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Immer mehr alte und schwerkranke Patienten müssen beatmet werden

Aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung in Deutschland wird die Anzahl der Patienten, die beatmet werden müssen, weiter ansteigen. Viele von diesen benötigen dann auch wieder eine spezielle, oft schwierige Entwöhnung vom Beatmungsgerät (sog. prolongiertes Weaning) , für die es spezialisierte, pneumologische Weaning-Zentren gibt. Um die medizinischen Behandlungsabläufe zu verbessern, haben die Beatmungsspezialisten unter der Schirmherrschaft der DGP mit dem so genannten „WeanNet“ ein Kompetenznetzwerk pneumologischer Weaningzentren als bundesweit arbeitendes Netzwerk gegründet. Über dessen Zuwachs berichtete Prof. Bernd Schönhofer, Sprecher von WeanNet, auf einer Pressekonferenz am 7.4. im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Dresden.

Für die wachsende Bedeutung der Beatmungsmedizin in Deutschland liegen mehrere Gründe klar auf der Hand: Aufgrund der Bevölkerungsstruktur in Deutschland erreichen immer mehr Menschen ein höheres Lebensalter, in dem auch viele Krankheiten häufiger auftreten, wobei die Betroffenen meist nicht nur an einer einzelnen Krankheit erkranken, sondern oft an mehreren zugleich. „All dies macht auch die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung mit Beatmung wahrscheinlicher“, erläuterte Prof. Bernd Schönhofer, Leiter der Abteilung Pneumologie und internistische Intensivmedizin im Klinikum Region Hannover GmbH (Krankenhaus Oststadt-Heidehaus), auf einer Pressekonferenz am 7.4. im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Dresden. „Weitere Ursachen, die eine Beatmung erforderlich machen, sind die zunehmende Häufigkeit der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung COPD, sowie postoperative Komplikationen oder Traumata. Außerdem gibt es Patienten – darunter auch einige Kinder und Jugendliche -, die wegen einer neurologischen oder neuromuskulären Erkrankung (wie z.B. Duchenn’sche Muskeldystrophie) beatmet werden müssen. So ist die Häufigkeit der Langzeitbeatmungen in den Jahren von 1993 bis 2002 angestiegen von 144 auf 225 Fälle pro 100.000 Patienten.“

Etliche Beatmungspatienten benötigen spezielle Entwöhnung vom Beatmungsgerät

Bei rund zehn Prozent der Patienten, die während einer intensivmedizinischen Versorgung künstlich beatmet werden mussten, kann es zu einem schwierigen und längerfristigen Entwöhnungsprozess vom Beatmungsgerät (auch „prolongiertes Weaning“ genannt) kommen. „Das entspricht hierzulande drei- bis fünftausend komplizierten Weaning-Fällen pro Jahr, deren Versorgung nicht-spezialisierte Intensivstationen allerdings nicht adäquat leisten können“, erklärt Schönhofer. „Gerade die Behandlung von Patienten mit prolongiertem Weaning, die nach einem Luftröhrenschnitt über einen Beatmungsschlauch an das Beatmungsgerät fixiert sind und daher z.B. weder sprechen noch selbstständig essen können, erfordert natürlich eine große Behandlungsintensität und absorbiert rund 50 Prozent der Ressourcen einer Intensivstation. Außerdem benötigt eine auf Weaning spezialisierte Intensiveinheit im Vergleich zu einer allgemeinen Intensivstation ganz andere Organisationsstrukturen, –Abläufe und Expertise.“

Verlust an Atemmuskulatur infolge Langzeitbeatmung muss wieder aufgebaut werden

Dank der Fortschritte in der Intensivmedizin können Betroffene heutzutage länger überleben. „Je länger allerdings eine invasive Beatmung andauert, umso stärker wird sich bei den künstlich beatmeten Patienten die Atemmuskulatur zurückbilden, die dann wieder mühevoll durch spezielle Weaningstrategien aufgebaut werden muss“, betont Schönhofer. „Der Preis einer länger andauernden, invasiven Beatmung ist ein genereller Verlust der Belastbarkeit der Muskulatur, wobei die Schwäche der Atmungsmuskulatur besonders fatal ist und eine spezielle Behandlung erfordert. Dazu stehen in unseren Weaning-Kompetenzzentren spezielle bewegungs-, physio-, ernährungs- und pharmakotherapeutische Methoden zur Verfügung. Darüber hinaus versuchen wir die Patienten so bald wie möglich – alternativ zur invasiven Beatmung über einen Tubus nach Luftröhrenschnitt - auf eine nicht-invasive Beatmung mit Nasen- bzw. Mund-Nasen-Maske umzustellen, die ihnen u.a. das Sprechen und ein selbständiges Abhusten erlaubt, was ihre Genesung deutlich beschleunigen kann. Nicht zuletzt lässt sich auf diesem Weg auch die Psyche der oft reaktiv-depressiven Patienten stabilisieren.“

Zuwachs beim Kompetenznetzwerk pneumologischer Weaningzentren (WeanNet)

Da die Zahl der Beatmungspatienten in Deutschland ansteigt, haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr pneumologische Kliniken und Abteilungen in Deutschland auf die schwierige Entwöhnung vom Respirator (Weaning) spezialisiert. In den Weaningeinheiten werden die langzeitbeatmeten Patienten mit einer Erfolgsrate von über 50% vom Beatmungsgerät entwöhnt. Nicht selten wird anschließend eine nächtliche Beatmung in häuslicher Umgebung zur weiteren Stabilisierung der Atmung benötigt. Um ein bundesweit kooperierendes Netzwerk solcher Weaning-Stationen auf- und auszubauen, haben die Beatmungsspezialisten unter der Schirmherrschaft der DGP mit dem so genannten „WeanNet“ ein Kompetenznetzwerk pneumologischer Weaningzentren als bundesweit arbeitendes Netzwerk gegründet, dessen Sprecher Prof. Schönhofer ist. „Die wesentlichen Ziele von WeanNet sind eine Verbesserung der Zusammenarbeit der spezialisierten Weaningzentren und die Qualitätssicherung“, betont Schönhofer. „Dazu wurde von WeanNet in Kooperation mit dem Institut für Lungenforschung (ILF) ein Akkreditierungskonzept für Weaning-Zentren mit dem Ziel einer Verbesserung der medizinischen Behandlungsabläufe und der externen Qualitätssicherung erarbeitet. Seit Abschluss einer Pilotphase im Frühjahr 2010 haben nun 16 Weaningzentren (Stand April 2011) das Akkreditierungsverfahren erfolgreich durchlaufen, zudem sind 29 Zentren zur Akkreditierung angemeldet. Eine weitere wichtige Aufgabe von WeanNet in Kooperation mit dem ILF ist der Aufbau eines Weaning-Registers zur Dokumentation aller Behandlungsfälle, wobei der Betrieb der Datenbank und die Benutzerverwaltung in der Verantwortung des ILF liegen. In diesem Register sind mittlerweile 71 Weaning-Einheiten eingetragen."