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Kaiserschnittgeburt kann Asthmarisiko von Kindern erhöhen

Per Kaiserschnitt entbundene Kinder erkranken häufiger an Asthma als Kinder, die über den Geburtskanal zur Welt kommen. Deshalb raten die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) Schwangeren von einem Kaiserschnitt auf Wunsch ab, wenn keine medizinische Notwendigkeit dazu besteht.

Kinder, die mittels Kaiserschnitt zur Welt gekommen sind, neigen eher dazu, in der Kindheit an Asthma zu erkranken als Kinder, die normal (das heißt über den vaginalen Geburtskanal) entbunden wurden. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Werne hin. Sie berufen sich dabei auf die Ergebnisse einer Studie aus der Niederlande (siehe Thorax, Online-Veröffentlichung am 2.12.08) mit rund 3.000 Kindern, von denen 247 per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen waren. „Im Alter von acht Jahren hatten 12 Prozent der untersuchten Kinder ein Asthma entwickelt“, berichtet Prof. Dieter Köhler vom wissenschaftlichen Beirat der DGP und Leiter der Lungenklinik Kloster Grafschaft im sauerländischen Schmallenberg. „Wie sich bei der weiteren Auswertung der Daten herausstellte, war das Asthma-Risiko der Kinder nach einem Kaiserschnitt um 80 Prozent größer als nach einer natürlichen Geburt. Normalerweise kommt ein Kind bereits während des Durchtrittes im Geburtskanal mit mütterlichen Bakterien aus der Vagina in Kontakt, von denen man annimmt, dass sie die Entwicklung des Immunsystems beim Neugeborenen anstoßen. Offenbar werden Kaiserschnittgeborene mit diesen Bakterien erst zu einem späteren Zeitpunkt konfrontiert, so dass die Entwicklung ihres Immunsystems verzögert ist und eine allergische Erkrankung wie Asthma sich eher herausbilden kann.“

Kaiserschnitt ohne medizinische Notwendigkeit nicht empfehlenswert

Die Häufigkeit von Kaiserschnittgeburten ist von 5 Prozent in den 70er Jahren auf 30 Prozent im Jahr 2000 angestiegen. „Das liegt zum Teil daran, dass vermehrt Kaiserschnitte auf den ausdrücklichen Wunsch der Mutter durchgeführt werden, ohne dass eine medizinische Notwendigkeit dazu besteht“, betont Köhler. „Von einem Kaiserschnitt auf Wunsch sollte man Schwangeren allerdings abraten, insbesondere wenn Allergien in der Familie liegen und damit sowieso schon ein erhöhtes Asthma-Risiko für das Kind besteht. Außerdem wissen wir aus anderen Untersuchungen, dass Kaiserschnittgeburten auch häufiger mit schweren Komplikationen verbunden sind, die eine Sauerstofftherapie oder Beatmung des Neugeborenen erforderlich machen, oder aber zu bleibenden respiratorischen Problemen wie chronischem Lungenhochdruck führen können“, warnt Köhler.