Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Körpereigene Substanz kann vor schweren Lungenschäden schützen

Verletzungen und bestimmte Erkrankungen, aber auch invasive Beatmungsmethoden können der Lunge schwere Schäden zufügen. Forscher aus Leipzig und Kanada haben ein körpereigenes Peptid gefunden, das solche Schädigungen nicht nur aufhält, sondern sogar reparieren kann. Die Substanz lässt sich über den Blutkreislauf schnell verabreichen und wird sehr gut vertragen.

Versagt die Lunge ihren Dienst, kann das unterschiedliche Ursachen haben: Verletzungen, Erkrankungen wie Lungenentzündung oder Blutvergiftung (Sepsis), oder Schäden als Folgen anderer Organstörungen. Der Effekt dagegen ist immer gleich – es entstehen Entzündungsreaktionen in der Lunge, die zu Flüssigkeitsansammlungen (Ödemen) führen sowie die Strukturen nachhaltig schädigen und schließlich zum Lungenversagen führen. Auch die dann eingesetzte künstliche Beatmung ist für die Lunge nicht ungefährlich – die vorgeschädigten Lungenbläschen können durch den Einsatz der Medizintechnik überdehnt und dadurch weiter geschädigt werden. Noch immer versterben nahezu 40% aller Patienten mit einem akuten Lungenschaden, der damit als Todesursache eine vergleichbare Häufigkeit hat wie zum Beispiel Brustkrebs.

Schwere Lungenschäden gehören damit zu den gefährlichsten Krankheitsbildern, mit denen die moderne Medizin zu kämpfen hat. Ist das empfindliche Atmungsorgan einmal gestört, gibt es selten eine Chance auf Heilung. In einer Studie zu den Mechanismen der akuten Lungenschädigung haben Forscher aus Leipzig und Kanada jetzt eine Substanz erfolgreich getestet, die einen effektiven Schutz für die Lunge bieten könnte (siehe Critical Care Medicine, Online Vorabveröffentlichung am 14.8.13). Sie zeigen, dass ein körpereigenes Peptid bei schwerem Lungenversagen schützend eingreift und die Schädigungen nicht nur aufhält, sondern sogar repariert.

Untersucht haben der Leipziger Biochemiker Prof. Thomas Walther und der derzeit in Kanada tätige Physiologe Prof. Wolfgang Kübler im Tiermodell den Effekt des Angiotensin-(1-7), einer körpereigenen Substanz des Menschen. Getestet wurde bei einigen der häufigsten auftretenden Probleme: der Schädigung durch Säure wie z.B. beim Einatmen von Magensaft nach schweren Unfällen und der sogenannten Hyperventilation, oder auch Überbeatmung, bei schweren Lungenerkrankungen. „Das Ergebnis ist wirklich ermutigend: Entzündungen und Ödeme gingen deutlich zurück, die Barrierefunktion der Lunge blieb erhalten, und der schwere Verlauf eines Lungenversagen wurde sogar soweit gemildert, dass die aufgetretenen Schäden sich zurückbildeten“, erklärt Prof. Walther die Ergebnisse.

Auf diese Weise ließen sich künftig schwere Fälle von Lungenversagen wirksam behandeln und Spätschäden mildern, so Studienleiter Walther, der am Uniklinikum Leipzig als wissenschaftlicher Direktor des Fetalzentrums tätig ist. Der Vorteil – die Substanz lässt sich über den Blutkreislauf schnell verabreichen und wird sehr gut vertragen, da sie auf körpereigenen Stoffen basiert. Auch wenn Walther überzeugt ist, dass sich dieses Verfahren vergleichsweise schnell in die Praxis umsetzen ließe, stehen vor einem Einsatz am Patienten in den Krankenhäusern jetzt zunächst einmal erste klinische Studien an.

Quelle: Universitätsklinikum Leipzig AöR