Lungenärzte im Netz

Ihre Experten für gesunde Atemwege

Herausgeber:

Impfung senkt Häufigkeit von Lungenentzündungen drastisch

Das Auftreten von schweren Lungenentzündungen bei Kleinkindern ist in den USA nach Einführung einer Routine-Impfung gegen Pneumokokken drastisch gesunken. Aber auch Erwachsene erkranken seither weniger häufig, berichten Mediziner von der Vanderbildt-Universität im US-Staat Tennessee und sprechen von einem Herdeneffekt…

Pneumokokken bzw. Bakterien der Art Streptococcus pneumoniae können verschiedene, entzündliche Erkrankungen - wie Lungen-, Mittelohr- , Hirnhaut- und Nasennebenhöhlenentzündung - auslösen und stellen in Deutschland laut Robert Koch-Institut die häufigsten Erreger schwer verlaufender Bakterieninfektionen bei Säuglingen und Kleinkindern dar. In den USA ist nun, nachdem im Jahr 2000 eine Routine-Impfung gegen Pneumokokken eingeführt worden ist, die Häufigkeit von schweren Lungenentzündungen bei Kleinkindern drastisch gesunken. Das berichten Mediziner um Carlos Grijalva von der Vanderbildt-Universität im US- Staat Tennessee im britischen Fachjournal The Lancet. So ist die Zahl der Krankenhauseinweisungen von unter Zweijährigen auf Grund von Lungenentzündungen nach der Einführung der Routineimpfung um fast 40 Prozent zurückgegangen.

Drastischer Rückgang von Lungenentzündungen
Die US-Forscher hatten das Auftreten von Lungenentzündungen im Jahr 2004 mit den Jahren 1997 bis 1999 vor Einführung der Routine-Impfung verglichen und dabei einen Rückgang um 41.000 Fälle registrierten. Die Immunisierung von Kleinkindern gegen Pneumokokken schützt offenbar zusätzlich aber auch deren Eltern: Hier stellten die Wissenschaftler einen Rückgang von fast 25.000 Krankenhauseinweisungen infolge Lungenentzündung bei Erwachsenen im Alter 18 bis 39 Jahren fest. Dank der Impfung ihrer Kinder kommen die Eltern weniger mit Pneumokokken-Bakterien in Kontakt, erklären die Forscher und sprechen von einer Art Herdeneffekt: Weniger Lungenentzündungen bei Kleinkindern – die neben den über 65-Jährigen die am häufigsten betroffene Altersgruppe darstellen – verhindern auch, dass andere, nicht geimpfte Menschen sich anstecken.

Impfung ist auch kosten-effektiv
Nach Ansicht der Lancet-Herausgeber, Orin Levine und Felicity Cutts, sprechen die Untersuchungsergebnisse auch für die Kosten-Effektivität der neuen Impfung, die ja bisher nicht ganz unumstritten war. Theoretisch können Pneumokokken zwar tödliche Lungenentzündungen (und auch Hirnhautentzündungen) auslösen. Wenn diese aber rechtzeitig erkannt werden, lassen sie sich effektiv mit Antibiotika behandeln und dann sei die Zahl der Todesfälle gering. Daten der „Erhebungseinheit für seltene pädiatrische Erkrankungen in Deutschland“ (ESPED), sowie des Nationalen Referenzzentrums für Streptokokken und des Robert-Koch-Institutes belegen, dass in Deutschland vor Einführung der Impfung jährlich etwa 20 Kinder an den Folgen einer schweren Pneumokokken-Infektion gestorben sind. 20 weitere Kinder behielten bleibende Hörschäden oder neurologische Schäden zurück. Wie die Herausgeber berechnet haben, würde ein Rückgang der Krankenhausbehandlungen infolge Pneumokokken von 40 Prozent jeweils 8 Kindern das Leben retten, wenn die Daten der US-Studie auf Deutschland direkt übertragbar wären, wobei der Effekt auf die Zahl der Krankenhausbehandlungen noch erheblich größer sein dürfte.

Impfung schützt sicher vor verschiedenen Pneumokokken-Typen
Der derzeit eingesetzte Impfstoff ist ein so genannter Konjugatimpfstoff (namens PCV7) und schützt vor mehreren, verschiedenen Pneumokokkentypen. Seine Wirksamkeit wurde in einer wissenschaftlichen Studie mit fast 40.000 Kindern getestet und steht außer Zweifel: Er kann 97,4 Prozent der Kinder vor einer Pneumonie schützen, wenn die Erkrankung von einem der im Impfstoff enthaltenen Serotypen ausgelöst wurde. Gegen alle Serotypen liegt die Wirksamkeit immerhin noch bei 91,7 Prozent. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut seit Juli 2001 eine generelle Pneumokokkenimpfung für Säuglinge und Kleinkinder bis zum vollendeten 2. Lebensjahr in Deutschland.

Quelle: The Lancet (2007), Band 369, Seite 1179. Zusammenfassung (abstract)