen. Vor einigen Jahren hatten Wissenschaftler auf der 32. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin das Wismut-Werk als den “drittgrößten Schadensfall“ der Welt durch radioaktive Strahlung nach Tschernobyl und Hiroschima bezeichnet.

Quelle: British Journal of Cancer, Online-Ausgabe vom 17. Oktober
Zusammenfassung (abstract)