Menschen, die eher kleinwüchsig sein, erkranken auch eher an der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung COPD (chronische Raucherbronchitis). Zu diesem Ergebnis kommt eine britische Untersuchung von mehr als einer Millionen Menschen über 35 Jahren an der University of Nottingham, die vor kurzem auf dem Wintertreffen der British Thoracic Society in London vorgestellt wurde. „Diese Studie hat ergeben, dass COPD-Patienten meist um gut einen Zentimeter kleiner als der Bevölkerungsdurchschnitt sind“, berichtet Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. „Am deutlichsten war ein zu beobachtender Größenunterschied in der Altersgruppe der 35- bis 50 Jährigen ausgeprägt. Bei den Älteren über 90 Jahren betrug der Größenunterschied zwischen COPD-Patienten und Gesunden hingegen nur noch eine halben Zentimeter. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die meisten Betroffenen in diesem Alter schon gestorben waren, so dass deren Daten nicht mehr zu dem Ergebnis beitrugen.“
Körpergröße als Marker für soziale bzw. wirtschaftliche BenachteiligungDie Forscher um Richard Hubbard von der British Thoracic Society vermuten, dass die durchschnittlich geringere Körpergröße von COPD-Patienten eine soziale bzw. wirtschaftliche Benachteiligung anzeigt. „Ihrer Theorie nach würden Menschen, die in einem ärmeren Milieu aufwachsen, mit einer größeren Wahrscheinlichkeit auch Mütter haben, die während der Schwangerschaft rauchen, was zu einem verminderten Geburtsgewicht und eingeschränktem Wachstum ihrer Kinder führen kann“, erklärt Köhler. „Außerdem würden Menschen, die finanziell weniger gut situiert sind, sich meist auch schlechter ernähren, was insbesondere bei Heranwachsenden die Entwicklung der Lunge und das allgemeine Wachstum beeinträchtigen kann. Überdies würden sozial und wirtschaftlich Benachteiligte häufiger in einem Raucherhaushalt aufwachsen und dann selber mit dem Rauchen anfangen, was sie besonders gefährdet, eine Lungenerkrankung zu entwickeln. Hier zeichnet sich also ein doppeltes Problem ab, mit dem benachteiligte Menschen konfrontiert werden: Zum einen die qualitativ schlechtere Ernährung im Mutterbauch und als Kind, die das Wachstum und die Lungenentwicklung negativ beeinflusst. Und zum anderen die größere Wahrscheinlichkeit, in einem Raucherhaushalt aufzuwachsen und diese Rauchgewohnheiten zu übernehmen bzw. nicht mehr ablegen zu können. Zur Vorbeugung von COPD ist es daher sehr wichtig, insbesondere Menschen, die schlechter situiert sind, die Bedeutung einer gesunden Ernährung und des Nichtrauchens stärker klar zu machen.“